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Landeshauptstadt: Nichts geht mehr

Stau-Chaos in der Innenstadt und im Norden: Auf der B2 standen die Autos bis Groß Glienicke

Wer aus dem Norden nach Potsdam wollte, für den war am gestrigen Montagvormittag kein Durchkommen in Richtung Innenstadt: Schon kurz hinter Groß Glienicke staute sich der Verkehr auf der Bundesstraße 2. Bis zu zwei Stunden dauerte die Fahrt ins Zentrum – angesichts der schwülen Hitze eine Qual für die betroffenen Autofahrer. Und selbst wer auf der Zielgeraden noch die zugestaute Nedlitzer Straße über das Bornstedter Feld umfahren wollte, kam dort nicht weit: Schon in der Pappelallee standen die Autos wieder.

Auch aus Richtung Nuthestraße oder Glienicker Brücke war am Vormittag mehrere Hundert Meter vor der Kreuzung Berliner Straße/Humboldtbrücke nur noch Stop-and-go angesagt. In der Innenstadt sah es nicht viel besser aus: Auf vielen Strecken ging es nur im Schritttempo voran. In den Straßen Am Neuen Garten und Alleestraße war über mehrere Stunden Stau. Das Chaos brachte vielerorts den Arbeitsalltag durcheinander: Am Landgericht konnte beispielsweise ein Prozess am Vormittag erst mit einstündiger Verspätung beginnen, weil ein Schöffe im Stau steckte.

Grund für den Verkehrsinfarkt sind gleich mehrere Baustellen im Stadtgebiet: Wegen der Sperrung der Bundesstraße 273 in Potsdams Norden wird die Bundesstraße 2 derzeit doppelt belastet. Hinzu kommen seit Beginn der Woche eine Reihe von neuen Baustellen mit jeweils halbseitigen Sperrungen an den Hauptverkehrsadern der Innenstadt. Die Stadt verlegt das Baugeschehen dort absichtlich in die Ferien, weil wegen der Urlaubszeit weniger Autos unterwegs sind – so die Hoffnung.

Das Stau-Chaos sorgte nicht nur bei Autofahrern für Ärger. Auch Potsdams SPD-Fraktionschef Mike Schubert kritisierte die städtische Verkehrsplanung: „Dieses Baustellenmanagement ist eine Katastrophe, man kann nicht alles gleichzeitig machen“, sagte er den PNN: „Auch in den Ferien fahren Menschen von A nach B.“ Auf der Internetplattform Facebook machten viele Betroffene mit sarkastischen Kommentaren ihrem Unmut Luft. „Die Verkehrsplaner können sich heute auf die Schulter klopfen. Das ist doch das Ziel von Herrn Klipp, den Individualverkehr auszubremsen“, schrieb etwa Dirk Walther auf der Facebook-Seite der PNN. Gemeint ist der Grüne Baubeigeordnete im Rathaus.

Wie berichtet haben die städtischen Verkehrsplaner ab Montag praktisch einen Einbahnstraßen-Ring auf der Strecke Hegelallee, Kurfürstenstraße, Am Neuen Garten, Alleestraße sowie Reiterweg eingerichtet. Autos dürfen auf diesem Ring nur entgegen dem Uhrzeigersinn fahren; die zum Teil weiträumigen Umleitungen sind ausgeschildert, die Stadt rät zudem, das Gebiet am besten gleich weiträumig zu umfahren – das ist je nach Ziel freilich nicht für jeden möglich. Gebaut wird auf dieser Strecke noch bis voraussichtlich Freitag, auf der Kurfürstenstraße noch bis kommenden Montag.

Der kilometerlange Stau auf der Bundesstraße 2 ist Ergebnis der Sperrung der B 273, wie Stadtsprecherin Christine Weber auf PNN-Anfrage erklärte. Die B 273 ist wegen einer Deckensanierung zwischen dem Sacrow-Paretzer Kanal und Neumanns Erntegarten bei Bornim gesperrt – und das noch bis zum 22. August. Bereits in der vergangenen Woche war es zum Teil zu erheblichen Rückstaus gekommen (PNN berichteten).

Bei der Stadt hofft man auf eine Besserung ab dem heutigen Dienstag. Die Verkehrsplaner gehen davon aus, dass am ersten Tag von neuen Baustellen das Stauaufkommen immer besonders hoch ist, weil viele Autofahrer noch nicht im Bilde sind, so Stadtsprecherin Christine Weber. Die Verkehrsbehörde habe am Montag zudem die Ampelschaltung auf der Umleitungsstrecke geprüft – allerdings keine Verbesserungsmöglichkeiten gefunden.

Betroffen waren am Montag auch Busse der Verkehrsbetriebe Potsdam (ViP): auf den Linien 609 von Kartzow und 638/639 von Spandau nach Potsdam. Am Morgen gab es in Richtung Hauptbahnhof Verspätungen von bis zu zwei Stunden, sagte ViP-Sprecher Stefan Klotz: „Im Laufe des Vormittags lagen die Verspätungen noch bei bis zu 40 Minuten.“ Teilweise sei es auch auf anderen Linien zu Verspätungen und Ausfällen gekommen, da die Busse ab Hauptbahnhof auf anderen Linien weiterfahren sollten. Auch zusätzlich eingesetzte Busse Fahrer hätten die Ausfälle wegen der Höhe der Verspätungen und der anhaltenden Behinderungen nicht richtig kompensieren können, so Klotz. Die Verkehrsbetriebe raten, nach Möglichkeit die Tram 96 ab der Viereckremise zu nutzen und mit Trams der Linien 92 und 96 in die Innenstadt zu fahren.

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