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ORTSTERMIN: Flammen vor der Staatskanzlei

Zehn Minuten vor Beginn sind alle da. Pünktlichkeit scheint ein weiterer Gegensatz zwischen Fluglärmgegnern und dem Flughafen BER zu sein.

Zehn Minuten vor Beginn sind alle da. Pünktlichkeit scheint ein weiterer Gegensatz zwischen Fluglärmgegnern und dem Flughafen BER zu sein. Am Freitag von 17 bis 18 Uhr halten sie ihre erste Mahnwache vor der Staatskanzlei in der Heinrich-Mann-Allee ab. Gut 20 Befürworter eines Nachtflugverbots sind gekommen. Aus Teltow, Stahnsdorf, Kleinmachnow, Mahlow und Berlin-Lichtenrade. Fast jeder hat ein Schild oder ein Transparent dabei. Ein paar tragen neonfarbene Warnwesten. „Wir wollen gesehen werden“, sagen sie. Motto des Abends: „Milliarden Euros am BER verbrannt, aber Klaus und Matze sind entspannt“. Während sich die Autokolonne im abendlichen Berufsverkehr Richtung Leipziger Dreieck pförtnerampelt, legen die Protestierenden los. Zu einer echten Mahnwache gehört schließlich ein Feuer. Passend zum Motto wird keine Holzkohle verbrannt. Hier geht Geld in Flammen auf. Einen ganzen Koffer voll mit 5000-Euro-Scheinen haben die Nachtfluggegner mitgebracht. „Kein Zahlungsmittel“ ist am Rand aufgedruckt. Der Redner mit dem Minimegafon kämpft gegen das Brummen der Autos und die vorbeirumpelnde Tatrabahn an. Im Stau öffnet sich ein Autofenster. Ein Junge lässt sich einen bunten Schein reichen. Bei einem möglichen Volksentscheid wäre er noch nicht stimmberechtigt. Aber vielleicht kommt es ja nicht so weit, hofft einer der Protestierenden. Bis zum 20. März wollen sie jede Woche wiederkommen. Dann stimmt der Landtag über die von 106 000 Brandenburgern unterschriebene Forderung des Volksbegehrens für ein erweitertes Nachtflugverbot ab. Bleibt die Landtagsmehrheit bei „Nein“, kommt der Volksentscheid. Während es dunkel wird, brennt vor der Staatskanzlei weiter das Spielgeld. Die nächste Protestierende nimmt gleich einen ganzen Stapel Scheine. „Mach nicht den Wowereit!“, sagt ihre Nachbarin. Beim nächsten Mal wollen sie schon um 12 Uhr anfangen – damit es am Freitag in der Staatskanzlei noch jemand sieht.

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