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Kapitän Heinz Ahlgrimm taufte am Sonntag das neue Hybridschiff auf den Namen Schwielowsee.

©  Foto: Manfred Thomas

Neues Flaggschiff Schwielowsee: Potsdam hat Deutschlands erstes Hybridschiff

Die Weisse Flotte taufte am Sonntag das neue Flaggschiff Schwielowsee im Potsdamer Hafen. Es soll das erste Fahrgastschiff dieser Größe mit Hybridantrieb in Deutschland sein.

Innenstadt - In Uniform, mit Mütze und schneeweißem Kragen steht Heinz Ahlgrimm auf dem Kai des Potsdamer Hafens an der Langen Brücke. Gleich hinter der Absperrung neben Ahlgrimm, dem 82-jährigen einstigen Kapitän der Weissen Flotte, haben sich zahlreiche Menschen versammelt, um nach den Reden, die gerade geschwungen wurden, nun den Höhepunkt der Zeremonie zu erleben: Die Schiffstaufe der MS Schwielowsee, einem hochmodernen Hybridschiff, dem neuesten Gefährt der Weissen Flotte.

„Ich taufe Dich auf den Namen Schwielowsee“, sagt Ahlgrimm, wünscht dem Schiff immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel - und lässt die obligatorische Sektflasche am Schiffsrumpf zerschellen. Gleich darauf tönt der historische Dampfer Gustav, der vor dem Täufling ebenfalls im Hafen liegt und lässt eine große Dampfwolke aufsteigen.

Hell, einladend und bunt: Der Innenraum des neuen Schiffes. 
Hell, einladend und bunt: Der Innenraum des neuen Schiffes. 

© Manfred Thomas

Über 30 Prozent Diesel kann eingespart werden

Auf das gestern frisch getaufte Schiff, das ab jetzt auf der Havel fahren wird, ist Geschäftsführer Jan Lehmann zurzeit besonders stolz. Denn die Schwielowsee sei das erste Fahrgastschiff mit Hybridantrieb in Deutschland. Es kann sowohl mit Strom aus Dieselgeneratoren, als auch mit Akkustrom betrieben werden.

Die moderne Antriebstechnik der Schwielowsee ist tief unten im Schiffsrumpf verborgen. Hier im Maschinenraum ist es eng – und vor allem sehr niedrig. Wer sich hindurchbewegen will, muss sich bücken, um nicht mit dem Kopf anzustoßen. Hier sind die Dieselgeneratoren zu sehen und der massiv wirkende Lithium-Polymer-Akkumulator, der erkennbar aus mehreren einzelnen Zellen besteht. Er ist das Herzstück der neuen umweltfreundlichen Technik.

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Über 30 Prozent Einsparungen an Diesel verspricht sich Lehmann von der neuen Antriebstechnik. Jörg Winkler, ebenso wie Lehmann Geschäftsführer der Weissen Flotte, schätzt, dass mit dem neuen Schiff pro Saison mindestens 15 000 Liter Diesel eingespart werden können. Nach den vorangegangenen Testfahrten zeigt sich Lehmann angetan von der Speichertechnik. „Wir können wesentlich länger damit fahren, als ich es mir gedacht hatte.“ Bei einer täglichen Betriebszeit von sechs bis acht Stunden will man jetzt ungefähr drei Stunden mit Strom aus dem Akku auskommen. „Im Potsdamer Stadtgebiet wollen wir nur mit Batterie fahren“, sagt Lehmann. Und dann sei es richtig ruhig im Schiff. „Da sind das Lauteste wahrscheinlich die Gäste“, schätzt Lehmann.

Zur Schiffstaufe kamen etliche Zuschauer an den Hafen. 
Zur Schiffstaufe kamen etliche Zuschauer an den Hafen. 

© Manfred Thomas

Das neue Flaggschiff, mit dem die betagte „Paretz“ ersetzt werden soll, ist zugleich eine große Investition für die Weisse Flotte: 3,6 Millionen Euro hat das moderne Wassergefährt nach Angaben des Unternehmens gekostet. Und es war damit teurer, als ein herkömmliches Dieselschiff. Auf 600 000 bis 700 000 Euro schätzt Lehmann diese Mehrkosten bei der Anschaffung.

Elektroladesäule gibt es noch nicht

Und warum hat sich die Weisse Flotte dennoch für ein teures Hybridschiff entschieden? Alle Welt rede über neue Antriebsarten. Und da habe man eben auch etwas in dieser Richtung tun wollen, sagt Winkler. „Es stand ein neuer Schiffsbau an, weil wir die ,Paretz' aus dem Programm nehmen wollten.“ Und so habe man nach etwas Innovativem gesucht. „Wir wollten auch mal neue Wege gehen, um auszuloten, was ist da überhaupt möglich“, erklärte Winkler.

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Der Strom für den Schiffsakku speist sich aus zweierlei Quellen. Zum einen wird er von den Dieselgeneratoren an Bord aufgeladen, wenn diese gerade im Betrieb sind. Zum anderen soll es am Hafen künftig auch eine Elektroladesäule geben. Doch die ist noch nicht in Betrieb. „Eigentlich sollte sie fertig sein“, sagte Winkler am gestrigen Sonntag. Aber der Bau verzögere sich. Man wisse nicht, wann die Ladestation zur Verfügung stehen werde. Bis dahin muss sich die Weisse Flotte mit einer herkömmlichen Baustromversorgung am Hafen behelfen.

Die zwei Chefs der Weissen Flotte: Jan Lehmann und Jörg Winkler
Die zwei Chefs der Weissen Flotte: Jan Lehmann und Jörg Winkler

© Manfred Thomas

An Bord E-Bikes aufladen

Das neue 41 Meter lange Schiff, das von der Schiffswerft Bolle im sachsen-anhaltinischen Neuderben gebaut wurde, bietet 124 Sitzplätze im Salon und weitere 160 Plätze auf Deck, ist aber nur für insgesamt 250 Personen zugelassen. Ein besonderes Augenmerk haben die Konstrukteure dabei auf die Nutzung durch Radfahrer gelegt. Der große Fahrradständer auf Deck bietet Platz für 20 bis 25 Fahrräder. Besonderer Clou: Es gibt acht Steckdosen, an denen man sein E-Bike aufladen kann.

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Lobende Worte für das neue Schiff, das von der Potsdamer Firma Art-Efx bemalt wurde, kamen gestern auch von Luis Lindner vom Elektroschifffahrtsverband: „Die Qualität des Schiffes ist echt der Kracher“. Die Ausführung der Installationen und das verwendete Material sähen sehr professionell aus, so Lindner.

Und noch eine andere umweltfreundliche Neuerung für die Weisse Flotte verkündete Geschäftsführer Lehmann. Sein Unternehmen verwende für die gesamte Flotte nur noch modernen GtL-Kraftstoff. Dies führe zu weniger Feinstaub und Stickoxid. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) witzelte bei der Schiffstaufe daraufhin, es sei zwar noch ein Stück des Weges, aber irgendwann könne sich die Weisse Flotte dann wohl Grüne Flotte nennen.

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