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Neues Potsdamer Wohnviertel: Spatenstich für neue Grundschule in Krampnitz

Oberbürgermeister weist Neubau Vorreiterrolle zu. Doch der Stresstest für das Großvorhaben beginnt erst.

Potsdam - Für das kontrovers diskutierte künftige Stadtviertel Krampnitz hat der Bau des ersten neuen Gebäudes begonnen. Auf dem ehemaligen Kasernengelände wird einer der bisher teuersten Bildungneubauten der Stadtgeschichte errichtet: 

Eine kombinierte Grundschule mit Kita, Hort und Sporthalle für insgesamt bis zu 760 Kinder. Für das rund 34 Millionen Euro teure Großprojekt haben Rathauschef Mike Schubert (SPD) und andere Krampnitz-Verantworliche am Dienstag einen ersten, aber eben auch symbolischen Spatenstich vollzogen. 

Dabei versuchte Oberbürgermeister Schubert in seinem – bei strömenden Regen gehaltenen – Grußwort vor allem Optimismus in Sachen Krampnitz zu verbreiten: „Der Himmel weint Freundentränen, es geht endlich los.“ Nach vielen Jahren des Leerstands werde das einstige Militärareal in eine zivile Nutzung überführt. Zugleich sei es auch ein Signal für künftige Anwohner, dass zunächst nötige Infrastruktur wie eine Schule errichtet werde. 

Der neue Bildungscampus sei abgestimmt auf moderne pädagogische Anforderungen, also auf individueller gestaltete Lernprozesse, Digitalisierung oder Inklusion. „Dieser Campus wird neue Standards setzen für Potsdams Bildungslandschaft.“ Die Schule entsteht unmittelbar neben dem künftigen Zentralpark in zwei denkmalgeschützten Bestandsbauten, die durch einen modernen Verbinder ergänzt werden. Sie soll 2024 öffnen – zum Einzug der ersten Bewohner vor Ort.

Vier Millionen Euro Förderung vom Bund

Auch Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke, dessen kommunale Gesellschaft die Planungen für Krampnitz im Wesentlichen lenkt, hob die aus seiner Sicht bestehenden Vorzüge des Neubaus hervor: So seien in Krampnitz kurze Wege möglich. Auch seien Räume für außerschulische Vereine vor Ort vorgesehen. „Hier wird ein zentraler generationsübergreifender Ort entstehen“, sagte Nicke. Das Konzept sehe neben klassischen Schulräumen auch solche für Gruppenarbeiten vor, möglich sei auch ein Ganztagsbetrieb, hieß es. Ferner sollen Photovoltaik- und Solarthermieanlagen dafür sorgen, dass zumindest im Neubauteil rund 40 Prozent der benötigten Energie aus regenerativen Quellen bezogen wird. 

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Vier Millionen Euro Förderung für die Schule kommt dabei vom Bund – als „Nationales Projekt des Städtebaus“. Allerdings hatte man im Rathaus wie berichtet ursprünglich fast acht Millionen Euro erhofft. In seiner Rede spielte Schubert auch auf solche und andere Rückschläge für das Gesamtprojekt Krampnitz an. Dieses ist in den vergangenen Jahren immer kontroverser debattiert worden – vor allem wegen sich abzeichnender Probleme bei der Verkehrsanbindung über eine Straßenbahn

Schubert sagte, Probleme und Herausforderungen seien bei Projekten dieser Dimension üblich und auch anderswo in Deutschland zu beobachten. Entscheidend aber sei – „jenseits von Unkenrufen“ – der gemeinsame Wille zu Lösungen. 

Auf PNN-Nachfrage sagte Schubert, hierzu gehöre auch der von ihm angekündigte Stresstest für Krampnitz, der ausgeschrieben und bis Mitte 2022 von einem externen Gutachter erstellt werden soll. Dabei gehe es etwa um mögliche Anpassungen in der Projektsstruktur, etwa die Frage, ob mehr Personal für bestimmte Schritte notwendig wird. Aber das Gesamtprojekt werde davon nicht berührt. 

Tramanbindung wird erst 2029 fertig - das sorgt für Kritik

In seiner Rede wiederum sagte der Rathauschef auch „von Rückschlägen oder zeitlichen Veränderungen“ dürfe man sich „nicht kirre machen lassen“. Und: „Ich will die Entwicklung hier als Oberbürgermeister bis zum Ende mitgestalten.“ Das kann freilich noch dauern. Nach jetzigen Zeitplänen soll etwa die Tramanbindung nach Krampnitz erst 2029 fertig sein. 

Ob das reicht, ist unklar, auch, weil Grundstücksbesitzer an der Trasse bereits mit Klagen drohen. Langwierige Enteignungsverfahren sind wahrscheinlich. Doch erst mit der Tram darf Krampnitz von den jetzt möglichen 5000 Anwohnern auf 10 000 Menschen anwachsen. So hat es die Landesplanung festgelegt. 

Die kleinere Größe macht aber viele Pläne dort für ein grünes Wohnen unwirtschaftlich. Kritiker befürchten, dass mit dem Stadtteil dauerhaftes Stauchaos im Potsdamer Norden entsteht. Die Stadtverwaltung hingegen meint, dass nur eine leistungsfähige Straßenbahn geeignet sei, die Verkehrsprobleme im Norden zu lösen. 

Dabei hat das Rathaus wichtige Vertreter einer möglichen Ampel-Koalition auf Bundesebene wohl auf seiner Seite. So hatte der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz im Wahlkampf den PNN gesagt, der Bund finanziere langfristig wirtschaftliche Strecken, wozu auch die Tram nach Krampnitz und Fahrland gehöre. „Mit der SPD stehen die nötigen Bundesmittel dafür zur Verfügung.“ 

Unterstützung für eine Tramverbindung auf Bundesebene

Auch Grünen-Parteichefin Annalena Baerbock hatte gesagt, die Tramanbindung sei enorm wichtig für den neuen Stadtteil. Sie unterstütze daher eine Bundesförderung. Auch die wieder in den Bundestag eingezogene FDP-Landesvorsitzende Linda Teuteberg hatte eine Förderung im Rahmen eines „schlüssigen, funktionierenden Nahverkehrskonzeptes“ befürwortet. Sie hatte allerdings auch moniert, dass die Verkehrsanbindung nach Krampnitz am Anfang der Planungen hätte stehen müssen. 

Tatsächlich: Noch 2015 wurde der Bau eines Mehrfamilienhauses nahe der geplanten Trasse genehmigt. Zeitgleich wurde in der Bauverwaltung schon eine mögliche Tramverbindung nach Krampnitz geprüft, wie Vorlagen an die Stadtverordneten zeigen.

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