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In Potsdam gibt es in der Altenpflege zahlreiche unbesetzte Stellen (Symbolfoto).

© dpa

Pflege in Potsdam: Immer wieder Personalmangel

Potsdam altert, der Bedarf an Pflegediensten wächst. Doch diese finden kaum Bewerber auf ihre Stellen. Woran liegt das?

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Potsdam – Der Statistische Jahresbericht der Stadt Potsdam für 2019 hat es gezeigt: Die Bevölkerung der Landeshauptstadt wird immer älter. Jeder fünfte Potsdamer war im vergangenen Jahr über 65 Jahre alt. Die Gruppe der über 80-Jährigen wächst schneller als jede andere in der Stadt. Das hat auch Folgen für die angespannte Pflegesituation in Potsdam. Bereits jetzt beklagen Pflegedienstleister, nur schwer Personal zu finden. Die Situation dürfte sich in den kommenden Jahren weiter zuspitzen.

Wie die Arbeitsagentur Potsdam auf PNN-Anfrage mitteilte, waren Ende September in der Altenpflege 74 Stellen unbesetzt. In dem Bereich gebe es allerdings auch 200 arbeitslos gemeldete Menschen. Bei den Gesundheits- und Krankenpflegern seien 19 Stellen offen. Dem stehen 23 Arbeitslose mit der entsprechenden Qualifikation gegenüber. 

Die Lage bleibt angespannt, auch wenn der Trend der vergangenen drei Jahre zeigt, dass sich die Situation langsam bessert: So hat die Nachfrage nach Arbeitskräften in beiden Berufsgruppen abgenommen, wobei sie bei den Gesundheits- und Krankenpflegern 2020 wieder leicht anstieg.

Nachfrage nach Pflegeangeboten steigt

Die Nachfrage nach Pflegeangeboten steigt derweil weiter. Auch deshalb bietet der Malteser Hilfsdienst Potsdam seit dem 1. Oktober einen ambulanten Pflegedienst an, der Potsdamer in ihrem täglichen Leben unterstützen soll. Das Ziel: Die Menschen sollen möglichst lange in ihrem eigenen Zuhause bleiben können. Die Pfleger unterstützen im Haushalt und bei der Körperpflege. Sie begleiten aber auch bei Spaziergängen und helfen, Anträge für die Pflegegradeinstufung und Pflegehilfsmittel zu stellen.

„Unser Pflegedienst fährt die Touren nach Bedarf. Melden sich Personen bei uns, dann kommen wir vorbei“, so Raphael Dütemeyer vom Malteser Hilfsdienst. Wie viele Pflegedienstleiter habe auch er Probleme gehabt, überhaupt Personal zu finden: „Es war schwierig und extrem herausfordernd. Es hat bestimmt drei bis sechs Monate gedauert, bis die Stellen besetzt wurden.“ 

Feste Bezugspersonen sollen Sicherheit vermitteln

Beim neuen ambulanten Hilfsdienst arbeiten derzeit drei Pflegefachkräfte und vier Pflegehelfer. Der Hilfsdienst lege Wert darauf, so Dütemeyer, dass feste Bezugspersonen zu den Pflegebedürftigen nach Hause kommen. Den zu pflegenden Menschen wolle man damit ein Gefühl der Sicherheit und Vertrautheit geben.

Dütemeyer war auch an der Einführung des ambulanten Pflegedienstes in Berlin beteiligt. Dort hätte sich die Personalsuche jedoch einfacher gestaltet. „In Potsdam kamen einfach sehr wenige Bewerbungen, womöglich auch wegen der Tarifunterschiede.“ Gemeint sind damit die höheren Pflegesätze von den Kassen in Berlin und die besseren Personalschlüssel. Bereits seit Jahren beklagen Pflegedienste, dass in Potsdam neue Pfleger auch deshalb schwerer zu finden seien und man sie langfristig nicht in der Landeshauptstadt halten könne.

Corona als zusätzliche Belastung

Bedarf nach Pflegeangeboten, wie dem ambulanten Pflegedienst, gebe es in Potsdam genug. „Wir haben den neuen Dienst auch deshalb angeboten, weil uns Kunden entsprechende Rückmeldung gegeben haben“, so Dütemeyer. Schon vor der Eröffnung habe es Anfragen gegeben.  Aktuell befinde sich der ambulante Pflegedienst noch im Aufbau. 

„Wir wollen auf Qualität und Nähe setzen und deshalb nicht einfach kopflos wachsen“, so Dütemeyer. Wenn die Nachfrage weiter da sei, werde man reagieren. Aktuell decke man vor allem den „inneren Zirkel“ von Potsdam ab, von Babelsberg bis in die Nördliche Vorstadt. „Wir können zu Beginn nicht direkt überall sein“, sagt Dütemeyer. Unterwegs ist der Hilfsdienst mit einem Auto, sowie mit normalen und Elektrofahrrädern. Man wolle auch in Punkto Nachhaltigkeit ein Zeichen setzen. 

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Neben der Personalknappheit hat sich Corona zu einer zusätzlichen Belastung für die Pflegedienste entwickelt: „Durch die zusätzlichen Hygienebestimmungen ist sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Pflege ein erweiterter Arbeitsaufwand entstanden“, sagt Stadtsprecherin Juliane Güldner. Insbesondere in den stationären Einrichtungen sei durch das Besuchermanagement eine weitere Aufgabe hinzugekommmen, die Personalressourcen binde. Über einen Engpass bei persönlicher Schutzausrüstung sei allerdings nichts bekannt, so Güldner.

Erst vor einigen Tagen starteten viele junge Menschen ihre Ausbildung im Pflegebereich. Dabei gab es Veränderungen: Während in der Vergangenheit die Ausbildungen in der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege getrennt waren, wurden sie in diesem Jahr zur sogenannten generalistischen Pflegeausbildung zusammengefasst. In Brandenburg haben sich in diesem Jahr laut Gesundheitsministerium knapp 1200 junge Menschen für diesen Ausbildungsweg entschieden. Vergangenes Jahr waren es in den drei getrennten Ausbildungsberufen insgesamt 1566 Menschen. 

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