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Schule kirchlicher Prägung. Mit 50 Schülern will die Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft die 7. Klasse eines reinen Jungengymnasiums eröffnen. In der Stadt gibt es weiterhin Vorbehalte gegen die Pläne.

© Doris Spiekermann-Klaas

Opus Dei in Potsdam: Haus für Katholische Schule gesucht

Der Opus-Dei-nahe Förderverein verhandelt über Immobilien für seine geplante Knabenschule – und plant auch Mädchenschule. Die Vorbehalte in der Stadt sind nach wie vor groß.

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Potsdam - Horst Hennert war am Mittwoch ein gefragter Mann. Nicht nur dass der Vorsitzende der Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft reihenweise Interviews geben musste, nachdem das Bundesverwaltungsgericht dem Land Brandenburg auferlegt hatte, ein reines katholisches Jungengymnasium zu erlauben. Immerhin hatte es bundesweit Aufmerksamkeit erregt, dass der Verein dieses Recht erst vor höchster rechtlicher Instanz erstreiten musste. Zudem war Hennert begehrter Gesprächspartner für Immobilienmakler: Nach eigener Aussage wurden ihm nach dem Urteil einige Objekte für eine mögliche Schule angeboten.

Schon kommende Woche will Hennert gemeinsam mit einem Architekten und Vertretern einer Elterninitiative ein Objekt inspizieren. Wo? „Wir haben den Wunsch, in Potsdam oder an der Grenze zum Südwesten Berlins eine Schule zu eröffnen“, sagte er gestern auf PNN-Anfrage. Konkreter wolle er noch nicht werden. Ein zweizügiges Gymnasium sei geplant, mit zunächst 50 und später 300 Jungen. Zudem kündigte er an, dass der Knabenschule in Zukunft ein Mädchengymnasium folgen soll – ebenfalls in Potsdam.

Nach jahrelangem Streit mit dem Land beginnt für den Förderverein jetzt die eigentliche Arbeit. Gleichzeitig wird der künftige Schulträger auch weiterhin für seine Akzeptanz kämpfen müssen. Die Initiative steht der erzkonservativen katholischen Organisation Opus Dei nahe, dessen Berliner Büro Hennert leitet. Kritiker werfen der Organisation sektenähnliche Strukturen vor, was Hartwig Bouillon von der Deutschland-Zentrale der Prälatur als „Unsinn“ zurückweist. „Wir versuchen lediglich, unser Christ-Sein im Alltag ernst zu nehmen“, sagt Bouillon.

Eine reine Opus-Dei-Schule gebe es in Deutschland nicht. Unter Regie der Fördergemeinschaft wird indes seit 40 Jahren in Jülich ein Mädchengymnasium betrieben, das von Opus-Dei-Priestern geistlich unterstützt wird. Nach einem Qualitätsranking des Schulministeriums von Nordrhein-Westfalen gehört die Schule zu den Top-Gymnasien des Landes. „Wir sind eine ganz normale Schule“, sagte Schulleiterin Maria Bardenheuer. Zehn der 60 Lehrer würden zu Opus Dei gehören. Sie hielten auch Gottesdienste ab, aber ebenso gebe es an der Schule evangelische und muslimische Andachten. Auch an der Potsdamer Schule will Opus Dei laut Bouillon nicht die Bildungsarbeit verantworten, sondern lediglich den Religionsunterricht halten und Seelsorge leisten.

Doch die Vorbehalte sind groß. So groß, dass die Potsdamer Stadtverordneten schon vor sechs Jahren beschlossen, für die Knabenschule keine städtischen Grundstücke zu verkaufen. „Das ist für mich bindend“, hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nach dem Leipziger Urteil bekräftigt: „Eine solche Schule brauchen wir in Potsdam nicht.“ Hennert nennt das eine „merkwürdige, rechtlich fragliche Entscheidung“. Der Potsdamer Kommunalrechtsexperte Thorsten Ingo Schmidt verweist zumindest auf die gesetzliche Pflicht der Stadt, auch freie Schulen zu fördern sowie deren Bedarf bei der Schulentwicklungsplanung zu berücksichtigen. Aber die Stadt sei nicht gezwungen, Grundstücke an freie Träger verkaufen. Saskia Ludwig, CDU-Kreischefin von Potsdam-Mittelmark, brachte indes den Landkreis als möglichen Standort ins Spiel: Man wolle die Elterninitiative bei der Suche nach einem Grundstück in Mittelmark unterstützen, teilte sie mit.

In Potsdam gibt es bereits eine katholische Privatschule: An der seit 2008 bestehenden Marienschule in Babelsberg werden derzeit 300 Mädchen und Jungen an einer Grundschule und einem Gymnasium unterrichtet. Dass es in der Region Bedarf für noch mehr katholischen Unterricht gibt, bezweifelt der Leiter des Gymnasiums, Thomas Rathmann. „Es würde mich wundern, wenn es einen allzu großen Run auf die Opus Dei-Schule geben würde“, sagte er den PNN. Wie viele Mitglieder der Laienorganisation derzeit an der Marienschule sind, weiß er nicht. „Die meisten reden nicht darüber. Und für die Kinder spielt das keine Rolle.“

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