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Heim für Tiere. Der Tierschutzverein soll das Sago-Gelände nutzen.

© M. Thomas

Pläne des Tierschutzvereins in Potsdam: Grünes Licht für Tierheim

Nach langem Streit um ein neues Tierheim in Potsdam kommt Bewegung in die Angelegenheit: Der Tierschutzverein kann nun doch einen Teil des Sago-Geländes von der Stadt kaufen. Und zwar schon recht bald.

Potsdam - Nach monatelangen Querelen kommt der Bau des seit Jahren fehlenden Tierheims in Potsdam offenbar doch voran. Nach PNN-Recherchen haben sich die Stadtverwaltung und die Spitze des Tierschutzvereins (TSV) nach schwierigen Verhandlungen verständigt: Der Verein kann nun doch einen Teil des Sago-Geländes an der Michendorfer Chaussee kaufen.

Tierschutzvereins-Mitglieder müssen noch zustimmen

„Wir sind auf einem sehr guten Weg“, sagte Stadtsprecherin Christine Homann zum Stand der Verhandlungen. Der TSV hielt sich bis zum Wochenende noch offiziell bedeckt. Aber nach PNN-Informationen soll bereits Ende Oktober bei einem Notartermin der Verkauf besiegelt werden. Vorher sollen die TSV-Mitglieder über den Vertrag bei einer Versammlung informiert werden und zustimmen. „Jetzt oder nie“, hieß es von maßgeblichen TSV-Mitgliedern. Man wolle – trotz Zugeständnissen an die Stadt – für den Vertrag werben. Auch aus dem Tierheimbeirat der Stadtverordneten hieß es, der Verkauf sei im Prinzip unter Dach und Fach.

Demnach hat sich die TSV-Spitze darauf eingelassen, für das Gelände einen weit höheren Kaufpreis an die Stadt zu zahlen als ursprünglich vorgesehen. Hintergrund war eine Rüge der Kommunalaufsicht vom Anfang des Jahres. Bekanntlich hatte der TSV das Gelände mit dem Segen der Stadtverordneten zunächst für rund 120 000 Euro erworben, es gab aber mit mehr als 200 000 Euro ein weiteres, wesentlich höheres Kaufangebot. Die Kommunalaufsicht hatte bemängelt, dass damit ein städtisches Grundstück unter dem Verkehrswert und nicht gegen Höchstgebot verkauft werde. Das Grundstück selbst sollte laut Exposé rund 240 000 Euro kosten.

Spendenaktion für ein Tierheim in Potsdam

Die Finanzierung will der Verein, der zudem von einer Bürgerinitiative für ein neues Tierheim in Potsdam unterstützt wird, auch mit einer Spendenaktion stemmen. Schon vor vier Jahren hatten sich etliche Prominente wie der Potsdamer Designer Wolfgang Joop oder der Musiker Frank Zander für ein neues Tierheim unter TSV-Führung eingesetzt – diese Kampagne soll dem Vernehmen nach neu angeschoben werden. Bekanntlich ist der Tierheim-Bau ein Dauerthema, mehrere Anläufe für das Vorhaben sind über die Jahre hinweg gescheitert – obgleich der Wunsch nach einem Neubau bereits mehrmals die Abstimmungen zum Bürgerhaushalt dominiert hat. Trotz der Rüge der Kommunalaufsicht hat der TSV auf dem Sago-Gelände nach eigenen Angaben bereits etliche ehrenamtliche Arbeitseinsätze organisiert, um den Bau des Tierheims vorzubereiten.

Während der Verkauf des Geländes fast besiegelt ist, gibt es aber noch immer Streit zwischen dem TSV und der Stadtverwaltung um frühere Spenden für einen Tierheimbau. Es geht um rund 130 000 Euro. Einst wurde das Geld vom TSV verwaltet. Seitdem dessen Vertrag zum Betrieb des alten Tierheims am Wildpark vor acht Jahren vom Sozialdezernat gekündigt wurde, befinden sich die Spenden treuhänderisch bei der Stadt. Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) hat bereits angekündigt, eine Förderrichtlinie für die Verteilung dieser Gelder zugunsten von Tierschutzprojekten erarbeiten zu wollen. Der TSV wiederum will die Spenden direkt für seinen Neubau verwenden. Auf Anfrage hieß es aus der Stadtverwaltung, die Erarbeitung der Richtlinie sei noch nicht beendet. Zudem muss sie den Stadtverordneten noch vorgelegt werden. Das Geld wäre für den Verein insofern nötig, als das Sago-Gelände – es liegt am Rande der Stadt – bisher kaum erschlossen ist. Neben dem Kaufpreis sind daher wie berichtet Folgekosten in sechsstelliger Höhe, etwa für eine bisher nicht vorhandene Zufahrt, einzuplanen.

Auch Angebote für Schulklassen und Senioren geplant

Derzeit werden die Potsdamer Fund- und Verwahrtiere in einem Tierheim im 50 Kilometer entfernten Zossen betreut – dieser Anbieter hat sich auch bei einer europaweiten Ausschreibung für diese Aufgabe ab 2016 beworben. Auch dieses Verfahren sei noch nicht beendet, hieß es von der Stadtverwaltung. Wenn der Bau des neuen Tierheims am Sago-Gelände fortgeschritten genug ist, will sich dem Vernehmen nach auch der TSV um diese Aufgabe bewerben – und damit den laufenden Betrieb seines Tierheims finanzieren.

Laut Konzept des TSV sind in dem Tierheim unter anderem jeweils acht Hunde- und Katzenzimmer, Räume für Kleintiere, Vögel und Reptilien sowie eine Kranken- und Quarantänestation vorgesehen. Geplant sind auch Angebote für Kindergärten, Schulklassen, Senioren sowie Natur- und Tierschützer. „Eine Begegnungsstätte für Jung und Alt, ein Zentrum für Mensch und Tier”, heißt es in dem Konzept für das geplante Tierheim.

Ganz abgeschieden könnte das künftige Tierheim vielleicht doch nicht liegen: Das Land prüft derzeit, ob auf einem anderen Teil des Sago-Geländes eine weitere Außenstelle der zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber aufgebaut werden kann.

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