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Pflanzlich und ohne Konservierungsstoffe: Kosmetik aus kleiner Manufaktur in Bornstedt

Mit Waage und Mixer: Suzan Nguyen stellt in einem Labor in Bornstedt eigene Kosmetikprodukte her - ohne Wasser, Alkohol oder belastenden Zutaten.

Potsdam - Kittel, Haarnetz, Schutzbrille, Handschuhe: Wenn Suzan Nguyen einen Produktionstag hat, muss sie sich vorschriftsgemäß einkleiden und das alles anlegen. Sogar die Straßenschuhe tauscht sie gegen Laborschuhe, die auf einer sauberen Matte gleich neben der Tür stehen. Auch alles andere in dem kleinen Raum ist blitzblank. Kein Stäubchen nirgends. Nichts darf die Kosmetikprodukte, die sie hier in Handarbeit herstellt, verunreinigen. Es gibt in ihrer Büroecke nicht mal einen Drucker – wegen des Feinstaubs.

Vor zwei Jahren mietete sich Nguyen im Potsdamer Centrum für Technologie in Bornstedt ein, um die Kosmetik, die sie bisher zu Hause für den Eigenbedarf hergestellt hatte, jetzt in kleinen Serien zu fabrizieren. Seit Juni sind die Produkte online zu bestellen und sind nun auch im Potsdamer Badezimmer, ein Geschäft in der Gutenbergstraße, erhältlich, wo man sie anschauen und testen kann.

„Herkömmliche Kosmetik ist in ihrer Zusammensetzung oft sinnlos oder gar kontraproduktiv“, sagt die 39-Jährige. Sie selbst habe eine empfindliche Haut und habe vieles aus Drogerie und Apotheke, mit oder ohne Biozertifikat, ausprobiert. Zufrieden war sie selten. Zuletzt begann sie, reine Rohstoffe einzukaufen und eigene Rezepte mit nur wenigen Zutaten zu entwickeln. Ihr Grundprinzip lautet: weniger ist mehr. „Eine Creme ist laut Definition eine Wasser-Öl-Emulsion. Wasser ist aber ein Nährboden für Bakterien und Pilze. Also muss man Konservierungsstoffe zusetzen“, so Nguyen. Sie probierte, das Wasser einfach wegzulassen und nur pflanzliche Fette wie Sheabutter mit wenigen konzentrierten Wirkstoffen zu kombinieren. Diese werden dann „Butter“ genannt. Um sich beispielsweise mit einer Körperbutter nach dem Duschen einzucremen, reicht ein kleiner Klecks, den man am besten mit der Restfeuchtigkeit auf dem Körper vermischt – fertig ist die reine Pflege, so die Expertin.

Eigentlich arbeitete sie als Lehrerin

Dieses Fachwissen hat sie sich autodidaktisch angeeignet. Sie arbeitete damals als Lehrerin, wünschte sich allerdings mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit, um sich um ihre zwei kleinen Kinder kümmern zu können. Dann sagten ihre Freundinnen, die die ersten Kunden ihrer noch in der heimischen Küche hergestellten Kreationen waren: Das ist so gut, mach das doch beruflich.

„Daran hatte ich nie gedacht“, sagt Nguyen. Aber irgendwie steckte die Lust dazu schon längst in ihr, vielleicht auch ihrer Herkunft geschuldet. Nguyens Eltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland, sie stammen aus einem aramäischen Dorf in der Türkei. Die Großeltern waren dort Naturheilkundler. „Was sie zum Heilen brauchten, holten sie sich aus dem Wald.“ Suzan Nguyen recherchierte zu fachlichen Themen, las viele Bücher, belegte Seminare zum Thema Businessplan und einen Marketing-Kurs. „Dabei lernt man außerdem andere Gründer kennen und kann sich austauschen, wie die das machen.“ Weil ihr Mann sie unterstützte, auch finanziell, konnte sie sich Zeit lassen und versuchte es ohne Fördermittel. Sie entwickelte ihr eigenes Design, entschied sich für dunkle Gläser, die kein Licht durchlassen. Auf eine aufwendige Umverpackung verzichtete sie – zur Müllvermeidung. Der Plastikdeckel sei leider derzeit unverzichtbar.

Fünf Produkte im Angebot

Die Proben und Rezepte musste sie zur behördlichen Genehmigung einreichen und muss sich jetzt penibel daran halten. Jedes neue Produkt, jede Änderung muss sie prüfen lassen und eine neue Zulassung beantragen. Derzeit hat sie fünf Produkte im Angebot: Körper-, Hand- und Lippenpflege, ein Deo und ein Gesichtsserum. Die Preise reichen von 27 bis 57 Euro.

Die Produktion sei gar nicht so kompliziert, wenn man die physikalischen Prinzipien verstanden habe. Vor allem Temperaturen müssen genau eingehalten werden. Die Chargen werden nach Bedarf angefertigt und sind dadurch immer frisch. Kühlschrank, Mixer, Waage und Kochplatte gehören zur Ausstattung. Außerdem ein Packtisch, wo sie alles für den Versand fertig macht. „Es heißt, man muss bis zu fünf Jahre aushalten, bis ein Start-up Gewinn abwirft“, sagt sie. Das will sie schaffen.

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www.nuylael.de

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