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17614 Potsdamer haben ihre Stimme per Briefwahl abgegeben, knapp 9900 davon votierten für Schubert. 

© Andreas Klaer

Oberbürgermeisterwahl in Potsdam: Wahlsieg im Briefwahllokal

Im ersten Wahlgang hat SPD-Kandidat Mike Schubert seinen Wahlsieg im Süden der Stadt errungen. Diesmal gewann er an anderer Stelle.

Von Peer Straube

Potsdam hat einen neuen Oberbürgermeister gewählt. Wie in allen vorherigen Wahlen seit der Wende setzte sich auch diesmal mit Mike Schubert ein SPD-Kandidat gegen einen Kontrahenten der Linken durch. Schubert gewann mit 55,3 Prozent der Stimmen gegen Martina Trauth, die parteilose Linke-Bewerberin erhielt 44,7 Prozent. So weit, so normal. Doch genauer betrachtet birgt das Wahlergebnis auch einige Überraschungen. Ein Überblick. 

Wo wurde die Wahl entschieden?

In den Briefwahllokalen. Die Zahl der Urnengänger insgesamt war bei der Stichwahl am Sonntag tatsächlich so gering, dass die Briefwähler zum ausschlaggebenden Faktor wurden. Exakt ein Drittel aller gültigen Stimmen wurden auf diese Weise abgegeben, Schubert profitierte davon überdurchschnittlich: 57,6 Prozent der Stimmen entfielen auf den SPD-Kandidaten, Trauth holte 42,4 Prozent. Fast 9900 seiner 28800 Stimmen bekam Schubert von Briefwählern. Der zweite, für ihn entscheidende Punkt war die im Vergleich zu den Plattenbaugebieten höhere Wahlbeteiligung in der Innenstadt, Babelsberg, Bornim, Bornstedt und in den meisten Vorstädten. Mit Ausnahme der Brandenburger Vorstadt und Potsdam-West, in denen Trauth die meisten Stimmen holte, gewann Schubert diese mit zum Teil deutlichem Vorsprung, was ihm letztlich den Gesamtsieg sicherte. 

Wo hatten die Kandidaten Hochburgen?

Sein bestes Ergebnis erreichte Schubert in Sacrow mit 78 Prozent, gefolgt von der Berliner Vorstadt mit 71,1 Prozent. Mehr als 60 Prozent erreichte er jeweils in Bornim, Eiche, Golm, der Nauener, der Jäger- und der Templiner Vorstadt, in Uetz-Paaren und Groß Glienicke. Trauth holte ihr Top-Ergebnis von 55,6 Prozent in Potsdam-West/Wildpark, gefolgt von der Waldstadt II mit 55,3 Prozent, dem Schlaatz mit 54,2 Prozent, der Brandenburger Vorstadt mit 53,0 Prozent und Satzkorn mit 50,8 Prozent. 

Gab es Wechselwähler?

Davon ist auszugehen. Schuberts bemerkenswert hohes Ergebnis in der noblen Berliner Vorstadt beispielsweise dürfte damit zu erklären sein, dass viele Wähler, die im ersten Wahlgang ihre Stimme dem CDU-Kandidaten Götz Friederich gegeben hatten, nun zur SPD umgeschwenkt sind. Obwohl keine der am 23. September unterlegenen Parteien eine Wahlempfehlung abgegeben hatte, hat sicher aber auch Trauth von Wechselwählern profitiert. Ihr mit 53,0 Prozent überraschender Sieg in der Brandenburger Vorstadt ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass viele Wähler der Grünen und der linksalternativen Fraktion Die Andere ihr Kreuzchen diesmal bei Trauth gemacht haben. Dass in den Plattenbaugebieten hingegen ehemalige AfD-Wähler in nennenswertem Umfang zur Linken umgeschwenkt sind, darf bezweifelt werden. Diese, darauf lässt die vor allem im Süden der Stadt äußerst geringe Wahlbeteiligung schließen, werden eher der Wahlurne ferngeblieben sein. 

Warum war die Wahlbeteiligung so gering?

Darüber kann man nur spekulieren. Tatsächlich war es mit 37,8 Prozent die geringste Wahlbeteiligung bei einer Oberbürgermeisterwahl in Potsdam seit dem Mauerfall und die viertschlechteste bei Wahlen seitdem überhaupt. Viele Wähler, die zuvor andere Kandidaten, hauptsächlich wohl den der AfD, gewählt haben, werden diesmal verzichtet haben. Politikverdrossenheit könnte ebenfalls eine Rolle spielen, ebenso wie wohl die Erwartung vieler Potsdamer, es werde ohnehin der SPD-Kandidat das Rennen machen – so wie letztlich immer seit der Wende.

Wo war die Wahlbeteiligung am niedrigsten und wo am höchsten?

Ersteres vor allem in den Plattenbaugebieten. Im Wahlbezirk Wiesenhof/Bisamkiez lag sie bei 11,97 Prozent, das ist der niedrigste Wert in der Stadt. In 31 Wahlbezirken überstieg die Wahlbeteiligung die 20 Prozent nicht, die meisten liegen am Schlaatz, in Drewitz und in der Waldstadt II. In diesen drei Stadtteilen war die Wahlbeteiligung dementsprechend auch am niedrigsten: Am Schlaatz betrug sie 14,3 Prozent, in Drewitz 18,8 Prozent und in der Waldstadt II 19,5 Prozent. Die höchste Wahlbeteiligung gab es in Sacrow mit 37,2 Prozent, gefolgt von Satzkorn mit 36,1 Prozent. Wie wenig das trotzdem ist, zeigen die absoluten Zahlen: In Sacrow waren 42 Menschen wählen, in Satzkorn 129.

Gab es noch andere Besonderheiten?

Ja. Vor allem die Zahl der ungültigen Stimmen sticht heraus. 1252 gab es, das entspricht einer Quote von 2,3 Prozent. Die sei mehr als doppelt so hoch wie das übliche eine Prozent bei Wahlen, sagte Kreiswahlleiter Michael Schrewe. Die Unzufriedenheit mit den beiden verbliebenen Kandidaten war offenbar größer als in anderen Jahren.

Gab es genug Wahlhelfer?

Ja. 850 waren im Einsatz, so wie auch beim ersten Wahlgang. Schrewe richtete aber bereits gestern einen Appell an die Potsdamer: Zur kombinierten Europa- und Kommunalwahl am 26. Mai 2019 würden 1400 Wahlhelfer gebraucht. Gebe es nicht genug Freiwillige, könnten Bürger auch zwangsverpflichtet werden. Das sei aber noch nie nötig gewesen.

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