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Landeshauptstadt: Pfefferspray-Attacke

Drei Jahre Bewährung für 62-jährigen Physiker

Walter W.* (62) fühlt sich zu Unrecht gemaßregelt. Acht Monate Freiheitsstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung, ausgesetzt zu drei Jahren Bewährung, schluckt der Diplom-Physiker so ohne weiteres nicht. Schließlich sei er Opfer der Attacke eines Plakatklebers geworden, der ihm seinen leimverschmierten Pinsel ins Gesicht gedrückt, ihm gar einen Tritt in den Rücken versetzt habe. Zwei Rippen seien danach angebrochen gewesen, versichert der arbeitsloseAkademiker. „Ich habe mich mit Pfefferspray nur gegen den Angriff gewehrt.“

Am Nachmittag des 14. Juni habe er sich zu einem Schläfchen aufs Ohr gelegt. Da sei seine Tochter mit einer Hiobsbotschaft ins Zimmer geplatzt. „Sie sagte, da unten überklebt jemand deine Plakate für die Konzerte“, berichtet der Angeklagte. In der Tat hätten sich zwei Männer „in aggressiver Weise“ an der offiziellen Plakatwand am Bahnhof Charlottenhof betätigt. „Ich fragte den Jüngereren, was das soll. Der baute sich provokativ vor mir auf und klatschte mir seinen Leimpinsel ins Gesicht.“ Wenig später habe er einen heftigen Tritt im Rücken verspürt. Da habe er sein Pfefferspray gezückt, so Walter W.

„Ich habe im Auftrag meines Kumpels Plakate für die Strandbar geklebt“, erinnert sich Lars L.* (32) im Zeugenstand. Plötzlich sei der Angeklagte erschienen, habe die Werbung heruntergerissen. „Ich stellte ihn betont ruhig zur Rede. Da holte er einen Gegenstand aus seiner Tasche. Ich verspürte einen brennenden Schmerz im Gesicht. Im ersten Moment wusste ich nicht, dass es Pfefferspray war. Ich habe nur versucht, ihm das Ding aus der Hand zu treten. Dann bin ich zu einem Imbiss gelaufen, um mir das Zeug abzuwaschen.“ Kaum zurück, habe der Angeklagte erneut versucht, die Spraydose zu aktivieren. „Ich habe ihn nicht absichtlich getreten. Ich habe ihm auch keinen Pinsel ins Gesicht gedrückt“, beteuert Lars L.

„Mein Junge diskutierte sachlich mit dem Mann. Da sprühte der ihm etwas ins Gesicht. Lars ging in die Knie und hielt sich die Hände vor die Augen. Die waren danach noch tagelang rot“, erzählt Ludwig L.* (52). Er half dem Sohn an besagtem Tag. „Ich habe kein Verständnis, wie man sich in diesem Alter so benehmen kann“, schickt der Kunstschlosser empört hinterher. Damit trifft er bei Staatsanwaltschaft und Gericht ins Schwarze. „Die verbale Auseinandersetzung war beendet. Es bestand kein Anlass, das Pfefferspray einzusetzen“, betont der Vorsitzende, der mit seinem Urteil über den Antrag der Staatsanwaltschaft – sie forderte sechs Monate – hinausgeht. (*Namen geändert.) Hoga

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