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Offensive: NRW will Plattner-Institut abwerben

Nach der Kritik von Grünen und Linken an der Erweiterung des HPI stichelt Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart gegen Potsdam.

Babelsberg - Wenn Hasso Plattner in Potsdam Bauprojekte plant, scheinen Diskussionen programmiert: Anfang Februar stellte das nach dem SAP-Mitgründer benannte und von ihm finanzierte Ausbau seiner Digitalen Fakultät zum „Waldcampus“ vor – und stieß dabei auf Widerstand von Grünen und Linken (PNN berichteten). Kai Diekmann, ehemals „Bild“-Herausgeber und Chefredakteur und Potsdamer Bürger, äußerte auf Twitter unter Verweis auf die PNN-Berichterstattung seinen Unmut über die Bremser des Projekts: „Grüne & Linke sind erstmal dagegen – müssten ja Bäume gefällt werden.... Gute Nacht, Deutschland!“.

Dies veranlasste Andreas Pinkwart (FDP), Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen, zu einem überraschenden Abwerbeversuch: „Wir laden Herrn Plattner gerne ein, seine Ideen in #NRW weiter zu verfolgen. Er hat sich nicht nur mit SAP um die #Digitalisierung in Deutschland und weltweit verdient gemacht, sondern auch mit der @HPI_DSchool und dem von ihm forcierten #designthinking“, twitterte Pinkwart am Dienstag als Antwort auf Diekmann und adressierte den Tweet auch an den Twitter-Account der HPI School of Design Thinking in Potsdam.

Abwägungssache

Pinkwarts Offerte dürfte das HPI kaum ernst nehmen – es äußerte sich jedenfalls nicht zu dem Tweet. Das Angebot des Wirtschaftsministers könnte jedoch den Stadtverordneten von Grünen und Linken zu denken geben. Diese hatten sich im Bauausschuss in der vergangenen Woche kritisch gegenüber den Plänen des HPI gezeigt: Konkret geht es um zwei mit Bäumen bestandene Flächen an der August-Bebel-Straße, die derzeit dem Wald gewidmet sind und in Bauland umgewandelt werden sollen. Dazu ist eine Änderung des Flächennutzungsplans sowie die Fällung zahlreicher Bäume nötig.

Dies weckte den Widerspruch von Grünen und Linken. Deren Vertreter forderten ein Werkstattverfahren zur Entwicklung des Areals, bevor es zum Aufstellungsbeschluss komme. Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) lehnte dies ab und warnte davor, „falsche Signale“ an HPI und Universität Potsdam zu senden, die das Projekt Anfang Februar gemeinsam mit Rubelt vorgestellt hatten. In der nächsten Sitzung des Bauausschusses am 27. Februar soll der Waldcampus erneut auf die Tagesordnung.

Vorbild Stanford

Die Pläne des HPI sind ambitioniert: Die Fläche des HPI würde sich durch die Campuserweiterung verdoppeln, ähnliches gilt für die Zahl der Studierenden, die von derzeit 750 auf 1500 steigen sollen. Auf den Waldflächen sollen mehrere Neubauten mit Hörsälen, Büros, Laboren und Großrechnern entstehen. Vorbild für den Waldcampus ist laut Hasso Plattner die kalifornische Elite-Universität Stanford. Dabei soll ausdrücklich kein Kahlschlag betrieben werden, laut Rubelt sollen möglichst viele Bäume erhalten bleiben. In Kürze soll an einem Masterplan zur Gestaltung des Waldcampus gearbeitet und Umweltprüfungen vorgenommen werden, schon 2019 sollen die Bauarbeiten beginnen.

Es ist indes nicht das erste Bauprojekt von Hasso Plattner, das auf Widerspruch stößt: 2012 plante der Milliardär und Mäzen am Lustgarten eine Kunsthalle als Standort für seine umfangreiche Gemäldesammlung zu errichten. Zuvor wäre das Mercure-Hotel abgerissen worden, was zu Protesten von Potsdamern und der Linken geführt hatte. Aufgrund dessen zog Plattner seinen Plan für die Kunsthalle zurück – und entschied sich, das Palais Barberini als permanenten Sitz seiner Sammlung originalgetreu wiederzuerrichten.

Auch damals hatte sich Kai Diekmann in die Debatte eingeschaltet: Obwohl er zunächst ein Befürworter des Mercure-Abrisses gewesen war, revidierte Diekmann später seine Meinung, nachdem er 2016 mit seiner Familie in dem Hotel übernachtet hatte. Wenn die ehemalige FH falle, könne das Mercure bleiben – so kam es dann auch.

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