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Gut besucht. Zahlreiche Besucher kamen am Dienstagabend zur Auftaktveranstaltung des neuen Talkformats „Havelsounds“ in die Wilhelmgalerie. Für Unterhaltung sorgten unter anderem Musik von Helge Sauer und drei Potsdamer Gäste in Plauderlaune.

© Andreas Klaer

Neues Talk-Format "Havelsounds" in Potsdam: Potsdamer Plauderstündchen

Informativ und unterhaltsam: Das neue Talk-Format „Havelsounds“ kommt beim Publikum an

„Was uns zu Menschen macht statt nur zum Vieh, ist Demokratie“, sang Helge Sauer. So eröffnete er die Veranstaltungsreihe „Havelsounds“ am Dienstagabend. Zur Auftaktveranstaltung des Medien-Talk-Formats in der Wilhelmgalerie nahmen drei Gäste auf dem Sofa Platz. Das Konzept: Legerer Talk mit Potsdambezug in Wohnzimmeratmosphäre, politisch, aber nicht zu ernst. Und: Jeder stellt ein Medium seiner Wahl vor, Leseproben und Wunschgetränk gibt es oben drauf.

Moderator Tim Jäger begrüßte als Erstes die Potsdamer Autorin Christine „Tini“ Anlauff, Tatortkommissar Jörg Hartmann und PNN-Chefredakteurin Sabine Schicketanz folgten. Das Publikum, teils schick in Frack und Fliege, wartete gespannt auf das, was kommt, immerhin hat man so eine Kulisse im Atrium noch nicht gesehen.

Das, was da kam, war überraschend leger und unkonventionell. Tini Anlauff orderte erst einmal eine „homöopathische Weißweinschorle“, bevor die stolze Trägerin des Katzenkrimipreises – ja den gibt es – über ihr aktuelles Buch „Der Fall Garnisonkirche“ plauderte. Politisch unkorrekt und ganz und gar nicht dialektfrei, dafür unterhaltsam.

Hartmann klinkte sich als selbst ernannter „Architekturfanatiker mit Städtebaumacke“ in die Diskussion ein und outete sich in der Potsdamer „Gretchenfrage“ alsbald als Befürworter der Garnisonkirche. Anlauff sei dagegen. „Was weg ist, ist weg“, würde ihr Großvater sagen. Bedarf für eine Kirche gebe es ja nicht.

Jörg Hartmann gab dann Einblicke in seine Rolle als Dortmunder Tatortkommissar. Ein „Publikumsumarmer“ sei dieser ja nicht gerade, sondern eher ein Mann mit Problemen. Dass das nicht gerade Werbung für Dortmund ist, hätte sich die Stadt übrigens auch mal früher überlegen können. Ob es eigentlich schwierig sei als Kommissar Faber immer so schlecht und verranzt auszusehen, wollte Anlauff wissen. Mit wenig Schlaf sei das ganz leicht, sagte Hartmann. „Ich seh immer so aus.“

Sabine Schicketanz, die 1997 als Praktikantin bei den PNN begann, gab Einblicke in die Geschichte der Lokalzeitung und betonte – auch im Hinblick auf das Thema Garnisonkirche – wie wichtig es sei, als Medium keine vorgefertigte Meinung zu haben. „Eine Haltung zu haben ist wichtig, aber man muss auch Alternativen aufzeigen. Bei vielen Themen sind Vorsicht und Sensibilität mehr gefragt als eine Zuspitzung“, sagte sie mit Blick auf die Vermittlerrolle der Medien. Etwas zumuten dürfe man dem Leser aber durchaus.

Applaus erntete ihr Statement zur Zugezogenen-Debatte: Sie sei es leid, immer erklären zu müssen, dass sie zwar nicht aus Potsdam stamme, sondern aus Berlin, aber seit Jahren hier wohne. Hartmann, der aus dem Ruhrpott kommt, fühle sich auch als Potsdamer. In Brandenburg seien doch eh alle von woanders. Hartmann, der seit zwölf Jahren in Potsdam lebt, könne so schnell auch niemand aus seinem Heim in der Jägervorstadt vertreiben. „Außer natürlich Hollywood ruft an“, sagte er.

Die Gäste sowie das Publikum waren dann bei einem Potsdam-Quiz gefordert. Sie sollten Bildausschnitte von markanten Orten in der Stadt zuordnen. Die Zuschauer konnten dabei sogar beantworten, wo es denn in Potsdam ein „Schwarzes Meer“ gibt (oberhalb des Babelsberger Schlosses).

Zum Format gehörten neben Musikeinlagen von Helge Sauer, der zwischendurch die Titelmelodie vom rosaroten Panther spielte, auch Veranstaltungshinweise. Jakob Damms verwies auf die Super8-Filme in seinem Kino in Wilhelmshorst, daneben wurde auf den Tag des Ateliers am 3. Mai in der Wilhelmgalerie verwiesen. Zahlreiche lokale Künstler erhalten dort eine Plattform, um ihre Werke einem breiteren Publikum vorzustellen.

Langweilig wurde es dem Publikum bei der knapp zweistündigen Veranstaltung aufgrund der unterhaltsamen Abwechslung also nicht, auch wenn 30 Minuten überzogen wurde. Gut versorgt waren die Besucher. Wie die Veranstaltung „Havelsounds“ fortgesetzt wird, ist noch offen. Aufgrund des großen Zulaufs und der positiven Resonanz ist eine Weiterführung sicher nicht ausgeschlossen.

Rita Orschiedt

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