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Pfarrerin im Entsendungsdienst. Juliane Rumpel wurde Anfang Mai zur evangelischen Pfarrerin der temporären Kapelle auf dem Grundstück der Garnisonkirche berufen.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dapd

Landeshauptstadt: Pfarrerin mit Ideen

Juliane Rumpel predigt auf dem Gelände der künftigen Garnisonkirche

Von Katharina Wiechers

Innenstadt - Noch ist von der Garnisonkirche, die an ihrem ursprünglichen Standort in der Potsdamer Innenstadt wiederaufgebaut werden soll, nichts zu sehen. Und doch hat sie schon ein geistliches Oberhaupt: Anfang Mai wurde die erst 31 Jahre alte Juliane Rumpel zur evangelischen Pfarrerin berufen. In der temporären Kapelle – ein schlichter Quader aus Glas und Holz auf dem Grundstück der geschichtsträchtigen Kirche – die am 25. Juni mit einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht wurde, wird sie predigen, Seelsorge betreiben und „eine Gemeinde bauen“, wie sie sagt.

Wie eine solche Gemeinde aussehen soll, versuche sie gerade herauszufinden, sagt Rumpel, die in Senzig bei Königs Wusterhausen aufgewachsen ist. Von starren Regeln einer Ortsgemeinde, zu der automatisch jeder gehöre, der in einem bestimmten Umkreis um eine Kirche wohne, halte sie nichts. Stattdessen können bei der Gemeinde der Garnisonkirche auch Menschen unabhängig von ihrer Adresse Mitglieder werden, wenn sie sich auf irgendeine Art und Weise mit dem Bauwerk verbunden fühlen. Sogar über eine Mitgliedschaft für nicht getaufte Menschen werde nachgedacht, sagt Rumpel. Fest stehe aber noch nichts.

Das ist nicht die einzige unkonventionelle Idee, die die junge Frau aus ihrer Vikariatsstadt Cottbus mit nach Potsdam bringt. So denkt die zierliche Frau, die einen modischen Kurzhaarschnitt und im linken Ohr gleich drei Ohrringe trägt, auch über eine Verlegung des Gottesdienstes von Sonntagmorgen auf Samstagabend nach. Rumpel sieht darin gleich mehrere Vorteile: Einerseits konkurriere die Kapelle an der Garnisonkirche dann nicht mit den vielen anderen Kirchen in Potsdam. „Und außerdem ist Sonntagfrüh ja nicht gerade die attraktivste Zeit“, sagt sie und lacht.

Mit ihren 31 Jahren ist Rumpel deutlich jünger als die meisten der Fördermitglieder – zumindest als jene, die sich bei öffentlichen Veranstaltungen der Fördergesellschaft blicken lassen. „Ich glaube, dass es der Stiftung ganz gut tut, wenn ich als Neuling einen Blick auf die Dinge werfe“, sagt sie selbstbewusst.

Vielleicht kann sie auch den Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern des Wiederaufbaus lösen. Am Abend vor dem feierlichen Richtfest für die Interims-Kapelle am 13. Mai hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet, die gegen einen Wiederaufbau vorgehen will. Das Gotteshaus, das im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1968 auf Beschluss der SED-Führung gesprengt wurde, sei sowohl von den preußischen als auch nationalsozialistischen Machthabern vereinnahmt worden, lautet die Argumentation der Kritiker.

Tatsächlich ist die Garnisonkirche aufgrund eines unrühmlichen Ereignisses weltbekannt. Am 21. März 1933, dem „Tag von Potsdam“, wurde dort der Handschlag von Adolf Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg als aufwendiger Festakt inszeniert. Sie verstehe die Kritiker und werde bald das Gespräch mit ihnen suchen, sagt Rumpel diplomatisch.

Zuallererst aber galt ihre ganze Aufmerksamkeit zunächst den Vorbereitungen für den Gottesdienst am 25. Juni. Nun zieht sie von ihrem provisorischen Büro in den Räumen der Stiftung – ebenfalls nur temporär – in die Kapelle um. Für wie lange und ob sie die Errichtung der Garnisonkirche, die erst für das Jahr 2017 geplant ist, überhaupt als Pfarrerin miterleben wird, weiß Rumpel nicht. Ihr Vertrag als „Entsandte im Kirchendienst“ sei zunächst auf drei Jahre befristet. „Dann sehen wir weiter“, sagt sie unbeschwert. „Ich bin eine Freundin der kleinen Schritte.“ Katharina Wiechers

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