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Faktenreich. Der Förderverein informierte über historische Synagogen.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Nicht mit Haberland

Synagogengemeinde und Förderverein verlangen Kompromissbereitschaft von Jüdischer Gemeinde

Die Synagogengemeinde und der Synagogenförderverein halten an ihrem Standpunkt fest, dass ein Nutzungskonzept erarbeitet werden müsse, bevor der Bau einer neuen Synagoge in Potsdam erneut ausgeschrieben werde. Das bekräftigten am Sonntag Fördervereins-Chef Ulrich Zimmermann und Ud Joffe von der Synagogengemeinde in einer Veranstaltung unter dem Titel „Brandenburg baut seine Synagoge“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. „Ich hoffe, dass wir bald über ein Nutzungskonzept reden können“, sagte Joffe. Zu Details wollte er sich nicht äußern, um die Gespräche mit der Jüdischen Gemeinde Potsdam nicht zu belasten.

Das Verhältnis zwischen beiden Gemeinden ist angespannt. Im Vorfeld der gestrigen Veranstaltung des Synagogen-Fördervereins hatte Michail Tkach, stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Potsdam, zum Boykott aufgerufen. Er sprach von einer „erheblichen Belastung“ für die Verhandlungen zwischen den Gemeinden, sollte die Veranstaltung stattfinden.

Vor Ort war dies jedoch nicht spürbar. Die Veranstaltung, die aus einem Vortrag des Architekten Thomas Sander zur Architektur historischer Synagogen und einer anschließenden Diskussion bestand, besuchten gut 50 Gäste. Es gab keinerlei Proteste dagegen.

Im Vorfeld hatte Fördervereinsvorsitzender Ulrich Zimmermann angekündigt, keine Aussagen über den Synagogenneubau zu treffen. Daran hielt er sich nicht: Gleich in seiner Einleitung sagte er erneut, dass es keine Einigung über den Synagogenbau auf Basis des ursprünglichen Entwurfs von Jost Haberland geben werde. Dieser sei vielen Gemeindemitgliedern nicht sakral genug und habe Mängel im Nutzungskonzept. Bevor weitere Schritte für den Synagogenbau unternommen werden, müsse es eine Einigung zwischen den jüdischen Gemeinden geben. „Man muss sich annähern“, so Zimmermann.

Bestehende Verträge mit den Gewinnern des Architekturwettbewerbes für den Synagogenneubau – darunter Haberland – müssten nötigenfalls gekündigt werden, meinte Zimmermann auf Anfrage aus dem Publikum. Er begründete dies damit, dass ein neues Nutzungskonzept zwangsläufig eine erneute Ausschreibung erfordere. Dabei müssten sich beide Konfliktparteien bewegen: „Extrempositionen sind nicht durchsetzbar“, sagte Zimmermann. Das unterstützte auch Joffe: „Die Nutzung sollte geklärt werden, bevor man baut.“

Das Land hatte nach dem andauernden Streit zwischen der Jüdischen Gemeinde und der Synagogengemeinde einen Baustopp verhängt und die Gemeinden verpflichtet, sich zunächst auf ein gemeinsames Nutzungskonzept zu einigen. Dazu will das Land die jüdischen Gemeinden und Stephan J. Kramer, den Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ende August zu einem Gesprächstermin einladen. Der Synagogenneubau soll vom Land mit 4,5 Millionen Euro gefördert werden. Er soll die alte Synagoge ersetzen, die am heutigen Platz der Einheit neben der Post stand. Diese war von den Nationalsozialisten 1938 zerstört worden. Der durch einen Bombenangriff beschädigte Bau wurde 1954 abgetragen.

Darauf ging auch Architekt Sander in seinem Vortrag ein. Bei der alten Synagoge sei das Gemeindezentrum in einem separaten Gebäude untergebracht gewesen. Das fordert der Synagogen-Förderverein auch für den Neubau in der Schloßstraße. Marco Zschieck

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