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Andreas Spora und Marie Schumann von der Freiwilligen Feuerwehr in Groß Glienicke testen das Gerät.

© Martin Müller

Notfallmedizin in Potsdam: Schnelle Hilfe bei einem Herzstillstand

Im Potsdamer Stadtgebiet gibt es etwa 20 Defibrillatoren. Doch viele scheuen sich, so ein Gerät im Notfall zu benutzen. Nun erhält die Freiwillige Feuerwehr in Groß Glienicke einen Defibrillator zu Übungszwecken.

Von Birte Förster

Potsdam - Schnelles Handeln ist entscheidend: Bei einem Herzstillstand kommt es darauf an, dass unmittelbar reagiert wird. Mit Hilfe sogenannter Automatisierter Externer Defibrillatoren (AED), die an verschiedenen Orten in der Stadt zur Verfügung stehen, kann die betroffene Person bereits reanimiert werden, bevor der Rettungswagen eingetroffen ist. Aber die Scheu ist groß, das Gerät im Ernstfall überhaupt anzuwenden. „Da kann man nichts falsch machen. Aber man muss den Mut haben, es zu bedienen“, betonte Marie Schumann, die als Notärztin und Anästhesistin arbeitet und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Groß Glienicke ist. „Da geht es um Sekunden.“

Für Laien eigentlich problemlos nutzbar

Jede Minute ohne Herzdruckmassage und Beatmung verringere die Überlebenschance. Das Unternehmen Jochum Medizintechnik GmbH aus Berlin hat der Freiwilligen Feuerwehr in Groß Glienicke nun ein Defibrillator-Trainingsgerät mit Trainingspuppe gespendet. Obwohl das Gerät eigentlich für Laien problemlos benutzbar sei, würden immer wieder Mitglieder der Feuerwehr nach Schulungen zu dem Gerät fragen, sagte Schumann. Derzeit findet eine Weiterbildung im Jahr statt. Damit die Wehrleute beim Umgang mit dem Gerät sicherer werden, hat sich Andreas Spora, zuständig für Beratung und Vertrieb bei Jochum Medizintechnik und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Groß Glienicke, für die Spende eingesetzt. Die Feuerwehr verfüge über einen Defibrillator, der im Ernstfall einsetzbar sei, so Spora. Bei der Spende handele es sich um ein reines Übungsgerät.

Drei Reanimationen jährlich mit Defibrillator

Mit diesem und der dazugehörigen Puppe zeigt Marie Schumann, wie es funktioniert: Es gibt zwei Knöpfe, um den Defibrillator an und aus zu schalten, sowie einen Elektroschockauslöser, der das Herz wieder zum Schlagen bringen kann. Ob und wann dieser zum Einsatz kommt, erfährt der Nutzer über die Anweisungen des Geräts selbst; es berät bei Beatmung und Herzdruckmassage. „Mit Wiederbelebung beginnen“, „Fester drücken“ oder „Kein Schock empfohlen“ ist aus dem Gerät zu hören.

Etwa zwei bis drei Reanimationen führe die Freiwillige Feuerwehr Groß Glienicke pro Jahr mit dem Defibrillator durch, so Schumann. Laut Spora hat es in diesem Jahr bereits drei erfolgreiche Reanimationen gegeben.

Defibrillatoren an belebten Orten in Potsdam

An verschiedenen, vor allem belebten Orten in Potsdam, wie zum Beispiel in den Bahnhofspassagen, im Stern-Center und im Hans Otto Theater, sind Defibrillatoren vorhanden, im gesamten Stadtgebiet gibt es etwa 20 Stück. Seit Juli hängen sechs Defibrillatoren in der Potsdamer Stadtverwaltung.

In Groß Glienicke ist außerhalb der Freiwilligen Feuerwehr laut Schumann kein öffentlich zugängliches Gerät vorhanden. Immer wieder wurde zuletzt kritisiert, dass die Defibrillatoren-Standorte in Potsdam nicht zentral erfasst sind. Die Fraktion Bürgerbündnis-FDP in der Stadtverordnetenversammlung hat im Mai unter dem Titel „Potsdam schockt“ einen Antrag gestellt und fordert darin die Bereitstellung einer Notfall-App, mit der die Standorte der AEDs angezeigt werden und zugleich ein Notruf abgesetzt werden kann.

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