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Persiusspeicher: Investor will Stadt verklagen

Die Verhandlungen über einen Verkauf des Persiusspeichers sind gescheitert. Nun droht der Investor der Stadt mit einer Klage. Unterdessen verfällt das denkmalgeschützte Gebäude weiter.

Potsdam - Potsdam steht wahrscheinlich ein längerer Rechtsstreit um den Persiusspeicher in der Zeppelinstraße bevor. Unterliegt die Stadt, könnte sie nicht nur das historische Gebäudeensemble verlieren, sondern auch Einnahmen aus dessen beabsichtigten Verkauf zum Verkehrswert. Während sich Rechtsanwälte und Gerichte damit beschäftigen, könnte das denkmalgeschützte Gebäude weiterhin leer stehen und verfallen. Wie der Berliner Immobilienunternehmer Dirk Gädeke den PNN sagte, lasse er derzeit nämlich eine Klage auf Rückübertragung des Persiusspeichers vorbereiten.

Hintergrund sind die geplatzten Verhandlungen der Stadt mit ihm – dem früheren Eigentümer, der das Gebäude zurückkaufen will. In der vergangenen Woche hatte die Märkische Allgemeine berichtet, dass das Rathaus den Verkauf abgesagt habe. Auslöser seien juristische Gründe, die sich bei einer erneuten Prüfung des geplanten Verkaufs ergeben hätten, wie ein Stadtsprecher den PNN sagte. Details wurden auf Nachfrage nicht genannt. Die Stadt will das Gebäude aber trotzdem loswerden. Derzeit werde intern eine Konzeptvergabe vorbereitet. Dabei spiele eine künstlerische Nutzung eine zentrale Rolle, hieß es. 

Die Hälfte der Fläche sollte als Ateliers genutzt werden

Der ausgebremste Investor ist mit dieser Entwicklung alles andere als zufrieden. Er habe davon bereits im April in einer E-Mail erfahren. „Das hat mich sehr überrascht“, sagte er. Schließlich habe man rund zwei Jahre verhandelt. „Es lag alles unterschriftsreif auf dem Tisch.“ Er sei von der Stadt enttäuscht. „Ich habe alle Forderungen erfüllt.“ 50 Prozent der Fläche sollten als Ateliers an Künstler vermietet werden – für Mieten von 6,50 bis 7,50 Euro. Die andere Hälfte sollte zu Büros oder Wohnungen umgebaut werden. So habe es im Vertrag gestanden.

Doch daraus wird nun erstmal nichts. Dabei hatte es vor anderthalb Jahren ganz anders ausgesehen. Unter dem damaligen Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte sich Stadt und Investor prinzipiell geeinigt. Die Gespräche darüber seien weit fortgeschritten, hieß es Anfang 2018. Nur ein Gutachten zum Verkehrswert fehle. Dann begann das Warten. Doch noch im Januar dieses Jahres hatten sich wie berichtet beide Seiten auf Nachfrage zu dem Deal bekannt. Es fehlte noch die Zustimmung der Stadtverordneten, die bei Grundstücksverkäufen der Stadt das letzte Wort haben. Doch das Thema landete anschließend nie auf der Tagesordnung. 

Rund 30 Millionen Euro sollten auf dem Areal investiert werden. Als Partner hatte sich Gädeke mit der Immobilien-Gruppe Immeo zusammengetan, die bundesweit rund 50.000 Wohnungen bewirtschaften. Immeo gehört wiederum dem französischen Immobilienkonzern Foncière des Régions, dem in Potsdam auch das Hotel Mercure gehört. Der nach Entwürfen von Ludwig Persius im normannischen Burgenstil als eine der ersten Industrieanlagen Potsdams errichtete Persiusspeicher selbst sollte für 14 Millionen Euro saniert werden. „Dafür gab es umfangreiche Auflagen der Denkmalpflege“, so Gädeke. Dazu gehöre auch die komplette Sanierung der historischen Holzkonstruktion, die erhalten werden soll. 

Eigentumswohnungen statt maroder Anbau

Der dem Havelufer zugewandte marode Anbau aus dem Jahr 1913 sollte abgerissen werden. Den Abrissplänen hatten nach Angaben der Stadtverwaltung auch schon das Landesdenkmalamt und die Potsdamer Denkmalschützer zugestimmt. An seiner Stelle soll ein Neubau mit Eigentumswohnungen oder altersgerechte Wohnungen entstehen, die Immeo bewirtschaften wollte.

Dass die Stadt nun doch noch einen Rückzieher gemacht hat, will Gädeke nicht auf sich sitzen lassen. „Ich will mich nicht entrechten lassen“, sagte er. Mit der Klage beziehe er sich auf Vereinbarungen aus dem Verkaufsvertrag aus den 1990er-Jahren. Seinerzeit hatte die Stadt das Gebäude unter Bedingungen erworben. „Doch die hat Potsdam bis heute nicht erfüllt“, sagt Gädeke. Er habe eigentlich eine gütliche Einigung in Form eines Verkaufs angestrebt. Doch diesen Weg sei die Stadt nun nicht gegangen.

Gädeke will weiter an den Plänen festhalten. „Für mich bricht zwar durch die Absage nicht die Welt zusammen, aber ich stehe weiter zu dem Projekt“, sagte er den PNN. Wenn die Stadt ihre ablehnende Haltung überdenke, sei noch immer eine einvernehmliche Lösung möglich. Auch sein Partner wolle den Persiusspeicher weiterhin übernehmen. „Wenn daraus nichts wird, haben alle Seiten eine Menge Zeit und Geld vergeudet“, sagt Gädeke. Unterdessen sei das Gebäude weiter dem Verfall preisgegeben. 

Der Streit um den Persiusspeicher hat eine lange Vorgeschichte. Die Stadt hatte das um 1840 für das Heeresproviantamt errichtete Speichergebäude nämlich anlässlich der 1000-Jahrfeier 1993 zur Kunsthalle umbauen wollen. Doch nachdem Potsdam damals rund 3,25 Millionen Euro für Grundstückserwerb und Sanierung ausgegeben hatte, erkannte man, dass das Gebäude ungeeignet war. 1998 wurde der „Kunstspeicher“ wieder geschlossen. Potsdam blieb auf dem Gebäude sitzen: Problematisch war, dass Fördermittel, die das junge Brandenburg Anfang der 1990er-Jahre vom Partnerland Nordrhein-Westfalen bekommen hatte, an eine kulturelle Nutzung gebunden waren. Diese Zweckbestimmung war auch Bedingung des ursprünglichen Kaufvertrags.

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