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Nico Marquardt ist jüngster Stadtverordneter: „Ich will nicht zum Mars fliegen“

Beim Internet-Kurznachrichtendienst Twitter hat er fast dreimal so viele Anhänger wie Potsdam Einwohner – den Kommunalwahlkampf führte Nico Marquardt (SPD) aber trotzdem nicht online, sondern ganz klassisch an Infoständen und Wohnungstüren. 14-Stunden-Tage seien in der heißen Phase nicht selten gewesen, sagte der 20-Jährige am Dienstag den PNN.

Beim Internet-Kurznachrichtendienst Twitter hat er fast dreimal so viele Anhänger wie Potsdam Einwohner – den Kommunalwahlkampf führte Nico Marquardt (SPD) aber trotzdem nicht online, sondern ganz klassisch an Infoständen und Wohnungstüren. 14-Stunden-Tage seien in der heißen Phase nicht selten gewesen, sagte der 20-Jährige am Dienstag den PNN. „Dadurch, dass ich der jüngste Kandidat war, habe ich sicher viele Stimmen von jungen Wählern bekommen“, schätzt er. Das Wahlergebnis des angehenden Studenten, der am Samstag vor der Wahl Geburtstag hatte, ist eine kleine Sensation: Auf 1416 Stimmen brachte es Nico Marquardt trotz Listenplatz acht im traditionell linken Wahlkreis Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld – das ist mehr, als manch anderer Spitzenkandidat mit teurer Plakatkampagne am Sonntag erkämpfte.

Schlagzeilen hat Marquardt schon zweimal vorher gemacht: 2013 bescherte er der Potsdamer SPD-Bundestagskandidatin Andrea Wicklein mit einem Wahlvideo im Internet fast 200 000 Zuschauer. Weltweite Berühmtheit erlangte er bereits als 13-Jähriger: Damals zweifelte er mit einem Schulprojekt zum „Killerasteoriden Apophis“ die Berechnungen der US-Raumfahrtbehörde NASA an – der folgende Medienrummel brachte ihm auch viele Twitter-Anhänger, sagt er heute.

Auf die NASA-Geschichte hätten ihn jetzt im Wahlkampf vor allem ältere Potsdamer wieder angesprochen. Im Stadtparlament will Nico Marquardt sich indes besonders für die Jüngeren einsetzen: „Es gibt in meinem Wahlkreis nicht wirklich Anlaufstellen für 16- bis 18-Jährige, das muss sich ändern“, findet er zum Beispiel: „Die Jugendlichen brauchen Räume, damit sie sich verwirklichen können – und keinen Unfug anstellen.“ Außerdem fordert er einen kostenlosen drahtlosen Internetzugang in der Stadt.

Studieren will Marquardt ab Herbst übrigens nicht Astronomie, sondern Marketing. Dass er dafür als neuer Stadtverordneter nun in Potsdam bleiben muss, schmerzt ihn nicht: „Im Gegenteil. Ich sehe es als riesige Chance, da mitmachen zu können.“ Für Politik habe er sich schon immer interessiert, in die SPD sei er eingetreten, nachdem er vor fast drei Jahren während eines Austauschjahres in den USA im Präsidentschaftswahlkampf bei einem Obama-Team mithalf. „Im Stadtparlament lerne ich sicher total viel“, ist er überzeugt – und sieht die Zeit auch als Test für eine mögliche spätere politische Laufbahn.

Neben der Politik schlägt sein Herz aber auch für ein neues Weltraumprojekt: Bei der internationalen „MarsOne“-Mission, bei der es um eine künftige Kolonisierung des Planeten Mars geht, ist der Potsdamer zuständig für die Aktivitäten in den sozialen Netzwerken – zum Beispiel auf Twitter. Geld verdiene er damit nicht – es koste aber Zeit: „Das ist ein Non-Profit-Projekt, aber für den Start der Mission sind Milliarden von Dollar nötig“, erklärt er. Anders als sein Potsdamer Parteifreund Denis Newiak hat er sich nicht um ein Ticket ins All beworben: „Ich will nicht zum Mars fliegen“, verspricht Nico Marquardt.Jana Haase

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