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Landeshauptstadt: Neues Leben in des Kaisers Backstube

Rote Kasernen: Hälfte der Häuser verkauft, Kammergebäude und Heeresbäckerei werden Wohnungen

Bornstedter Feld - Mit dem gestern bekannt gegebenen Verkauf des Kammergebäudes und der früheren Heeresbäckerei sind etwa die Hälfte aller Gebäude in den Roten Kasernen an der Nedlitzer Straße verkauft. Wie Horst Müller-Zinsius, Geschäftsführer des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld, gestern erklärte, ziehe jetzt „neues Leben in Kaisers alte Backstube“. Nun würden nur noch sieben der 1892 bis 1895 erbauten Kasernen-Gebäude in einem bundesweiten Bieterverfahren zum Verkauf stehen.

In den Roten Kasernen entstand im vergangenen Jahrzehnt unter anderem der Technologie-Park PanMedium – zudem kauften zwei Solinger Unternehmer ehemalige Kasernengebäude, um darin einen Kulturstandort auszubauen. In dem nun vom Entwicklungsträger Bornstedter Feld veräußerten Kammergebäude und der Heeresbäckerei will die Terraplan Immobilien- und Treuhandgesellschaft aus Nürnberg auf 3000 Quadratmetern Fläche Wohnungen bauen. Auf dem Gelände zwischen den von Software-Milliardär Hasso Plattner erworbenen Grauen Kasernen, dem Pfingstberg mit Belvedere und dem Jungfernsee werden laut Erik Rossnagel von Terraplan etwa 25 Etagen- und Maisonettewohnungen sowie fünf Stadthäuser entstehen.

Das Nürnberger Unternehmen arbeitet momentan an fünf Projekten in der Stadt, darunter an der Restaurierung des Geburtshauses Ernst Haeckels in der Yorckstraße 7. Die geplanten Arbeiten an den Kasernengebäuden – beginnend in diesem Jahr – seien aber das erste Engagement des Unternehmens im Bornstedter Feld, so Rossnagel. Bis 2007 sollen die alten Backstein-Häuser saniert sein – denkmalgerecht sowie mit Balkonen oder Terrassen versehen. Zur Wohnung gehöre laut Rossnagel später auch die Gartennutzung.

Als imposant empfindet Rossnagel die Skulpturen auf dem Kammergebäude. Außen pompös, innen dagegen kaum noch was am rechten Fleck, beschreibt er die Gebäudesubstanz. „Die Russen sollen sogar die Dielen beim Abzug mitgenommen haben“, sagt Rossnagel zum Zustand des Innenausbaus.

Aus dem Rahmen der übrigen Ausstattung fällt dagegen eine nach den Plänen von G.F. Boumann geschaffene Großskulptur aus Sandstein, die das Dachgeschoss des ehemaligen Kammergebäudes in der Mitte der Roten Kasernen ziert. Die Statue soll sich ursprünglich auf der 1773 errichteten Kaserne des 4. Artillerieregiments am Kupfergraben in Berlin-Mitte befunden und nach deren Abriss 1897 in Potsdam einen neuen Platz gefunden haben. Die Roten Kasernen galten damals als größte und modernste Militärbauten des Kaiserreichs. Die rot geklinkerten Fassaden sind mit Staffelgiebeln, Spitzbögen und Maßwerkfriesen der märkischen Backsteingotik nachempfunden. Während sieben Mannschafts- und Wirtschaftsgebäude direkt an der Nedlitzer Straße stehen, befinden sich im rückwärtigen Bereich das Kammergebäude, der Krankenstall, die Exerzierplätze, Pferdeställe, Reithallen, Bäckerei und Werkstätten. Die Idee, Kasernen als Wohngebäude zu nutzen, ist nicht ganz neu: Nach dem 2. Weltkrieg wollte die Stadt die Kasernen zivil nutzen. 1947 plante das Hochbauamt, den nördlichen Bereich in ein Krankenhaus mit Kircheneinrichtungen umzubauen und den südlichen Teil für Büro- und Wohnzwecke zu nutzen. Dieses Vorhaben scheiterte, als die Rote Armee Ende der 1940er Jahre die Kaserne übernahm. Seit deren Abzug Mitte der 1990er Jahre wird das Gelände entwickelt. jab

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