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Die kostspielige Sandsteinfassade des Palazzo Pompei, dessen Original im norditalienischen Verona steht, war eine Forderung des Leitbautenkonzepts.

© A. Klaer

Palazzo Pompei und Palazzo Chiericati in Potsdam: Ein Blick hinter die Prachtfassade

Die Wohnungen in den Palazzi Pompei und Chiericati an der Alten Fahrt sind bei Anlegern begehrt. Fast alle sind bereits verkauft.

Potsdam - An der Alten Fahrt wird es immer lebendiger: In die luxuriösen Wohnungen in den Palazzi Chiericati und Pompei dürften in Kürze die ersten Bewohner einziehen. Von den 23 Wohnungen in der Humboldtstraße 3 und 4 sind bis auf drei alle verkauft – meist an Kapitalanleger, die die Wohnungen dann weitervermieten, wie Theodor Tantzen, Vorstand des beteiligten Projektentwicklungsunternehmens Prinz von Preußen Grundbesitz AG, mitteilte. Insgesamt wurden durch das Konsortium von Kondor Wessels und der Prinz von Preußen Grundbesitz AG etwa 13 Millionen Euro in den Komplex investiert. Am Freitag hatte die Gesellschaft zu einem Rundgang durch mehrere Wohnungen im Palazzo Pompei und im Hofgebäude am Havelufer eingeladen.

Die künftigen Bewohner erwartet hinter der nach historischem Vorbild wiederhergestellten Sandsteinfassade ein hochwertiger Neubau. Es gibt einen Aufzug, Boden und Wände im Hausflur sind mit Marmor ausgekleidet. Der Boden der Musterwohnung ist mit Eichenparkett ausgelegt. Das Vorderhaus bietet einen Ausblick auf den Landtag. Auf der Rückseite befindet sich ein ruhiger Innenhof zwischen dem rechten Flügel des benachbarten Palast Barberini auf der einen und dem Humboldtquartier auf der anderen Seite. Die Hofgebäude strahlen zwar weniger historische Atmosphäre aus, bieten dafür aber einen Ausblick über die Havel auf die Freundschaftsinsel.

Originale stehen in Verona und Vicenza

Bei den beiden Palazzi handelt es sich äußerlich um die Kopien von Kopien. Die Originale sind im 16. Jahrhundert in Verona (Palazzo Pompei) und Vicenza (Palazzo Chiericati) errichtet worden. Friedrich der Große habe die Bebauung der Nachbarschaft seines Stadtschlosses auf Anraten seines aus Venedig stammenden Kammerherrn Francesco Algarotti veranlasst. So entstand 1754 nach dem Vorbild aus Verona der Palazzo Pompei. Der benachbarte Palazzo Chiericati in der Humboldtstraße 4 wurde 1777 von Carl von Gontard errichtet. Verglichen mit den italienischen Originalen fielen die Potsdamer Kopien schon im 18. Jahrhundert bescheidener aus. In der Enge zwischen Alter Fahrt und Humboldtstraße wurde auf die ausladenden Seitenflügel verzichtet. Beim Bombenangriff im April 1945 wurden beide Gebäude zerstört.

Im Inneren sieht es freilich weniger historisch aus, denn nur die Fassaden mussten gemäß Leitbautenkonzept dem historischen Vorbild folgen. Das führt dann auch dazu, dass beispielsweise die Fensterbank im dritten Obergeschoss des Vorderhauses im Palazzo Pompei etwa auf Kopfhöhe liegt und vom gegenüberliegenden Landtag gerade noch das Kupferdach erahnt werden kann. Die Fassade korrespondiere nicht immer mit den Etagenhöhen, so Tantzen. Die künftigen Bewohner werden allerdings durch den Ausblick aus dem Wohnzimmerfester auf der Rückseite über Havel und Freundschaftsinsel entschädigt. Lediglich im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss habe man die immense Deckenhöhe von fünf Metern beibehalten können, so Tantzen.

Ein Quadratmeter für 5200 Euro

Wer eine Wohnung in den Palazzi erwerben will, muss tief in die Tasche greifen. Der Quadratmeter kostet etwa 5200 Euro. So wird für eine noch freie Wohnung mit knapp 52 Quadratmetern im ersten Obergeschoss des Palazzo Chiericati ein Preis von gut 258 000 Euro aufgerufen. Eine Maisonettewohnung im rechten Flügel des Hofgebäudes – Riva Vista, A Destra genannt – mit gut 84 Quadratmetern ist für 415 000 Euro zu haben. Wer einen Platz in der Tiefgarage nutzen möchte, kann ihn für 49 000 Euro erwerben.

Bei den Käufern handele es sich meist um Kapitalanleger aus den alten Bundesländern und aus dem Ausland, wie Franz-Friedrich Prinz von Preußen, Aufsichtsratschef der Prinz von Preußen Grundbesitz AG, erzählte. Ein ihm bekannter, international aktiver Käufer aus Schweden hingegen wolle die 80-Quadratmeter-Wohnung mit Havelblick selbst nutzen. Wenn er in Potsdam sei, wolle er künftig an keinem anderen Ort wohnen, berichtete der Aufsichtsratchef.

Der Alte Markt in Potsdam soll bald einer der schönsten Plätze Europas sein

Bei der Investition habe man sich nicht nur von wirtschaftlichen, sondern auch von kulturhistorischen Aspekten leiten lassen, so Tantzen. „Ein Baudokument mit dieser Geschichte aufzubauen, ist eine große Freude“, sagte Tantzen. Der Alte Markt werde wieder einer der schönsten Plätze Europas sein. Die Lage in der historischen Mitte mit einer exzellenten Verkehrsanbindung sei ohnehin ein Pluspunkt. Aber das Gebäude mit seiner handgefertigten Sandsteinfassade sei auch für die Käufer etwas Besonderes. Beim Palazzo Pompei konnten sogar Originale eingebaut werden: Drei der sieben Masken an der Fassade hatten seit dem Abriss des im Krieg beschädigten Palazzo auf dem Gelände der Schlösserstiftung überlebt.

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