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Landeshauptstadt: Neues Flüchtlingsheim nötig

Bis zu 265 neue Flüchtlinge sollen 2014 nach Potsdam kommen. Sie sollen in einem Wohnungsverbund wie in der Haeckelstraße unterkommen

Die Stadt Potsdam muss in diesem Jahr bis zu 265 neue Flüchtlinge aufnehmen – und weil fast alle Wohnheimplätze für Asylbewerber belegt sind, muss die Stadt eine neue Unterkunft schaffen. Das teilte das Sozialdezernat im Rathaus der Fraktion Die Andere mit, die zu dem Thema eine Kleine Anfrage gestellt hat. Geplant sei nun eine Ausschreibung, um ein Träger für eine Unterkunft für 50 bis 100 Flüchtlinge zu finden. Angestrebt werde erneut ein sogenanntes Wohnungsverbundsystem, so die Sozialbehörde – wie es seit Dezember in der Haeckelstraße in Potsdam existiert. Wo der neue Wohnungsverbund entstehen könnte, ist offen.

Schon im vergangenen Jahr waren der Stadt vom Land Brandenburg 195 Flüchtlinge zugewiesen worden. Da bereits damals das Asylbewerberheim im Schlaatz sowie eine Unterkunft für Flüchtlingsfrauen in der Hegelallee an die Grenzen ihrer Kapazität gestoßen waren, hatte die Stadt in Zusammenarbeit mit der kommunalen Bauholding Pro Potsdam kurzfristig zahlreiche Wohnungen in zwei unsanierten Plattenbauten in der Haeckelstraße zur Verfügung gestellt. Dort leben jetzt rund 50 Flüchtlinge, das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre befristet.

Erst am Dienstag sind wieder vier Flüchtlingsfamilien aus Russland und Somalia mit 19 Menschen in Wohnungen in der Haeckelstraße eingezogen. Die Stadtverwaltung sieht den Start des Wohnungsverbundes als gelungen an. „Die Schülerinnen und Schüler der Voltaire-Schule haben Spenden gesammelt, es gab zahlreiche Menschen, die helfen wollten und es gab ein Stadtteilnetzwerk aus verschiedensten Akteuren, die sich schon im Vorfeld um die Kommunikation und Integration bemüht haben“, so Stadtsprecher Jan Brunzlow.

Zugleich plant die Pro Potsdam nach Angaben der Stadt, an der Heinrich-Mann-Allee 105b ein Haus zu bauen, um dort spätestens ab 2016 ausländische Flüchtlinge unterbringen zu können. „Mit Fertigstellung dieses Neubaus wird die Nutzung der Wohnungen in der Haeckelstraße hinfällig“, teilte die Stadtverwaltung mit. Eine Sprecherin der Pro Potsdam sagte, konkrete Planungen für den Bau lägen noch nicht vor.

Der Standort war im vergangenen Jahr nach einer kontroversen Diskussion gewählt worden. Zunächst hatte die Verwaltung geplant Flüchtlinge in einer „temporären Unterkunft in Modulbauweise“ in der Straße Am Buchhorst im Gewerbegebiet Potsdam-Süd unterzubringen. Dieser Standort sei weiterhin die Ausweichlösung, falls das Projekt in der Heinrich-Mann-Alle scheitern sollte. „Als dritte Variante gilt, eine Unterbringung im Laplacering zu errichten, und an vierter Stelle die Option Bornstedter Feld – ohne konkrete Grundstücksoption“, so Brunzlow.

Gleichzeitig versucht die Verwaltung Flüchtlinge aus den Unterkünften schneller in eigene Wohnungen zu vermitteln. Dazu wurde im Sozialdezernat eine Stelle geschaffen, die Flüchtlingen bei der Wohnungssuche hilft. Denn die Unterbringung in Wohnungen ist für die Stadtkasse sogar günstiger: 940 000 Euro zahlt die Stadt im Jahr allein für die Miete der Heime. Pro Wohnheimplatz sind das 405 Euro monatlich. Für die Unterkunftskosten der in Wohnungen lebenden Asylbewerber gab die Stadt im vergangenen Jahr pro Kopf etwa 213 Euro im Monat aus.

Hintergrund der höheren Zahl an Flüchtlingen sind nicht nur Kriege und Krisen in vielen Ländern sondern auch Potsdams Wachstum: Das Land verteilt Flüchtlinge proportional zur Einwohnerzahl auf Kreise und Städte. Potsdam muss deshalb in diesem Jahr 5,9 statt bisher 5,5, Prozent der bis zu 4500 in Brandenburg erwarteten Flüchtlinge aufnehmen.

Henri Kramer/Marco Zschieck

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