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Völlig marode. Nach der Einigung im Pfingstberg-Streit kann die 1848 erbaute Villa Schlieffen endlich saniert werden.

© Sebastian Gabsch

Pfingstberg Potsdam: Rettung für Villa Schlieffen in Sicht

Der Streit am Pfingstberg ist beigelegt: Die Vertragsverhandlungen zwischen Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und der Stadt Potsdam stehen vor dem Ende.

Potsdam - Spätestens Ende Juni nächsten Jahres soll ein erster Teil der Sanierung des Welterbe-Parks der Villa Henckel beendet sein. Auf diesen Zeitplan haben sich der Springer-Vorstandschef und Wahl-Potsdamer Mathias Döpfner und das Rathaus nach monatelangen Verhandlungen geeinigt. In dem ersten Bauabschnitt geht es um ein rund 18 000 Quadratmeter großes Areal zwischen Villa Lepsius, Villa Henckel und der maroden Villa Schlieffen. Dieses Gebäude soll in einem zweiten Abschnitt samt knapp 4000 Quadratmetern im Umfeld bis zum 30. Juni 2021 komplett erneuert werden. Ein dritter Bauabschnitt im Norden – noch einmal 25 000 Quadratmeter – soll dann bis spätestens Juni 2023 fertig sein. Diese Details stellte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann am Mittwoch im Hauptausschuss der Stadtverordneten vor. Noch in dieser Woche solle ein entsprechender Vertrag mit Döpfner geschlossen werden. Zugleich hoffe er, dass Döpfner die Arbeiten insgesamt auch schneller beenden könnte.

Damit stehe das „Ende einer langen und teils erbittert geführten Auseinandersetzung“ bevor, sagte Goetzmann. Döpfners Immobilienverwalter in Potsdam, Manfred Dengel, sagte auf Anfrage, allerdings müsse der vorliegende Entwurf noch an mehreren Stellen geändert werden. Details nannte er nicht. Goetzmann sagte, in den Grundsatzfragen sei man sich einig, es gehe nur um Formulierungsdetails. Nachfragen im Hauptausschuss gab es nicht, nur die Linke wünschte ein Protokoll der getroffenen Vereinbarungen.

Döpfner zahlt Sanierung für Teil des Parks und der maroden Villa Schlieffen

Im vergangenen Frühjahr hatten die Stadtverordneten wie berichtet nach langen Diskussionen entschieden, dass Springer-Vorstand Döpfner einen rund 13 000 Quadratmeter großen Teil des Parks um die ihm gehörende Villa Henckel 40 Jahre lang privat nutzen darf. Als Gegenleistung bezahlt er sowohl die Sanierung des restlichen, 47 000 Quadratmeter großen Parks als auch der dortigen maroden Villa Schlieffen – und die Pflege der öffentlichen Grünanlage. Das Geschäft eingefädelt hatte die Schlösserstiftung, die kein Geld für die Sanierung des Areals übrig hat. Für die Arbeiten hat sich der Konzernchef verpflichtet, mindestens 1,8 Millionen Euro aufzuwenden. „Das wird aber nie im Leben reichen“, glaubt Goetzmann. Der Investor müsse wohl mehr Geld aufwenden. Döpfner selbst äußerte sich am Mittwoch nicht.

Zwei Bürgerinitiativen hatten gegen die vor zweieinhalb Jahren aus Sicherheitsgründen erfolgte Schließung des verwilderten Parks protestiert. Auch den gefundenen Kompromiss hatten sie kritisiert: Döpfner erhalte zu viel Privatgelände aus einem einst öffentlichen Park und werde zu großzügig von Vorgaben des geltenden Bebauungsplans befreit. Dagegen sagte Goetzmann, es handele sich um einen „sinnvollen Ausgleich verschiedener Interessen“. Der private und öffentliche Teil des Parks würden mit einem eigens hergestellten Stabgitterzaun von etwa 1,70 Meter Höhe getrennt, dieser solle „so unsichtbar wie möglich“ sein. Ähnlich sei der Zaun am Schloss Glienicke hin zum Jungfernsee gestaltet. Auch um das Pfingstberg-Gelände selbst ist ein weiterer Zaun mit mehreren Zugängen zur Großen Weinmeisterstraße geplant, links und rechts der Villa Henckel sind zwei neue öffentliche Zuwegungen vorgesehen.

Bäume müssen gefällt oder stark gestutzt werden

Goetzmann sagte, die von Döpfner beauftragte Firma habe mit Suchschürfungen begonnen, um den genauen Verlauf der historischen Parkwege zu rekonstruieren. Die drei Bauabschnitte seien so organisiert, dass der strittige Zaun schrittweise zurückgebaut werden könne. Während der Gesamtsanierung müssten noch Bäume gefällt oder stark gestutzt werden, kündigte Goetzmann an – wegen ihres schlechten Zustands. Zugleich müsse zum Beispiel auch das Unterholz so behutsam entfernt werden, dass dies mit dem Naturschutz vereinbar ist. Daher müssten die Arbeiten schrittweise über wenigstens vier Winter verteilt stattfinden.

Noch keine detaillierten Abstimmungen gibt es darüber, wie genau die Villa Schlieffen genutzt werden soll. Zwischenzeitlich war eine Nutzung als Kunsthaus für Döpfners Gemäldesammlung im Gespräch. Nun sprachen sowohl Goetzmann als auch Dengel nur noch von einer „kulturellen Nutzung“. Der von Döpfner beauftragte Denkmalpfleger Roland Schulze sagte den PNN, die einstige Hohenzollern-Villa sei gegen Wasser und andere Gefahren gesichert worden. Er gehe von mindestens zwei Jahren Bauzeit aus, die Pläne würden gerade entwickelt. Man müsse sich genau überlegen, was dort passieren solle, damit auch historische Bausubstanz bestehen bleiben könne: Ein Haus in einem solch schlechten Zustand habe er seit den 1990er-Jahren in Potsdam nicht mehr betreuen müssen, so Schulze.

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