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Partys, Prinzen und ein Polizeiauto: Jugendverein Breitband feiert 20. Geburtstag

Der Kinder- und Jugendverein Breitband in der Waldstadt I feiert heute sein 20-jähriges Bestehen mit einer Open-Air-Fete.

Potsdam - Was auffällt, sind die braunen Sofas. Davor stehen flache Tische. Vor der langen Fensterfront ergeben sie zusammen mehrere Sitzecken. Alles wirkt gemütlich. Es ist auf den ersten Blick zu sehen: Hier kann man es sich gut gehen lassen. Ein bisschen quatschen, einfach mal abhängen. Und dabei vielleicht zugucken, wie andere im selben Raum ein paar Meter weiter Billard spielen. Oder Tischtennis. Oder auch Dart.

Die 15-jährige Samy etwa schaut oft hier vorbei im Hanns-Eisler-Klub in der Saarmunder Straße. „Je nachdem wie die Stunden in der Schule fallen, komme ich fast jeden Tag her“, erzählt die Jugendliche. Samy geht auf die Gesamtschule Am Schilfhof im Schlaatz. In der Waldstadt II jedoch wohnt sie. Und hier in diesem Potsdamer Stadtteil am Rand der Ravensberge gibt es den Jugendklub „Hanns Eisler“, untergebracht in einem Flachbau an einer Straßenecke, zu DDR-Zeiten entstanden. Wenn sich die Jugendlichen zu einem Treff hier verabreden, dann heißt es oft nur: „Kommste HEK?“ Die Abkürzung steht für „Hanns-Eisler-Klub“.

Schon viele Generationen sind hier sozusagen „HEK gekommen“. In den ersten Jahren nach dem Ende der DDR wurde der Klub in Trägerschaft des städtischen Jugendamts weitergeführt. Später setzte man bei Einrichtungen wie dieser auf Freie Träger. So gründete sich heute vor 20 Jahren, am 12. April 1999, der Verein Breitband und nahm den Jugendklub unter seine Fittiche. Aus Anlass dieses Jubiläums soll heute von 17 bis 22 Uhr ein Open-Air-Fest vor dem Jugendklub steigen. Zuvor wird es quasi eine offizielle Feier geben, zu der sich auch Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) angekündigt hat.

Der Verein Breitband betreibt nicht nur den HEK in der Saarmunder Straße 66, sondern auch den Kinderklub „Otto Nagel“ im Kiefernring 31, ebenfalls in der Waldstadt II gelegen. Während die Zielgruppe im HEK die zwölf- bis 21-Jährigen sind, so richtet sich das Angebot im Kinderklub vor allem an die sechs- bis 14-Jährigen, erzählt Jürgen Knape, geschäftsführender Vorstand des Vereins. Den Vorstandsposten übt Knape ehrenamtlich aus. Der Potsdamer hat aber zugleich auch einen bezahlten Job als Sozialpädagoge in dem Verein inne. Seit 1996 arbeite er hauptamtlich im HEK. Schon in den 1980er Jahren habe er sich – damals nur ehrenamtlich – im Klub engagiert, erzählt Knape. Für ihn ist der HEK nach so langer Zeit wohl inzwischen so etwas wie sein zweites Wohnzimmer geworden. „Ich bin ja hier schon in dem Klub gewesen als Jugendlicher“, erinnert sich der heute 50-jährige Knape, der inzwischen selbst schon Großvater ist.

Der Name des Vereins Breitband stehe für das weit gefächerte Spektrum der sozialen und kulturellen Arbeit, die hier geleistet werde, sagt Knape. Der Verein habe eigentlich vier hauptamtliche Mitarbeiter, eine Stelle im Kinderklub „Otto Nagel“ sei jedoch zurzeit unbesetzt. Auch viele Ehrenamtler bringen sich ein. Finanziert wird die Arbeit zum großen Teil aus dem Stadtsäckel. „Hauptsächlich bekommen wir Förderung vom Jugendamt“, so Knape. Daneben wird bei Veranstaltungen Eintritt erhoben. Aber wenn die Jugendlichen hier am Nachmittag in den Klub kommen, kostet sie das nichts.

Der Verein Breitband ist nicht nur in den beiden Stammhäusern in der Waldstadt II aktiv. An der Waldstadt-Grundschule in der Friedrich-Wolf-Straße etwa bietet Knape das Seifenkistenbauen an. Auf dem beliebten Rodelhügel neben der Schule werden die selbstgebauten Gefährte dann gleich ausprobiert. Zurzeit sei er mit den Jugendlichen dabei, ein Polizeiauto als Seifenkiste zu bauen – „der sogenannte Seifenwagen, nicht Streifenwagen“, wie Knape wortspielend anmerkt.

Und an der Fontane-Oberschule in der Waldstadt II zum Beispiel hat sich der Verein eingebracht, als es vor einigen Jahren darum ging, die im dortigen Kunstunterricht entworfenen Motive als Graffiti an die Fassade der Schule zu bringen. Der Verein besorgte die Farbe und holte Profis heran, die dann gemeinsam mit den Schülern die Motive auf den Putz brachten.

Die Liste der Vereinsaktivitäten ist lang. Man helfe auch immer wieder mit Equipment, etwa einer Slackline oder Technik für Beschallung, aus, zum Beispiel in Kitas, berichtet Knape. Im vergangenen Jahr habe der Verein um die 11 000 Besucher gezählt, also vor allem junge Leute, die die beiden Klubs besuchen, aber auch andere Schüler, die der Verein mit seiner Arbeit erreicht hat. Höhepunkte im HEK sind freilich die Konzerte. Im vergangenen November war die Berliner Band Hopkid zu Gast. Sogar „Die Prinzen“ haben hier schon vorbeigeschaut. Doch das ist lange her – Ende der 1980er-Jahre. Da hießen sie noch „Die Herzbuben“. Im HEK auch beliebt sind die Wave-Gothic-Partys – die nächste soll dieses Jahr zu Allerseelen über die Bühne gehen, sagt Knape.

Klar wird es dann laut im HEK. Man habe aber viel in den Schallschutz investiert, erklärt der Verein. Das Verhältnis zu den Nachbarn sei insgesamt gut, schätzt Knape ein. Aber: „Wir haben natürlich auch einen Nachbarn, der nicht alles toll findet.“ Für die Zukunft wünscht sich Knape eine größere Öffnung des Vereins zum Stadtteil hin – und mehr Personal. Die 15-jährige Samy hingegen sagt über das HEK: „Ist alles gut so, wie es ist.“

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