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„Nikolai Gärten" in Potsdam: Musik aus Steinen auf Rosenbeeten

Verzögerungen und Ärger mit Käufern: Das Wohnprojekt „Nikolai Gärten“ steht vor der Fertigstellung. Der Investor wirbt trotz aller Schwierigkeiten mit einer besonders hochwertigen Ausstattung.

Potsdam - Es war in der Innenstadt eines der größten Wohnbauprojekte der vergangenen Jahre: Die sogenannten „Nikolai Gärten“ zwischen Dortu-, Charlotten- und Yorckstraße stehen – mit rund einjähriger Verspätung – vor der Fertigstellung. Im März sei für die 53 Wohnungen sowie mehrstöckigen Stadthäuser die offizielle Endabnahme vorgesehen, sagte Thomas Hölzel, Chef des zuständigen Berliner Investors Artprojekt, den PNN am Montag bei einem Vor-Ort-Termin. Zugleich wies er die seit Wochen gärende Kritik von mehreren Käufern der Wohneinheiten zurück.

Die seit 30 Jahren agierende Berliner Unternehmensgruppe hat für ihr erstes Potsdamer Großprojekt 20 Millionen Euro investiert – und musste mit einigen Schwierigkeiten kämpfen, die für Verzögerungen sorgten, wie Hölzel sagte. So erwiesen sich die Durchgänge in das Karree als derartig schmal, dass selbst Betonmischer oder größere Bauteile nicht hindurchpassten. Auch die fertigen Pläne für das Vorhaben hatte man wegen Brandschutzbedenken nachträglich umarbeiten müssen – die Feuerwehr hatte bemerkt, dass ihre Fahrzeuge nicht durch die Einfahrten passen (PNN berichteten). Schon allein dadurch sei ein halbes Jahr Verzug entstanden – wie auch durch eine letztlich von der Stadt abgewiesene Beschwerde eines Nachbarn wegen vermeintlich zu geringer Abstände zwischen den Gebäuden, sagte Hölzel. Allerdings sei jenen Käufern von Wohnungen, die sich auf eine frühere Fertigstellung verlassen hätten, kein Schaden entstanden – sein Unternehmen habe sich verpflichtet, in solchen Fällen eine Ausgleichzahlung zu leisten: „Das machen wir bereits.“

Lange Liste mit Mängeln

Die Verzögerungen sind nicht der einzige Kritikpunkt einer mehr als 15-köpfigen Käufergruppe, die je nach Wohnung zwischen 3000 und 4000 Euro pro Quadratmeter zahlten. Den PNN liegt eine vierseitige Liste vor, in dem Käufer noch bestehende Mängel benennen. Unter anderem seien nur Standard-Briefkästen eingebaut und versprochene Pergolen auf den Balkonen nicht vorhanden. Letzteres werde noch erfolgen, sagte Hölzel – und in Sachen Briefkästen würden noch hochwertige Eigenanfertigungen geliefert. Eine kleine, noch undichte Stelle in der Tiefgarage unter den Häusern werde mit einem speziellen, TÜV-geprüften Verfahren wieder geschlossen, hieß es weiter – auch diesen Mangel hatten Käufer gegenüber den PNN angegeben.

Hölzel sagte, er kenne die Liste. Die dort aufgeführten Mängel würden ohnehin bearbeitet. „Wir werden unsere Verträge zu 100 Prozent erfüllen.“ Ebenso werde ein neutraler Gutachter, der seit mehr als 25 Jahren tätige Berliner Stephen-Michael Dworok, die Abnahme der Häuser im März kontrollieren. Insgesamt liege die Ausstattung der Wohnungen, inklusive Fußbodenheizung und einer zentralen Satellitenanlage, „am oberen Rand“, sagte Hölzel. In der Werbung ist etwa von „eleganten Foyers“ oder Wohnungen mit Eichenparkett und italienischen Keramikfliesen die Rede. Speziell für Wohnungsbesitzer in den oberen Etagen stehen auch Dachterrassen zur Verfügung, sie haben freien Blick – etwa bis zur Mühle von Sanssouci. Für die Außenanlagen werden schon Hecken gepflanzt. Der Hofbereich soll autofrei funktionieren, für Kinder sind schon zwei Spielplätze erkennbar. „Außerdem liegt der Standort zentral, ist aber dennoch sehr ruhig“, sagte Hölzel. Das Areal neben dem Nikolaisaal diente zuvor viele Jahre lang als wilder Parkplatz. Zuvor standen dort Fabriken, etwa für Kindernahrung.

Leise klassische Musik aus den Rosenbeeten

Eine weitere Besonderheit ist ein Audio-Kunstkonzept des Multimedia-Künstlers David Szauder, der auch an der Babelsberger Filmuniversität doziert. Dabei liegt inmitten kleiner Rosenbeete ein Schmuckstein, der wiederum einen Lautsprecher und einen Sensor enthält. Nähert man sich den Beeten, soll leise klassische Musik erklingen, passend zum Wetter und je nachdem, ob Tag oder Nacht ist. Hölzel sagte, davon könnten auch Besucher des Nikolaisaals profitieren, die an den sechs „Mood Roses“ genannten Anlagen vorbeilaufen. Wie die Anlagen genau aussehen, können Interessierte am Samstag bei einem Tag der offenen Tür sehen. Hölzel sagte, die meisten Wohnungen seien bereits verkauft.

Trotz all der Probleme – für Artprojekt war das Engagement in Potsdam im Vergleich zu anderen Vorhaben der Unternehmensgruppe nur ein mittleres Projekt, wie Hölzel sagte. In der gesamten Firmengeschichte habe man bereits 2000 Wohnungen mit einem Umsatzvolumen von über 700 Millionen Euro entwickelt, derzeit plane man rund 1000 Wohnungen, etwa in Bad Saarow oder Berlin.

Auch in Potsdam könne er sich weitere Projekte vorstellen, sagte Hölzel – denn bis auf die Erfahrung mit der Feuerwehr sei die Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Bauamt sehr gut gewesen. Der damalige Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) hatte bereits bei der Grundsteinlegung vor knapp zwei Jahren gelobt, das Projekt sei ein gelungenes Beispiel für Innenstadtverdichtung – also für den Versuch, mehr Wohnraum auf begrenzten Flächen zu schaffen.

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