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Der Salafist Pierre Vogel will nach Potsdam kommen.

© Uli Deck/dpa

Pierre Vogel auf "Deutschlandtour": Salafist plant Kundgebung in Potsdam

Der umstrittene Prediger Pierre Vogel plant, eine Kundgebung in Potsdam abzuhalten. Das bestätigt der Salafist den PNN. Die Stadt will vorbereitet sein.

Potsdam - Der umstrittene Salafist Pierre Vogel will in Potsdam auf großer Bühne öffentlich auftreten. „Wir planen mehrere Kundgebungen und einige davon auch in Potsdam“, teilte der bundesweit bekannte Prediger am Dienstag schriftlich auf PNN-Anfrage mit. Weitere Details – etwa zum Ort, zum Datum oder zum Thema zumindest der ersten Kundgebung – nannte er nicht. 

Anlass ist offenbar eine neue Kundgebungsreise durch Deutschland, für die Vogel schon im sozialen Netzwerk „Facebook“ wirbt – er hat dort mehr als 150.000 Anhänger. In den Städten, die der bei Köln lebende Islamist besuchen will, werden Unterstützer gesucht. Von den Städten, in denen prioritär Auftritte geplant sind, steht Potsdam an fünfter Stelle – nach Dresden, Mainz, München und Stuttgart. Ab April sollen die sechs geplanten Kundgebungen losgehen – je nachdem wie viele Helfer in den Städten gefunden werden und wie viel Interesse besteht, wie es auf der Internetseite heißt. Bei der Polizei liegt allerdings noch keine Anmeldung vor, erklärte die Behörde am Dienstagmorgen.

Pierre Vogel gilt als einer der einflussreichsten Salafisten-Prediger 

Laut Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen ist der 37 Jahre alte Ex-Boxer einer „der einflussreichen Prediger innerhalb der salafistischen Szene“, der seit Jahren medienwirksam öffentlich auftrete. Vogel, der einst vom Christentum zum sunnitischen Islam konvertierte, sprach sich in der Vergangenheit für eine Kopftuchpflicht für weibliche Muslime aus und lehnt die Evolutionstheorie und den Darwinismus ab. Mehrere Medien bezeichneten ihn als „Hassprediger“. 

Die Bundeszentrale für politische Bildung erklärt, für Vogel sei die „rigide Unterscheidung zwischen islamischem und unislamischem Verhalten“ charakteristisch. Durch Abgrenzung von der nicht-muslimischen Umwelt bestehe die Gefahr, eine Radikalisierung einzelner religiöser Jugendlicher zu befördern. Zugleich erklärt die Bundeszentrale aber auch, andere muslimische Vertreter und Vereine würden den von Vogel vertretenen Salafismus ablehnen, weil dieser die Diskriminierung von Muslimen in Deutschland überspitze und zur Werbung um Anhänger instrumentalisiere.

Er warnt vor dem "Holocaust an Muslimen"

So warnte Vogel vor einem drohenden „Holocaust an den Muslimen“. Derlei ist für Kamal Mohamad Abdallah von Potsdamer Al Farouk Moschee kein Thema. Zu Pierre Vogel habe man keinen Kontakt und zu seinen Lehren habe man sich noch keine Meinung gebildet, sagte der Imam der Moschee auf PNN-Anfrage. Abwartend reagierte der beobachtete „Islamische Gemeinschaft am Park Sanssouci“ aufgelöst, die vor allem deutsche Konvertiten angezogen hatte. 

Potsdam soll auch im Fall Pierre Vogel Stellung beziehen

Die Stadt will dennoch vorbereitet sein: Stadtsprecher Stefan Schulz sagte, der mögliche Auftritt werde nächste Woche Thema bei der Sitzung des parteiübergreifenden Bündnisses „Potsdam bekennt Farbe!“ sein, das derzeit die Proteste gegen die fremdenfeindlichen Pogida-Aufzüge organisiert. Mitglied ist auch die Linke. Deren Kreischef Sascha Krämer erklärte auf PNN-Anfrage, auch bei Pierre Vogel müsse Potsdam Stellung beziehen: „Hier ist kein Platz für Intoleranz und Fanatismus.“ Allerdings dürfe Protest gegen Salafisten nicht als Protest gegen den Islam im Allgemeinen verstanden werden. Erst im Oktober hatte NRW-Verfassungsschutzchef Burkhard Freier gewarnt, extremistische Salafisten wie Pierre Vogel würden auch das Thema Flüchtlinge für ihre Propaganda im Internet verwenden. Ihr Ziel sei es, das salafistische Islamverständnis zu verbreiten und „die Flüchtlinge von unseren demokratischen Grundwerten zu entfernen“, so Freier damals. Auf der Suche nach Schutz und Anschluss in der Gesellschaft könnten gerade junge Flüchtlinge in die Fänge der Salafisten geraten. Das stelle eine große Gefahr für die Integration dar. 

Allerdings verwies der Verfassungsschutz NRW auch darauf, dass bei der letzten „Deutschlandtour“ von Vogel im Jahr 2014 die Zahl der Besucher „durchgängig deutlich“ hinter den angemeldeten Teilnehmerzahlen zurückgeblieben war. In Medienberichten von den damaligen Kundgebungen ist vielfach von einem großen Polizeiaufgebot und Protesten aus der Zivilgesellschaft die Rede. Mitunter kam es zu Gewalt – so waren 2014 bei Protesten der Hooligan-Szene gegen eine Kundgebung von Salafisten, bei der auch Vogel sprach, in Mannheim fünf Polizisten verletzt worden. In Mönchengladbach demonstrierte im selben Jahr die rechtsextreme Pro-NRW gegen eine Vogel-Kundgebung, gegen beide Veranstaltungen gab es Proteste einer Bürgerinitiative und von der Antifa. 

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