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Landeshauptstadt: Orthodoxe: Mietstreit liegt „auf Eis“

OB-Kandidatin der CDU, Richstein, fordert Stadt zum Einlenken auf

Nauener Vorstadt - Die Potsdamer Oberbürgermeisterkandidatin der CDU, Barbara Richstein, sieht die Stadt in der Pflicht, im Mietzahlungsstreit um das Pfarrhaus der russisch-orthodoxen Gemeinde am Kapellenberg einzulenken. „Das Grundrecht auf Religionsfreiheit beinhaltet nicht nur die bloße Ausübung, sondern auch die Unterstützung aller staatlichen Ebenen, wenn Hilfe notwendig ist“, sagte Richstein gestern beim Besuch im Pfarrhaus der Gemeinde auf dem Kapellenberg. Laut Aussage des Erzpriesters Anatolij Koljada lägen die Mietverhandlungen mit der Stadt als Eigentümerin des Hauses „auf Eis“.

Um das Pfarrhaus Alexandrowka Nummer 14, bekannt auch als „Teehaus“, gibt es seit Wochen einen Dissens über künftige Mietzahlungen. Bislang wohnt Koljada mietfrei im unsanierten Holzgebäude. Nun plant die Stadt als Eigentümer des Gebäudes, die Außenhülle des historischen Hauses, mithilfe der Welterbe-Millionen aus dem Konjunkturpaket I zu sanieren. 440 000 Euro werden dafür von der öffentlichen Hand aufgebracht. Doch wird nach der Sanierung auch eine Mietzahlung erwartet.

Der Erzpriester erzählte Richstein, wie er 1986, als er nach Potsdam kam, das Haus vorgefunden hatte: „Das Gebäude war 20 Jahre unbewohnt, es gab kein Licht, keine Heizung.“ Er selbst habe das Heizungssystem verlegt, „die damalige Gewoba als Verwalterin des Hauses hat nur die Thermostate gestellt“. Bis 2001 sei die Miete auf über 2000 D-Mark angestiegen – für ein Haus, in das die Stadt nie investiert habe, so Koljada. Seit 2001 zahlt Koljada lediglich Betriebskosten. Er habe, so Koljada, die Zusicherung, dass bis zu einer Sanierung „innen und außen“ keine Miete erhoben würde. Er warf Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) vor, sich nicht um die Interessen aller Potsdamer zu kümmern. „Er denkt nicht über die Bevölkerung nach“, so der Erzpriester.

Barbara Richstein sagte, „die Optimallösung ist die jetzige Mietfreiheit weiterzuführen“. Doch konnte sich die CDU-Oberbürgermeisterkandidatin auch eine „Steigerung“ vorstellen, „beispielsweise ein Erbbaupachtvertrag für das Haus, der dann allerdings beinhaltet, dass die Gemeinde für die Instandhaltungskosten aufkommen muss“.

Die Situation um das Haus sei auch deshalb so prekär, weil das Gebäude auch als Gemeindezentrum genutzt werden müsse, so Koljada. Ein von der Gemeinde gewünschter Zentrums-Neubau auf dem gemeindeeigenen Friedhofsgelände wird bislang durch die Denkmalpflege blockiert, die Bedenken wegen der Unesco- geschützten Umgebung haben. Richstein machte deutlich, welche Vorteile der von der Gemeinde bevorzugte Standort habe: „Beim Bau auf dem Friedhofsgelände ist das Land bereits Gemeindeeigentum.“ Die Religionsgemeinschaft hat in Potsdam laut eigenen Angaben über 3000 Mitglieder. Ein Großteil sind russische Spätaussiedler, die in Potsdam eine neue Heimat gefunden haben.

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