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Neues Nutzungskonzept für das FH-Gebäude: Konflikte und Konzepte

Das FH-Gebäude soll, wenn es doch nicht abgerissen wird, ein Tagungs- und Wissenszentrum werden. Das schlugen die FH-Befürworter vor. Die Stadtverwaltung weist das Konzept aber zurück - und auch die Abrissbefürworter sind erwartungsgemäß nicht überzeugt.

Potsdam - Die Reaktionen auf das Nutzungskonzept für das Fachhochschulgebäude fielen am Freitag geteilt aus. Abrissbefürworter, die auch in der Stadtverordnetenversammlung in der Mehrheit sind, halten das Konzept für unzureichend, die Gegenseite entdeckt hingegen sinnvolle Möglichkeiten.

Vorgestellt wurde das Konzept am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung der Potsdam School of Architecture im Schaufenster der Fachhochschule (FH) am Alten Markt. Es sieht vor, dass am Alten Markt ein „Haus der Gegenwart“ als Tagungs- und Wissenschaftszentrum entstehen soll. So sind beispielsweise Räume für eine Erweiterung der Stadt- und Landesbibliothek sowie der Volkshochschule vorgesehen, Büros für wissenschaftsnahe Start-ups, ein Tagungs- und Kongresszentrum sowie Gastronomie.

Hintergrund ist das laufende Bürgerbegehren gegen den Abriss des Fachhochschulgebäudes, des Hotel Mercure und des Staudenhof-Wohnhauses sowie gegen die Privatisierung kommunaler Grundstücke in der Stadtmitte. Mittlerweile haben die Initiatoren des Begehrens mehr als 16.000 Unterschriften gesammelt. Kritiker des Bürgerbegehrens hatten seit dessen Start im April ein Nutzungskonzept verlangt, falls das FH-Gebäude stehen bleiben soll.

FH-Gebäude soll 2017 abgerissen werden

Die Stadtverwaltung weist das Konzept zurück. Die Beschlusslage der Stadtverordneten sei klar, so Stadtsprecher Jan Brunzlow. Das sogenannte Leitbautenkonzept sieht vor, das Gebäude nach dem Auszug der Fachhochschule Ende 2017 abzureißen. Die Grundstücke sollen privatisiert und mit Wohn- und Geschäftshäusern mit teilweise historisierenden Fassaden auf dem Stadtgrundriss aus der Vorkriegszeit bebaut werden.

Auch inhaltlich gebe es Zweifel am Nutzungskonzept der Initiative: So könne die Stadt nicht als Betreiber eines Kongresszentrums in Konkurrenz zu privaten Anbietern treten. Auch die von der Initiative angepeilte Nutzung für die Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung sei nicht sinnvoll. Für die Arbeit des Stadtparlaments sei die Nähe zur Stadtverwaltung wichtig. Deshalb plant der Kommunale Immobilienservice (Kis) einen Neubau auf dem Verwaltungscampus für fünf Millionen Euro. Außerdem hieß es, zusätzlicher Raumbedarf für die Bibliothek und die Volkshochschule im benachbarten FH-Gebäude sei nicht absehbar. Außerdem sei nach wie vor offen, wie eine Sanierung des FH-Gebäudes finanziert werden könne. Die Stadtverwaltung rechnet für diesen Fall mit Kosten von bis zu 33 Millionen Euro.

Abrissberfürworter sind unzufrieden

Die Finanzierung müsse zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden, sagte André Tomczak von der Initiative „Potsdamer Mitte neu denken“ den PNN. Das Nutzungskonzept müsse zunächst weiter konkretisiert werden. Wenn die Bedürfnisse der künftigen Nutzer klar sind, könne auch der Finanzbedarf berechnet werden. Vorher sei das unsachlich. Das Konzept beinhalte förderfähige Nutzungen. Tomczak wies darauf hin, dass sich das Nutzungskonzept zunächst nur auf das bestehende FH-Gebäude beziehe. Eine ergänzende Wohnbebauung sei ebenso damit vereinbar wie eine Umgestaltung des Umfelds.

Die Abrissbefürworter in der Stadtpolitik sind erwartungsgemäß unzufrieden mit dem Konzept. „Auf den ersten Blick enthält es keine überzeugenden Argumente, um von der Fortführung des Leitbautenkonzeptes abzurücken“, so der SPD-Stadtverordnete Pete Heuer. Ein Erweiterungsbedarf der Bibliothek sei bisher gegenüber den Stadtverordneten nicht kommuniziert worden. Potsdam sei mit Veranstaltungsräumen überversorgt, so Heuer.

Auch die CDU lehnte das Nutzungskonzept am Freitag ab: „Der Vorschlag, das FH-Gebäude in die Innenstadt zu integrieren, bleibt weit hinter den Möglichkeiten des Leitbautenkonzeptes zurück“, so CDU-Fraktionschef Matthias Finken. „Humboldtstraße und Uferpromenade an der Alten Fahrt weisen den Weg.“ Dort sind in den vergangen Jahren Neubauten mit historisierenden Fassaden entstanden, in denen sich hochwertige Eigentumswohnungen befinden. Im Gegensatz dazu soll ein Drittel der auf dem FH-Areal nach dem Leitbautenkonzept geplanten 600 Wohnungen mietpreisgebunden sein – jedenfalls für 20 Jahre.

Zuspruch von den Linken: "Das, was wir wollen"

Zuspruch bekommt die Initiative von den oppositionellen Linken, die auch das Bürgerbegehren unterstützen. „Das Gebäude als öffentlichen Raum erhalten, als einen lebendigen, kreativen und innovativen Ort mitten in der Stadt, ist das, was wir auch wollen“, so Potsdams Linke-Chef Sascha Krämer. Das FH-Gebäude biete Potenziale für Galerien, Büro, Start-ups, Cafés und Veranstaltungsräume. „Hier kann urbanes Leben geschaffen werden.“ Krämer plädiert für ein Abrissmoratorium: „Wir sollten überlegen, wie wir dieses Gebäude öffentlich nutzen können, bevor es zu spät ist.“ Interessante Ansätze seien geliefert worden. Darüber zu diskutieren lohne sich.

Einer der Ansätze in dem Nutzungskonzept ist auch, das wissenschaftliche Mitmachmuseum Extavium im FH-Komplex unterzubringen. Dort war man am Freitag überrascht: „Direkt gefragt hat man mich nicht“, sagte Extavium-Chef Axel Werner. Am aktuellen Standort in der Straße Am Kanal habe man noch einen Mietvertrag bis 2021. Dann könne man darüber sprechen und prüfen, ob im FH-Gebäude auch alle Auflagen erfüllt sind. Grundsätzlich sei die FH ein guter Standort und bereits zwei Mal für das Extavium im Gespräch gewesen. Daraus wurde jedoch nichts, weil keine Räume frei waren beziehungsweise der Abriss angekündigt war.

Hier gibt es die Präsentation mit dem Nutzungskonzept zum Nachlesen: 

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