zum Hauptinhalt
Im Empfangsbereich und in der Wartelounge der Zahnarztpraxis in der Berliner Vorstadt sollen sich die Patienten wohlfühlen.

© Andreas Klaer

Palais Ritz: „Patienten sollen sich nicht fühlen wie beim Arzt“

Mit Kunst und High-Tech wurde am Sonntag das Ärztehaus im aufwendig sanierten Palais Ritz eröffnet. Ob auch eine Apotheke einziehen wird, ist noch offen.

Potsdam - Mit einem rauschenden Fest kehrte am Sonntag das Leben zurück ins Palais Ritz in der Berliner Vorstadt. Investor Stephan Ziegler feierte die Eröffnung des neuen Ärztehauses, auch wenn noch nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen sind. Der Cateringservice des Restaurants Havelgarten servierte am Nachmittag erlesene Torten und Getränke.

In die Räume, in denen gefeiert wurde, hätte zwar längst eine Apotheke einziehen sollen. Doch bisher hat Ziegler noch keinen Mieter für die große Gewerbeeinheit mit 160 Quadratmetern gefunden. Das wundert den Bauherrn, denn in der Berliner Vorstadt gebe es seiner Ansicht nach durchaus Bedarf für eine moderne Apotheke. Aktuell verhandele er mit einem Kandidaten. „Aber unterschrieben ist noch nichts“, sagt er. Sollte es nicht klappen, dann hat Ziegler jedoch noch einen Plan B in petto: Ein Freund suche noch nach Räumen für eine Weinhandlung.

1,7 Millionen Euro für das Palais

Stephan Ziegler wohnt seit 20 Jahren in Potsdam, arbeitet aber hauptsächlich in Berlin. 1991 hat er seine erste eigene Praxis in Berlin-Wilmersdorf eröffnet. Damals bot er vor allem die Entfernung von Amalgam-Füllungen an. 2005 baute er das Unternehmen zu einem Medizinischen Versorgungszentrum aus und zog um an den Kurfürstendamm. Im „KU64“ arbeiten heute 30 Zahnärzte. Ziegler hat sich mittlerweile auf Zahnverschönerungen spezialisiert. „Wer schöne Zähne hat, tritt selbstbewusster auf“, sagt er.

Das Palais Ritz kaufte Ziegler 2016 nach eigenen Angaben für 1,7 Millionen Euro. Der spätklassizistische Bau hat eine Nutzfläche von insgesamt 1100 Quadratmeter. Benannt ist es nach dem königlichen Kämmerer Johann Friedrich Ritz (1755 - 1809).

Die Sanierung des Palais Ritz hat sich um Jahre verzögert.
Die Sanierung des Palais Ritz hat sich um Jahre verzögert.

© Andreas Klaer

Die Sanierung des Anwesens sollte eigentlich nur wenige Monate dauern. Doch das Projekt erwies sich als schwierig. Der Hauptschornstein musste abgerissen werden, weil er vom Hausschwamm befallen war. Auch der Denkmalschutz stellte hohe Anforderungen. Zum Beispiel mussten Ziegel für die Grundmauer des Zauns extra in der Ziegelei Glindow originalgetreu angefertigt werden.

Auch Bilder des Potsdamers Raik Götze hängen im Palais.
Auch Bilder des Potsdamers Raik Götze hängen im Palais.

© Andreas Klaer

Immer wieder verlängerte sich die Bauzeit. Im August 2018 lief schließlich die Baugenehmigung aus. Ziegler musste einen Neuantrag stellen. Außerdem hatte sich im Dachstuhl ein Vogel eingenistet, der unter Naturschutz steht. Der Mauersegler brütet hier im Sommer. Ziegler ließ elf Nistkästen anbringen. Die gefiederten Bewohner können nun durch kleine Löcher in der Fassade ins Gebäude gelangen.

Sieben Tage die Woche im Dienst

Doch am Sonntag konnten nun auch die ersten menschlichen Besucher durch das Haus geführt werden. Die Bodenfliesen sind aus Travertin gefertigt, einem mediterranen Naturstein. „Die habe ich von einem Freund, der besitzt einen Steinbruch in der Toscana“, sagt Ziegler fast beiläufig. Das Wartezimmer der Zahnarztpraxis ähnelt einer Lounge. Wellenartig geschwungene Holzplatten dominieren das Interieur, das vom Architektenbüro Graft entworfen wurde. „Ein Wartezimmer muss gemütlich sein“, sagt Ziegler. „Die Patienten sollen sich nicht fühlen wie beim Arzt.“

Sieben Zahnärzte werden in Zieglers Praxis arbeiten, ab heute an sieben Tagen in der Woche. Während der Behandlung können die Patienten auf Flachbildschirmen, die über den Behandlungsstühlen angebracht sind, Filme anschauen. Ziegler selbst wird immer dienstags vor Ort sein. An den anderen Tagen führt Standortleiter Tsong-Ung An die Geschäfte.

Kardiologiepraxis im Souterrain

In einem Ärztehaus arbeiten unterschiedliche Spezialisten zusammen. „Das erleichtert die Arbeit“, sagt Kardiologe Stefan Becker, der im Souterrain bereits seit August Patienten empfängt. „Bei Problemen kann ich die Kollegen um Rat bitten“, sagt er. Ursprünglich kommt Becker aus dem Ruhrgebiet, lebt aber bereits seit 2008 in Potsdam. Zehn Jahre lang arbeitete er als leitender Oberarzt im KMG Klinikum Luckenwalde. 2016 wagte er den Schritt in die Selbständigkeit mit einer Praxis für Privatpatienten und Selbstzahler.

Auch die HNO-Ärztin Barabra Lindemann freut sich auf die enge Zusammenarbeit. Im Erdgeschoss behandelt sie ab Anfang Dezember vor allem Sprach- und Hörstörungen bei Kindern. Dahinter steckten oft zahnmedizinische Ursachen. „In die Sprachtherapie kommen auch Sänger und Schauspieler“, sagt Lindemann.

Eine Kunstausstellung im Palais zeigt noch bis Februar Werke des Leipziger Malers Rayk Goetze und Figuren der Bildhauerin Christel Lechner. Der Besuch ist kostenlos, auch für Kassenpatienten.

Christoph M. Kluge

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false