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Übergabe. Oberst Hans-Hubertus Mack (r.) und Kommandeur Jörg Hillmann.

© Klaer

Ortstermin bei der Bundeswehr: Karriere trotz zu langer Haare

Potsdam war eine Militärstadt – und ist es noch immer. Zwei Kasernen in Golm und Schwielowsee sowie das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialforschung (ZMSBw) zeugen davon.

Potsdam war eine Militärstadt – und ist es noch immer. Zwei Kasernen in Golm und Schwielowsee sowie das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialforschung (ZMSBw) zeugen davon. Am Freitag zeigt sich das auch im vollbesetzten Nikolaisaal: Dort sind Uniformierte, die der Kommandoübergabe von Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack an Dr. Jörg Hillmann, Kapitän zur See und künftiger Leiter des ZMSBw, beiwohnen. Obwohl fast nur Brigadegeneräle, Militärdekane und andere militärische Honoratioren anwesend sind, scheint sich Michael Epkenhans erklären zu müssen, warum für eine Kommandoübergabe ein so groß angelegter Appell nötig ist: „Ein Kommandowechsel ist etwas ganz natürliches in der Bundeswehr. Und von alters her ist es üblich, so etwas nicht im Hinterzimmer, sondern auf offener Bühne zu vollziehen“, sagt der leitende Wissenschaftler des ZMSBw.

Die Veranstaltung wirkt wie der Blick in einen fremde, abgeschlossene Welt, in der das Blechbläserquintett des Stabsmusikkorps Berlin Musikstücke wie den Hohenfriedberger Marsch spielt, den „Ruhmesmarsch der preußischen Armee, der an den Sieg der Preußen im Jahr 1745 im Zweiten Schlesischen Krieg erinnert“.

Schon bei der Ankunft in der Truppe dachte Mack, die Karriere sei bereits vorbei

Mack, der nach 43 Jahren in den Ruhestand geht, wird sich künftig der Malerei und seinem Garten widmen. Lobende Worte auf der Bühne: Mack sei stets „soldatisch korrekt und menschlich einfühlsam“ gewesen, sagt Generalmajor Reinhardt Zudrop. Als Angehöriger einer militärisch geprägten Familie sei sein Weg vorgezeichnet gewesen: „Man hat den kleinen Hans-Hubertus regelrecht am Kasernentor vor Augen.“ Mack selbst hatte gleich bei seiner Ankunft in der Truppe den Eindruck, seine Karriere sei bereits vorbei: „Ich sprang mit meinem Koffer von einem Unimog ab und wurde von einem Soldaten angesprochen, der mir zu verstehen gab, dass ich zu lange Haare hätte.“ Mit der Karriere klappte es doch: Mack diente in der Jägertruppe und wurde 2013 Kommandeur des ZMSBw, das er als „institutionalisiertes Gewissen der Bundeswehr“ sieht, das mit historischer Bildung den „Fehlleitungen durch Scharlatane und Wirrköpfe“ vorbeugen solle – ein Kommentar zu den rechtsextremen Vorfällen in Bundeswehrkreisen.

Damit muss sich künftig sein Nachfolger beschäftigen, für Mack heißt es nun: Rühren! „Ich verabschiede mich mit dem Jägergruß ‚Horrido’ und melde mich ab“, meldet Mack gehorsam und salutiert. Zwei Reden später ist es so weit, Zudrop und Mack stehen kerzengrade einander zugewandt: „Hiermit entbinde ich Sie vom Kommando des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialforschung“, sagt Zudrop. Eher sachlich als feierlich geht der Kommandowechsel über die Bühne. „Ich stelle die Übergabe des Kommandos fest“, konstatiert Zudrop. Mit dem Mitsingen der Nationalhymne endet der Wohlfühltermin für die Kameradinnen und Kameraden, von denen die Bundeswehr in letzter Zeit wahrlich nicht viele zu begehen hatte.

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