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SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz (M.) mit den Oberlin-Vorständen Matthias Fichtmüller (l.), Marcus Ceglarek und Andreas Koch (r.).

© Ottmar Winter

Olaf Scholz am Oberlinhaus: Lob für den offenen Campus

Der SPD-Kanzlerkandidat und Potsdamer Bundestagsdirektkandidat Olaf Scholz besuchte das Oberlinhaus. Die Ermittlungen nach dem Gewaltverbrechen dauern an.

Potsdam - Die Blumen vor dem Thusnelda-von-Saldern-Haus sind welk geworden, noch immer sind dort Trauerbekundungen zu lesen, Kerzen erinnern an das Gewaltverbrechen vor zweieinhalb Wochen, bei dem zwei Frauen und zwei Männern getötet wurden und eine weitere Bewohnerin schwer verletzt. Die Tat war nicht der Anlass für den gestrigen Besuch von Olaf Scholz, dem SPD-Kanzlerkandidat und Potsdamer Bundestagsdirektkandidat am Oberlinhaus. Der Termin war lange vorher geplant – stand nun aber auch unter diesem Eindruck. Die Morde an den vier Menschen hätten ihn erschüttert, sagte Scholz: „Das sind unsere Nachbarinnen und Nachbarn hier in Potsdam gewesen.“ Die Tat habe viele berührt: „Das wird noch lange nachwirken.“

Scholz zeigte sich beeindruckt vom offenen Campus

Begleitet von den drei Oberlinhaus-Vorständen Matthias Fichtmüller, Marcus Ceglarek und Andreas Koch hatte Scholz sich vorher bei einem kurzen Rundgang über das Gelände einen Eindruck verschafft von verschiedenen Therapie- und Wohneinrichtungen, der Oberlinschule, an der rund 300 körperbehinderte, hörsehbehinderte und taubblinde Kinder lernen, der Oberlinklinik. Er kam auch kurz ins Gespräch mit Pflegekräften. Dass der Campus offen zugänglich ist, beeindrucke ihn, die inklusiven Angebote halte er für wichtig, sagte Scholz. Im Gespräch mit den Oberlinchefs sei es um Flächen zur Weiterentwicklung gegangen, aber auch Grundsätzliches: Die Frage, wie die verschiedenen sozialen Hilfesysteme – Pflegeversicherung, Sozialhilfe, Rentenkasse, Krankenkasse – besser miteinander verbunden werden können. Bei den Oberlin-Patient*innen sind oft mehrere Kostenträger beteiligt, erklärt Matthias Fichtmüller, theologischer Vorstand: „Die Säulen müssen zusammenarbeiten.“

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Zur Lage nach dem Gewaltverbrechen wollte sich das Oberlinhaus am Montag nicht weiter äußern. Scholz’ Konkurrentin im Kampf um Bundestagsdirektmandat und Kanzleramt, Annalena Baerbock (Grüne), hatte das Oberlinhaus bereits in der vergangenen Woche besucht.

Nach der Gewalttat dauert die Begutachtung der Tatverdächtigen noch an

Als dringend tatverdächtig für die Gewaltverbrechen des 28. April gilt eine 52 Jahre alte Pflegekraft des Hauses. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen sie einen Haftbefehl wegen Totschlags beantragt. Der Haftrichter wies sie in ein psychiatrisches Krankenhaus ein. Laut Staatsanwaltschaft soll ein forensischer Psychiater ihre Schuldfähigkeit untersuchen.
Die Begutachtung dauere noch an, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag auf PNN-Anfrage. Zur Identifizierung der Tatwaffe äußert sich die Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Zu den Ergebnissen der Obduktion der vier Getöteten sagt sie aus Persönlichkeitsgründen nichts.

Der Zustand der bei dem Angriff schwer verletzten fünften Bewohnerin hatte sich wieder verbessert. Sie wurde laut Oberlinhaus eine Woche nach der Tat aus der Klinik entlassen und konnte zurück in das Wohnheim. Nach dem Gewaltverbrechen gab es eine Welle der Anteilnahme. In einem von Stadt und Oberlinhaus bereitgestellten digitalen Kondolenzbuch befinden sich mittlerweile fast 300 Einträge. (mit HK)

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