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Villa Jacobs. Das Hippodrom liegt im Wald nördlich des Gebäudes.

© Sebastian Gabsch

Öffentliche Plätze in Potsdam: Streit um das Hippodrom

Der Bauausschuss in Potsdam lehnt Einzäunung des Geländes ab und will den Park öffentlich widmen lassen. Stadt sieht derzeit keine Handhabe.

Von Peer Straube

Nauener Vorstadt - Nach dem Streit um den Park der Villa Henckel am Pfingstberg droht Potsdam der nächste Zwist um die öffentliche Zugänglichkeit einer privaten Parkanlage. Diesmal geht es um die Gartenanlage der Villa Jacobs am Jungfernsee. Der Bauausschuss legte am Dienstagabend mit knapper Mehrheit sein Veto gegen einen städtebaulichen Vertrag ein, den die Stadtverwaltung mit dem Eigentümer, dem Architekten Stefan Ludes, schließen will.

Das Papier sieht vor, dass Ludes eine vernachlässigte historische Gartenanlage nebst Rundweg, das sogenannte Hippodrom, wiederherstellt. Die bislang als Wald öffentlich zugängliche Fläche soll anschließend eingezäunt und an maximal acht Tagen im Jahr für Besucher geöffnet werden. Gegenstand des Vertrags ist außerdem eine Verpflichtung Ludes’, sich an den Kosten für eine Rekonstruktion des Königswegs zu beteiligen, einer historischen Verbindung, die von der Fritz-von-der-Lancken-Straße nördlich des Hippodroms zum Jungfernsee führt. Der Weg soll 2019 fertig sein. Die Stadt sichert sich mit dem Vertrag auch die Uferwegeflächen. Der dort verlaufende öffentliche Uferweg soll perspektivisch denkmalgerecht auch für den Fahrradverkehr ausgebaut werden können.

Diese Regelungen gingen dem Ausschuss allerdings nicht weit genug. Vor allem SPD und Linke pochen auf eine Ausweitung der Öffnungszeiten für den Park. „Wir wollen dem Pfingstberg nicht das nächste Beispiel folgen lassen“, sagte der Ausschussvorsitzende Ralf Jäkel (Linke). Er spielte damit auf den Streit um die Villa Henckel an, deren Eigentümer das Gartendenkmal auf eigene Kosten saniert und im Gegenzug weitgehend privat nutzen wollte, obwohl das Areal im Bebauungsplan als öffentliche Grünfläche gewidmet ist. Inzwischen hat man sich dort auf einen Kompromiss geeinigt.

Ob das auch im Falle des Hippodroms gelingt, ist allerdings äußerst fraglich. Denn wie berichtet hat Ludes nach Jahren erfolgloser Verhandlungen inzwischen Nägel mit Köpfen gemacht. Um das Hippodrom, einen Rundweg als zentrales Element einer im 19. Jahrhundert vom Hofgärtner Hermann Sello nach Plänen Peter-Joseph Lennés angelegten Gartenanlage, wiederherstellen zu können, hat der Architekt bei der Landesforstbehörde erfolgreich die Entwidmung der Waldfläche beantragt. Das Amt stimmte zu, weil die Gartenanlage, obwohl sie derzeit verwildert und praktisch unsichtbar ist, seit 2013 auf der Landesdenkmalliste steht. Noch im Sommer will Ludes mit der Rekonstruktion beginnen.

Dessen ungeachtet beschloss der Ausschuss mit den Stimmen der SPD einen Antrag der Linken, wonach die Stadt das Hippodrom zur öffentlichen Parkanlage erklären soll. Diesen Plan hatte die Stadt bereits seit Jahren verfolgt und wollte dafür einen Bebauungsplan erarbeiten lassen. Das Vorhaben scheiterte jedoch, weil der Eigentümer bereits damals nur im Wesentlichen zu jenen Zugeständnissen bereit war, die nun auch Inhalt des städtebaulichen Vertrags sind.

Stadtplanungschef Andreas Goetzmann hatte zuvor vergeblich vor den Folgen einer Ablehnung durch den Ausschuss gewarnt. Die Stadt müsste die betreffende Fläche kaufen und das Hippodrom dann auf eigene Kosten wiederherstellen. Einen Verkauf lehne der Eigentümer jedoch ab. Und eine Enteignung komme schon deswegen nicht infrage, weil die Stadt das Areal vor zehn Jahren an Ludes genau mit der Intention verkauft habe, dass es von einem privaten Investor wiederhergestellt werde. Es sei dem Innenministerium als Enteignungsbehörde kaum vermittelbar, dass die Stadt die Fläche nun zurückhaben wolle. Ludes war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Peer Straube

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