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Von der Flut zerstört. Das Fachwerkhaus von Christina (r.) muss von Grund auf saniert werden. Oberbürgermeister Mike Schubert (l.) besuchte das Gebäude; für die Hauseigentümerin, die Hilfe von Potsdamer:innen erhalten hat, gab es Blumen.

© privat

Oberbürgermeister Schubert im Katastrophengebiet im Ahrtal: Potsdamer Hilfe im Tal der roten Trauben

Potsdams Eifel-Unterstützern fehlen nur noch 8700 Euro Spendengelder. Schubert besuchte Flutopfer.

Von Carsten Holm

Potsdam/Bad Neuenahr - Es geht in den Endspurt: 131.290,07 Euro (Stand: Sonntag, 11 Uhr) haben die Potsdamer:innen gespendet, um Menschen aus dem rheinland-pfälzischen Kreis Ahrweiler zu helfen, die von der verheerenden Flutkatastrophe am Abend des 14. Juli heimgesucht wurden. Sebastian Frenkel, der nach einem Hilferuf von dort lebenden Freunden die Aktion „Potsdam hilft der Eifel“ gründete, bittet noch einmal um Spenden für die Flutopfer: „Wir haben so viel tun können. Wenn wir jetzt noch die Marke von 140.000 Euro schaffen, werden wir alle Ziele erreichen, die wir uns vorgenommen haben. Es fehlen nur noch etwas mehr als 8700 Euro.“

Frenkel, Inhaber einer Werbeagentur, hatte für Spenden getrommelt und Patenschaften zwischen Rheinländern und Brandenburgern vermittelt. Die Friseurmeisterin Marion Ganse etwa nahm die 23-jährige Syrerin Mirna Kasoha, die ihren Ausbildungsplatz durch die Flut verloren hatte, für einige Zeit in ihren Salon auf und ließ sie sogar in ihrem Haus wohnen. 

Potsdamer Künstler unterstützten Kollegen wie den Maler Heiner mit Staffeleien und Leinwänden – nur zwei von vielen Beispielen. Initiator Sebastian Frenkel sagte den PNN am Sonntag, er sei „wirklich überwältigt von der Anteilnahme, die hier gezeigt wurde“ – gut 630 Kilometer vom Ort der Katastrophe entfernt.

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Von Zerstörung und Wiederaufbau in dem südlich von Bonn gelegenen Weinanbaugebiet, das „Tal der roten Trauben“ genannt wird, machte sich jetzt auch Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ein Bild. Er war einer Einladung des Potsdams-Clubs nach Bonn gefolgt, beide Städte pflegen eine der ältesten Städtepartnerschaften der Republik. Vorher ging es an die Ahr, wo Frenkel und Ole Bemmann, Inhaber der Huckleberrys-Floßstationen, Schubert durch das Tal führten. Bemmann hatte kräftig mitangepackt, als beide dutzendweise Stromgeneratoren und Trockner für die durchfeuchteten Häuser mit den „Huckleberrys“- Transportern dorthin schafften. Insgesamt 10.315 Kilometer rollten die Wagen der Flotte von der Havel bis ins Ahrtal und zurück.

Viele Häuser verschwunden

Schubert kennt die Gegend gut. Als er bis 2016 Referatsleiter für den brandenburgischen Brand- und Katastrophenschutz war, nahm er mehrfach an Lehrgängen der Katastrophenschutzschule in Bad Neuenahr-Ahrweiler teil. Zum Übungsgelände gehört eine sogenannte Trümmerstraße, ein Areal mit einer Kulisse aus zerstörten Gebäuden. Nur: Was die sintflutartigen Regenfälle anrichteten, übertraf das bisschen Schutt an der Übungs-Trümmerstraße um ein Vielfaches. „Drei Monate sind seit der Katastrophe vergangen, aber trotz des voranschreitenden Wiederaufbaus sieht man die jetzt vielen Freiflächen, auf denen vor kurzem noch Häuser standen und in denen Familien wohnten“, sagte Schubert.

Schubert, Frenkel und Bemmann besuchten einige Flutopfer, denen Potsdamer geholfen hatten. Christina aus dem Ortsteil Kreuzberg gehörte dazu, ihr Fachwerkhaus war zerstört worden, immerhin ist ihr Badezimmer im Anbau gerade wieder hergerichtet worden. Zehn Student:innen der Braunschweiger TU wollen Ende Oktober damit beginnen, das Haus von Grund auf zu sanieren. Die Aufsicht über die Rekonstruktion hat die Braunschweiger Professorin Vanessa Miriam Carlow. Sie ist Architektin – und eine Schulfreundin von Frenkel.

Pizza-Ofen aus Potsdam

Als die drei Potsdamer dann Sven, Jürgen und Piet im Ortsteil Insul aufsuchten, hatten sie Fliesen im Gepäck, eine Spende der Potsdamer Firma „Isensee Bad Raum Spa“. Letzte Station war der schwer beschädigte Ortsteil Schuld. Der ehrenamtliche Bürgermeister Helmut Lussi berichtete seinem hauptamtlichen Potsdamer Kollegen von den gewaltigen Herausforderungen beim Wiederaufbau. „Auf die Bewältigung einer solchen Katastrophe kann keine Verwaltung eingerichtet sein“, sagte Schubert.

Am Ende saßen die Rheinländer und die Brandenburger zu einem Pizza-Essen am neuen Imbisswagen von Ali Topelca beisammen. Er hatte bei der Flut alles verloren, seine wirtschaftliche Existenz aber wurde mit den Spenden aus Potsdam gerettet – den neuen Pizza-Ofen hatten Frenkel und Bemmann eigenhändig an die Ahr gefahren. Auch Schubert rief nach seiner Visite zu weiteren Spenden auf: „Wenn wir in Potsdam weiter Hilfe leisten, können wir noch einigen Familien helfen.“

Spendenkonto: IBAN: DE65 1207 0024 0303 2026 00, Deutsche Bank Potsdam, Empfänger: Sebastian Frenkel, Verwendungszweck: Eifelhilfe

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