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Landeshauptstadt: Perlen für den Rucksack Potsdam-Buch zu Wandel im Weltkulturerbe

Ein neues Potsdam–Buch herauszugeben ist in diesen Zeiten ein mutiges Unterfangen. Schnell verändert sich die Stadt, das Bauen hört nicht mehr auf.

Ein neues Potsdam–Buch herauszugeben ist in diesen Zeiten ein mutiges Unterfangen. Schnell verändert sich die Stadt, das Bauen hört nicht mehr auf. Und so hat es kein einziges Bild des wie gerade aus dem Ei gepellten Stadtschlosses, des künftigen Landtages, in das Potsdam-Buch von Michael Bienert, Elke Linda Buchholz und Alexander Rost geschafft.

Die Erklärung liefern die Autoren selbst und ganz treffend im Untertitel: „Weltkulturerbe im Wandel“. So sei ihnen die Lücke in Potsdams schönsten Ansichten nachgesehen, auch wenn das Büchlein damit streng genommen schon wieder überholt ist und der Potsdam-Besucher im Selbststudium erkunden muss, was es mit dem rosa Ungetüm in Potsdams neuer Mitte auf sich hat.

In aller Gründlichkeit haben die drei Kulturjournalisten sich jedoch dem Rest der Stadt gewidmet, stets aus dem Blickwinkel des historisch interessierten Besuchers eine Einordnung in Zusammenhänge und Abläufe vorgenommen. Die Auswahl der Orte und Objekte beschränkt sich dabei nicht auf die üblichen touristischen Magnete; Bienert, Buchholz und Rost haben auch mal jenseits der Stadtgrenzen nach Perlen geschaut. Freilich nur nach Perlen, die mussten es schon sein. Wer in dem Lesebuch und Stadtführer im freundlichen Rucksackformat das junge und normale Potsdam kennenlernen will, findet dazu nicht viel, es ist ein Buch über historisches Erbe, Geschichten und Geschichte, mit vielen Fotos zum Lustwandeln schon beim Lesen. Neue Stadtteile und die Universität werden jedoch kaum erwähnt, die wichtige Gedenkstätte Lindenstraße, das ehemalige Stasi-Untersuchungsgefängnis, ebenfalls nicht.

Das Buch soll offensichtlich die schönen Seiten Potsdams zeigen, und die Autoren haben mancherlei Detailverliebtes zusammengetragen für ein leichtes Lesebuch, das dem Leser dennoch die Illusion vermittelt, zum Geheimnisträger zu werden: über Schlösser und Schlösschen, Gärten und Aussichten. Auch die Moderne ist mit einem Kapitel vertreten, über Freundschaftsinsel und Foerstergarten, Einsteinhaus in Caputh, Telegrafenberg und Schiffbauergasse.

Wie angestrickt kommt am Ende das letzte Kapitel daher, eine kommunalpolitische Zusammenfassung der letzten Jahre, um dem Buch den aktuellen Schliff zu verpassen. Der Leser erfährt von den Diskussionen zu Uferweg und Parkeintritt, Hotel Mercure versus Kunsthalle. Es könnte sich also auch aus dieser Hinsicht lohnen, sich möglichst bald mit dem Buch zu beschäftigen – bevor der Lesestoff von der Realität überholt wird. Steffi Pyanoe

„Potsdam, Weltkulturerbe im Wandel“ von Michael Bienert, Elke Linda Buchholz und Alexander Rost ist erschienen bei Ellert & Richter und kostet 14,95 Euro.

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