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Parks der Villa Henckel in Potsdam: Das Welterbe wird freigelegt

Die Sanierung des Parks der Villa Henckel war lange umstritten. Nun sind erste Fortschritte zu sehen.

Potsdam/Nauener Vorstadt - Die lange umstrittene Sanierung des verwilderten Welterbe-Parks der Villa Henckel verläuft planmäßig. Ende Juni nächsten Jahres soll ein erster Teil des Parks am Pfingstberg wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das sagte der Leiter der ausschließlich von Springer-Vorstand Mathias Döpfner finanzierten Arbeiten, der Berliner Landschaftsarchitekt Thomas Guba, am Montag bei einem Rundgang mit Journalisten.

In dem ersten Bauabschnitt geht es um ein rund 18 000 Quadratmeter großes Areal zwischen Villa Lepsius, Villa Henckel und der maroden Villa Schlieffen, die bis Mitte 2021 saniert werden soll. Auf dem Gelände werden nun etwa Wege neu angelegt, zum Beispiel in Richtung Belvedere. Unter anderem würde mit Hilfe von gartenarchäologischen Schürfungen untersucht, wie genau die historischen Wege in dem einstigen Privatpark verliefen – um sie dann freizulegen, wie Guba erläuterte. Dabei gibt es auch Überraschungen: An einer Stelle sei man beispielsweise auf große Mengen vergrabenen Bauschutt gestoßen und habe diesen entfernen müssen. Die dortige Erde wurde danach intensiv gesiebt. Einen Rückschlag habe auch der Sturm „Xavier“ bedeutet: 50 Bäume in dem Areal seien umgefallen oder stark beschädigt worden. Nun werde für jeden einzelnen Baum die Standfestigkeit geprüft, hieß es weiter.

4,7 Hektar des Parks sollen wieder öffentlich werden

Für die bis Mitte 2023 angesetzten Arbeiten in dem 6,3 Hektar großen Areal hat sich Medienmanager Döpfner gegenüber der Schlösserstiftung verpflichtet, mindestens 1,8 Millionen Euro aufzuwenden. 4,7 Hektar des Parks werden laut Guba wieder öffentlich. Den Rest des Geländes kann Döpfner über einen sogenannten Nießbrauch-Vertrag 40 und zum Teil sogar 60 Jahre lang privat nutzen. Dadurch vergrößert sich das Gelände um die ihm gehörende Villa Henckel deutlich. Die Schlösserstiftung hatte für die Sanierung des Parks keine Mittel übrig und musste deswegen einen Investor suchen – den sie dann mit Döpfner fand, der auch die nötige Pflege des Parks zahlt.

Die Sanierung hatte sich vor drei Jahren zum Politikum entwickelt: Zunächst hatten Anwohner gegen die aus Sicherheitsgründen erfolgte Schließung des Areals protestiert. Zudem zeigte sich auch die Stadtverwaltung irritiert, weil Döpfner und die Stiftung zunächst ohne das Rathaus verhandelt hatten und unter anderem nur arg begrenzte Öffnungszeiten vorgesehen hatten. Auch den später nach langem Ringen zwischen Stadt und Döpfner gefundenen Kompromiss hatten die Anwohnerinitiativen kritisiert: Der Investor erhalte zu viel Privatgelände aus einem öffentlichen Areal und werde zu großzügig von Vorgaben des dortigen Bebauungsplans befreit. Allerdings ist die Kritik inzwischen deutlich abgeflaut.

Guba: Stadt Potsdam gewinnt ein kostbares und in seiner Weise einmaliges Stück Welterbe zurück

Ein Hauptstreitpunkt war unter anderem der Verlauf der Einfriedung zwischen dem öffentlichen Park und dem Privatgelände. Inzwischen steht der Stabgitterzaun bereits in weiten Teilen. Es handele sich um eine Sonderanfertigung, sagte Chefsanierer Guba. Oben besäßen die Zaunteile weniger Streben als unten. Dadurch sei der Zaun kaum wahrnehmbar, lobte der bei dem Rundgang ebenfalls anwesende Stadtplanungschef Andreas Goetzmann. Angesichts der vorgestellten Planungen lasse sich nun gut ermessen, „was in dieser Wildnis steckt“, lobte er. Auch die Stiftung teilte über einen Sprecher mit: „Für uns ist es eine Freude, dass die denkmalgerechte Wiederherstellung des Parks fristgemäß voranschreitet und damit die ursprünglichen Wegebeziehungen, Pflanzungen und Gartenarchitekturen dieser Anlage wieder erlebbar werden.“ So gewinne die Stadt ein kostbares und in seiner Weise einmaliges Stück Welterbe zurück.

Auch Landschaftsplaner Guba klärte über die Bedeutung des zu sanierenden Areals auf. Um 1870 hatte der Berliner Bankier Hermann Henckel auf dem Pfingstberg eine Turmvilla mit umgebender Parkanlage errichtet, die unter anderem auf Planungen des bedeutendsten Lenné-Schülers und Berliner Gartendirektors Gustav Meyer zurückgeht. Es handele sich um den letzten in Potsdam erhaltenen Garten dieser Art. Unter anderem sollen im Verlauf der Arbeiten auch Stützmauern, Wasserbecken, eine Efeutreppe und andere Details, die teils meterhoch mit Erde bedeckt sind, wieder freigelegt werden. In einigen Teilflächen sei eine ortsgenaue Ermittlung aber auch nicht mehr möglich, da durch Erdbewegungen in der Nachkriegszeit die Bodenschichten zu stark verändert wurden. Damals hatte die Sowjetarmee weite Teile der Nauener Vorstadt genutzt und besetzt gehalten.

Naturschutz: Arbeiten müssen über mehrere Vegetationsperioden verteilt werden

Die lange Dauer der Arbeiten hatte die Döpfner-Seite unter anderem auch mit Naturschutz-Belangen erklärt, etwa weil Unterholz behutsam entfernt werden müsse. Daher fänden die Arbeiten schrittweise über mehrere Vegetationsperioden verteilt statt.

Auf Anfrage teilte eine Sprecherin Döpfners zudem mit, wie es genau mit der völlig maroden Villa Schlieffen nach ihrer Sanierung weitergehen soll: „Auch weiterhin ist eine öffentliche Nutzung vorgesehen. Ein entsprechendes Konzept, etwa für Kunstprojekte, wird demnächst erarbeitet und zu einem späteren Zeitpunkt im Detail vorgestellt.“ Von der für den Bau zuständigen Baudenkmalpflege Roland Schulze hieß es, derzeit würden bautechnische Lösungen für die Sanierung des Hauses erarbeitet.

Auch die Stadtverordneten konnten sich am Montag auf Initiative der Linken ein Bild machen. Deren Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte, solche Termine sollten möglichst einmal pro Jahr wiederholt werden.

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Kommentar: Es ist gut, dass die Öffentlichkeit bei der Sanierung des Parks an der Villa Henckel mit einbezogen wird, meint PNN-Redakteur Henri Kramer in seinem Kommentar

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