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Gefragte Hilfe. Alltag in der Flüchtlingsberatung der Diakonie.

© Christoph Freytag

Landeshauptstadt: Niemanden im Regen stehen lassen Der Beratungsfachdienst für Migranten wird 20

Als plötzlich der Starkregen einsetzt, stehen die vielen Gäste dicht aneinander unter den großen Zelten, die im Hinterhof aufgestellt wurden. „Genau so haben wir uns 2016 gefühlt“, sagt Katrin Böhme, Leiterin des Beratungsfachdienstes für Migranten und Migrantinnen – eine Anspielung auf die großen Herausforderungen für das Projekt angesichts der Flüchtlingskrise.

Als plötzlich der Starkregen einsetzt, stehen die vielen Gäste dicht aneinander unter den großen Zelten, die im Hinterhof aufgestellt wurden. „Genau so haben wir uns 2016 gefühlt“, sagt Katrin Böhme, Leiterin des Beratungsfachdienstes für Migranten und Migrantinnen – eine Anspielung auf die großen Herausforderungen für das Projekt angesichts der Flüchtlingskrise. Am Mittwoch feierte die Beratungsstelle mit Mitarbeitern, Helfern, ehemaligen Kollegen und Unterstützern 20-jähriges Bestehen.

Entstanden ist die Einrichtung 1997 auf Grundlage des zuvor beschlossenen Landesaufnahmegesetzes. „Das Ganze hat als Ein-Frau-Betrieb angefangen“, erinnert sich Böhme: „Ich bin mit dem Auto durch die vier Landkreise Potsdam, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming und Brandenburg gefahren, für die ich alle alleine zuständig war.“ Mittlerweile hat der Beratungsdienst zehn Mitarbeiter und mehr als 100 ehrenamtliche als Helfer. Mehr als 85 000 Beratungsgespräche wurden in den vergangenen 20 Jahren geführt und offiziell etwa 20 000 Flüchtlingen und Migranten geholfen. Die Mitarbeiter stehen bei behördlichen Abläufen beratend zur Seite, helfen bei der Integration, Sprachkursen, bei der Anerkennung von Abschlüssen, beim Familiennachzug, aber auch im normalen Alltag: Was bedeutet eine Hausordnung, was darf ein Mieter in Deutschland, wie funktioniert das mit der Stromabrechnung.

Die Beratung dehnt sich auf drei Fachbereiche aus. Der in diesem Jahr neugeschaffene Fachberatungsdienst für Flüchtlinge, die Beratung für Flüchtlinge in ihren Wohnungen und eine Migrationsberatung für Erwachsene in Potsdam und Teltow-Fläming. Auch Schulungen für Berater kann das Team erstmals anbieten. Dennoch war die Existenz des Beratungsfachdienstes des Diakonischen Werkes immer wieder in Gefahr, wie es hieß. Immer wieder fehlten Gelder und Stellen, wurden Rahmenbedingungen und Gesetze geändert. Ob beispielsweise der Fachberatungsdienst im nächsten Jahr weitergeht, ist unklar, denn er muss von der Stadt immer wieder neu ausgeschrieben und vergeben werden. Die Entscheidung fällt im November.

Dabei ist das Team um Böhme die wohl wichtigste und erfahrenste Anlaufstelle für Flüchtlinge und Migranten in Potsdam, das weiß auch die Stadt. „Ohne ihre Arbeit wäre es in Potsdam nicht gegangen“, sagte der Sozialbeigeordnete Mike Schubert bei seiner Gratulation zum runden Geburtstag. Böhme wünscht sich am meisten, dass in nächsten 20 Jahren keine Beratungsstelle gebraucht wird, niemand im Regen stehen bleibt und Flüchtlinge und Migranten überall mit ihren Anliegen hin können. Sarah Stoffers

Sarah Stoffers

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