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Agrarforschung Potsdam: Lösungen für den Klimawandel

"Circle" heißt das neue Gebäude des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB). In dem Bau werden Lösungen für Klimawandel und Umweltbelastung durch die Landwirtschaft gesucht. 

Potsdam - Bereits der zweite Sommer in Folge verlief in Deutschland extrem trocken. Darunter leidet vor allem die Landwirtschaft. Wie Bauern solche Dürresommer in Zukunft besser überstehen können, ist eine der Fragen, auf die das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in ihrem neuen Forschungsgebäude „Circle“ eine Antwort finden will.

„Diese Themen werden immer wichtiger für unsere Gesellschaft“, sagte Bernhard Polten, Mitarbeiter des Bundeslandwirtschaftsministeriums, bei der Eröffnung am Donnerstag. Und für Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sind die Forschungsvorhaben des ATB wegweisend für die Umsetzung des Potsdamer Masterplans 100 Prozent Klimaschutz. „Wir wollen nicht nur den Klimanotstand erklären, sondern auch Lösungen anbieten“, sagte Schubert. „Die Forschung zur Beheizung von eigenen Neubauten ist wegweisend für eine klimaneutrale Stadt.“ Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) ergänzte: „Die Arbeit des ATB hilft auch dabei, dass unsere Landwirtschaft die Herausforderung der Zukunft meistern kann.“
Der zweigeschossige Neubau hat eine Fläche von 3000 Quadratmetern und bietet etwa 60 Mitarbeitern einen Arbeitsplatz. Neben 23 Büro- und 25 Laborräumen finden sich im Gebäude auch Begegnungsräume und ein Konferenzsaal. Die Baukosten beliefen sich auf 19,1 Millionen Euro, die von Bund und Land gemeinsam getragen wurden. Eine Besonderheit ist laut Architekt Thiemo Pesch die Wand im Foyer. „Sie besteht aus dem Lehm der Baugrube.“ Damit wollte man die bioökonomische Kreislaufwirtschaft im Gebäude erkennbar machen. Dieser Kreislauf spiele in der Forschung eine große Rolle und sei deshalb namengebend für das Gebäude gewesen, erklärte die wissenschaftliche ATB-Leiterin Annette Prochnow. „Trotz des quadratischen Grundrisses haben wir dem Gebäude den Namen Circle – also Kreis – gegeben.“ Laut der Verwaltungsleiterin des Institutes, Uta Tietz, soll am 9. September der Umzug in die neuen Labore erfolgen. Der reguläre Betrieb werde im Oktober aufgenommen.
Das ATB geht auf ein im Jahr 1927 auf dem Gut Bornim gegründetes Versuchsgut für Landarbeit zurück. Später wurde daraus die „Preußische Versuchs- und Forschungsanstalt für Landarbeit“. Zu DDR-Zeiten forschte man unter dem Namen „Institut für Landtechnik“, ehe es 1992 zur Neugründung kam. Eine der zentralen Forschungsbereiche ist die Analyse der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Technikeinsatzes bei Agrarprozessen – vom Feld bis zum Verbraucher. Am Institut arbeiten etwa 250 Mitarbeiter. Das Land Brandenburg unterstützt die Arbeit in diesem Jahr mit rund sechs Millionen Euro.

Schubert zeigte sich erfreut über den Neubau: „Am Wissenschaftsstandort Potsdam geht die Post ab.“ Aufgrund der Entwicklungen der vergangenen Jahre müsse sich die Stadt, was die Forschung angeht, im Bundesvergleich nicht verstecken. Schubert machte klar, dass das Rathaus an der Seite der Forschung stehe. „Wir wollen verlässliche Partner der Wissenschaft bleiben.“ Es sei immer gut, wenn man jemanden hätte, den man als Stadt bei wissenschaftlichen Fragen zu Rate ziehen könne. „Das bringt auch den Leuten in unserer Stadt etwas, und darum geht es doch letztendlich.“

Das Institut steht Potsdamern offen

Neben dem gegenseitigen Austausch von Ideen unter den Mitarbeitern, soll das Gebäude auch dazu genutzt werden, die Potsdamer über Forschung und Bioökonomie zu informieren. „Der Austausch ist der Schlüssel, damit aus Forschung auch Innovation entwickelt werden kann“, sagte Wissenschaftsministerin Münch. Auch würde durch den Neubau die außeruniversitäre Forschung in Brandenburg wachsen. „Ich freue mich darauf, was in Zukunft hier entstehen wird.“ Münch betonte, dass die landwirtschaftlich genutzte Fläche zur Identität des Landes gehört und zugleich wichtig für die Wirtschaft in der Region ist.

Erst vor Kurzem hat das ATB das Projekt „OptiBarn“ abgeschlossen. Die Forschung setzt sich mit der Milchviehhaltung auseinander und gibt Empfehlungen, wie diese nachhaltiger gestaltet werden kann. Der Schwerpunkt wurde dabei auf die Klimatisierung von freibelüfteten Ställen gelegt, da diese in besonderem Maße vom Klimawandel betroffen seien.

Florian Kistler

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