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Das Familienbad im blu. Heute werden zum Probebaden bis zu 500 Gäste erwartet. Kritik gibt es an der Preisgestaltung.

© Andreas Klaer

Neues Potsdamer Bad blu: Politik drängt auf familienfreundlichere Tickets

Vor der Eröffnung des neuen Potsdamer Sport- und Familienbads blu kritisieren nicht nur Familien, sondern auch Kommunalpolitiker die Preispolitik der Stadtwerke. Besonders für kinderreiche Familien seien die Eintrittspreise zu hoch.

Potsdam - Kurz vor Eröffnung des neuen Sport- und Familienbads blu fordern Kommunalpolitik der wichtigsten Stadtfraktionen eine familienfreundlichere Preispolitik, speziell für Eltern mit mehr als zwei Kindern. Denn wie berichtet soll die blu-Familienkarte für zwei Erwachsene und nur für zwei Kinder gelten – wer mehr Töchter oder Söhne hat, muss Extra-Kinderkarten kaufen. Eltern mit vier Kindern müssten dann zum Beispiel für drei Stunden Badespaß 38 Euro zahlen, die Familienkarte kostet 24 Euro. Das kritisierten auf PNN-Anfrage gleich mehrere Stadtpolitiker quer durch alle Fraktionen – und forderten die kommunalen Stadtwerke als Betreiber des Bades auf, zumindest die Familienkarte noch anders zu gestalten.

Heuer (SPD) will familienfreundliche Preise

So erinnerte der neue Linke-Kreischef und Stadtverordnete Stefan Wollenberg, dass auf Initiative der Linken bereits seit 2012 für die beiden Potsdamer Strandbäder eine „echte Familienkarte“ gelte – für zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder. „Es wäre nur konsequent, dieses erfolgreich praktizierte Modell auch im neuen Leuchtturm der Potsdamer Bäderlandschaft umzusetzen und damit ein Signal für ernst gemeinte Kinderfreundlichkeit in Potsdam zu setzen“, sagte Wollenberg. Auch SPD-Fraktionschef Pete Heuer sprach sich für eine kinder- und familienfreundliche Preispolitik aus – diese sei mit verschiedenen Modellen denkbar, solche Eintrittspreise seien immer auch eine Mischkalkulation. „Auf keinen Fall dürfen Familien mit mehr als zwei Kindern schlechter gestellt werden als Familien mit ein oder zwei Kindern.“

Grünen-Fraktionschefin Janny Armbruster sagte, die Regelung zur Familienkarte sei irritierend. „Wir hoffen, dass sich die Stadtwerke noch bewegen.“ Aus den Reihen der Grünen wurde auch an einen weiteren Stadtverordnetenbeschluss von 2012 erinnert, wonach Entwürfe für eine neue familienfreundliche Entgeltordnung für die städtischen Bäder vorgelegt werden sollten. Einige Monate später wurden von der Sportverwaltung auch Familienkarten mit Gültigkeit für mehr als zwei Kinder vorgeschlagen. Allerdings schränkte das Dezernat damals ein, dass die bestehende Familienkarte mit nur zwei Kindern, die auch im alten Bad am Brauhausberg und im Kiezbad am Stern so verkauft wurde und wird, eigentlich schon fair genug sei. Danach passierte kommunalpolitisch fünf Jahre nichts mehr zu dem Thema – bis jetzt.

Finken (CDU/ANW): Gerade kinderreiche Familien unterstützen

Nun fordert auch CDU/ANW-Fraktionschef Matthias Finken für das blu eine erweiterte Familienkarte wie in den Strandbädern. „Als kinderfreundliche Stadt steht es uns gut zu Gesicht, wenn wir die Familie nicht auf zwei Kinder reduzieren, sondern gerade kinderreiche Familien unterstützen und fördern.“ Wolfhard Kirsch, der Vorsitzende der Fraktion Bürgerbündnis-FDP, nannte die Preisstruktur der Familienkarte geradezu „kontraproduktiv“ in Bezug auf den Wunsch, kinderreiche Familien zu unterstützen. Und von der alternativen Fraktion Die Andere sagte der Stadtverordnete Christian Kube, die Beschränkung der blu-Familienkarte widerspreche der Intention der Stadtverordneten-Beschlüsse zu den Freibädern.

Wie die Stadtwerke mit der Kritik aus der Politik umgehen, blieb zunächst offen – auch wegen des Vorbereitungsstresses für den heutigen Probebadetag. Als in der vergangenen Woche erste kinderreiche Familien Kritik an der Preisgestaltung geübt hatten, hatte ein Stadtwerke-Sprecher dies zurückgewiesen und erklärt, die Familienkarten seien vergleichsweise weit gefasst – und würden zum Beispiel auch für Kinder bis zu 16 Jahren oder Großeltern als Begleitpersonen gelten.

Potsdams neues Bad blu kostete 40 Millionen Euro 

Allerdings liegt das blu auch im Vergleich zu anderen Freizeitbädern in der Region preislich im oberen Drittel (PNN berichteten). Das Projekt am Leipziger Dreieck hatte fast 40 Millionen Euro gekostet, einst veranschlagt waren 23 Millionen. Unter anderem war am Badstandort Brauhausberg aber eine Tiefgarage nötig, dazu kamen die bundesweit gestiegenen Baukosten. Zugleich haben die Stadtverordneten den jährlichen Zuschuss für das blu auf knapp 2,2 Millionen Euro gedeckelt, für alle Bäder der Stadt auf dreieinhalb Millionen Euro.

Derweil laufen die Vorbereitungen für die Eröffnung des Bades am kommenden Mittwoch. Bei dem heutigen Probebadetag werden zwischen 10 und 17 Uhr bis zu 500 Gäste erwartet – unter anderem auch 20 PNN-Leser, die Tickets für die Aktion gewonnen haben. Das Bad bietet unter anderem ein 50 Meter langes Sportbecken mit zwei Sprungtürmen. Ebenfalls im Erdgeschoss ist das Freizeitbad untergebracht – unter anderem mit Strömungskreisel, Sprudelliegen, Massagedüsen und einem Wasserfall. Auch mit einem Kleinkinderbereich wird geworben. Dazu gibt es eine neun Meter lange und vier Meter breite Wellenrutsche – sowie eine 114 Meter lange Reifenrutsche mit Licht- und Soundeffekten. Im Obergeschoss befindet sich ein vielfältiger Wellnessbereich mit unter anderem vier Saunen und zwei Dampfbädern.

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Wer mehr als zwei Kinder hat, muss für einen Besuch im neuen Potsdamer Bad blu deutlich mehr bezahlen. Die kommunalen Stadtwerke sollten die unfaire Regelung schnell ändern, meint PNN-Autor Henri Kramer. 

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