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PNN-Talk zur Potsdamer Oberbürgermeisterwahl am 14. Oktober (klaer) Martina Trauth für Die Linke

© Andreas Klaer

Oberbürgermeisterwahl in Potsdam: Angriff von Links

Beim PNN-Talk kurz vor der Oberbürgermeister-Stichwahl ging es teils hoch her. Vor allem die Linke-Kandidatin Martina Trauth zeigte sich ungewohnt streitlustig.

Von Katharina Wiechers

Wenige Tage vor der entscheidenden Stichwahl haben sich die Oberbürgermeisterkandidaten am Dienstagabend im PNN-Talk ein teils hitziges Duell geliefert. Vor allem die Parteilose Martina Trauth, die für die Linke antritt, gab sich ungewohnt angriffslustig, während Konkurrent Mike Schubert (SPD), der beim ersten Wahlgang deutlich besser abgeschnitten hatte, deutlich entspannter wirkte. Lediglich an einer Stelle versuchte er „auch mal emotional zu werden“, wie er es selbst ausdrückte. 

Gut 200 angemeldete Gäste waren in das nh Hotel in der Friedrich-Ebert-Straße gekommen – viele interessierte Potsdamer Bürger, aber auch einige bekannte Gesichter von SPD und Linke. 90 Minuten lang verfolgten sie, wie die beiden Oberbürgermeisterkandidaten sich den Fragen von PNN-Chefredakteurin Sabine Schicketanz und ihrer Stellvertreterin Marion Kaufmann stellten. Der erste große Themenblock dreht sich um den Verkehr, schließlich ist der chronische Stau eines der bewegendsten Themen für die Bewohner der wachsenden Stadt. 

Verkehr: Schubert will Autos schon vor der Stadt aufhalten

Schubert etwa versprach, sich als Oberbürgermeister mit dem Landrat von Potsdam-Mittelmark, Wolfgang Blasig, und dem Rathauschef von Brandenburg/Havel, Steffen Scheller, zusammenzusetzen, um den Verkehr schon vor den Toren Potsdams aufzuhalten – etwa durch einen attraktiveren öffentlichen Nahverkehr. Sogar einen gemeinsamen Verkehrsbetrieb brachte der 45-Jährige ins Spiel, um die Taktung der Busse etwa in der Zeppelinstraße sinnvoller zu gestalten. Auch über die Möglichkeit, auf einer ehemaligen Straßenbahntrasse am Brauhausberg Busse fahren zu lassen, um sie am Stau vorbeizulenken, dachte Schubert beim Talk laut nach.

Über den öffentlichen Nahverkehr sprach auch Martina Trauth, allerdings nannte sie erneut kein Finanzierungsmodell für ihr Versprechen, den Nahverkehr für Studenten, Schüler, Azubis, Rentner und Erwerbslose kostenlos zu machen. Die fehlende Finanzierung sei immer ein Totschlagargument, so die 53-Jährige. Aber durch die richtige Priorisierung im städtischen Haushalt sei so etwas sicherlich zu stemmen. Wie viel ein solches Projekt kosten würde, sagte sie nicht. „Ich muss ja hier keine Abiturfragen beantworten.“ 

Trauth will die Pro Potsdam teils gemeinnützig machen

Ein weiterer großer Themenkomplex beim PNN-Talk behandelte das Wohnen. Trauth erläuterte ihre Idee, die städtische Bauholding Pro Potsdam teilweise in einen gemeinnützigen Betrieb umzuwandeln. Dadurch wäre das Unternehmen von der Steuer befreit und könnten günstiger bauen, was auch bei Neubauten Mieten von nur 5,50 Euro pro Quadratmeter bedeuten könnte.

Allerdings blieb sie auch hier eine Antwort schuldig, wie dies gegenfinanziert werden könnte. Es „nerve“ sie, dass viele durch die Kostenfragen ein Brett vor dem Kopf hätten und keine Kreativität mehr zuließen, sagte sie dazu. „Neue Ideen kriegen wir bestimmt nicht hin, wenn wir immer nur an die Kosten denken.“

Schubert räumt ein: das Kita-Portal kommt erst 2019

Neben Klimawandel und Digitalisierung wurden die Kandidaten auch zum Thema Kitaplatz-Mangel befragt. Vor allem Schubert, der schon jetzt als Sozialdezernent für die Missstände bei der Betreuungssituation gerade stehen muss, sah sich in der Pflicht, sich wegen des immer noch nicht fertiggestellte Online-Portals zur Platzsuche zu rechtfertigen. Er hätte sich gewünscht, dass es schneller fertig wird, aber vor 2019 sei dies aus verwaltungstechnischen Gründen nicht zu schaffen gewesen. 

Dass es am mangelnden Willen in der Verwaltung gelegen habe, verbat er sich aber – und versuchte wie erwähnt emotional zu werden. „Daran, dass die Kolleginnen und Kollegen es nicht wollten, hat es sicherlich nicht gelegen, das kann ich ihnen versichern.“ 

Beim Potsdam-Quiz schlossen beide Kandidaten schlecht ab

Emotional oder zumindest persönlich wurde es auch an anderer Stelle immer wieder mal – unter anderem als Trauth nach ihrem Alpha-Gen gefragt wurde. „Das hat mir noch keiner bestätigt“, räumte sie ein. Sie habe zwar viele Herausforderungen in ihrem Leben gemeistert, sei aber ein gemeinschaftlich orientierter Mensch. „Ich habe vielleicht eher ein Gerechtigkeits-Gen.“  Auch Schubert wurde nach seinem Machtbewusstsein gefragt – und berichtete von seinem Vater. „Er hat mir auf den Weg gegeben, dass es wichtig ist, wieder aufzustehen, wenn man auf die Nase gefallen ist.“ Er sei ein Mensch, der aus Niederlagen lerne und nachjustiere. Bei dem kleinen Potsdam-Quiz, mit dem die Kandidaten zwischendurch konfrontiert wurden, schlossen sie übrigens ähnlich schlecht ab. Weder die Zahl der ehemaligen und aktuellen Ehrenbürger der Stadt (46) noch die höchste Erhebung (Kleiner Ravensberg) konnten sie auf Anhieb nennen. Zumindest hier herrschte am Ende Gleichstand.

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