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Gefangen im Grün. Dichtes Gestrüpp versperrt den Radfahrern am Groß Glienicker See den Weg. Auch der Blick nach links geht bald nur noch ins Grüne und nicht mehr auf den See, denn Anwohner pflanzen Hecken, um ihre privaten Ufergrundstücke abzuriegeln.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Neuer Streit am Groß Glienicker See

Die Bürgerinitiative kritisiert neue Hecken von Anwohnern am umkämpften Uferweg. Ein „Sperrer“ verkauft unterdessen seine Villa

Von Katharina Wiechers

Groß Glienicke - Der Streit zwischen den Anwohnern am Groß Glienicker See und den Befürwortern eines öffentlichen Uferweges eskaliert weiter. Mehrere Bewohner haben nun neue Hecken entlang des ehemaligen DDR-Postenwegs am Ufer gepflanzt – offenbar um unliebsame Gäste von ihren Grundstücken am Wasser fernzuhalten. Andreas Menzel von der Bürgerinitiative „Freies Ufer“ fürchtet, durch die Pflanzen könnte bald die Sicht auf den See verbaut sein. „Der Weg wird zu einem Gang aus Hecken. Von einem freien Ufer, wie es der Oberbürgermeister versprochen hat, kann dann keine Rede mehr sein.“

Die neuen Hecken befinden sich südlich der Badewiese am Westufer des Sees. Schon lange gibt es an einigen Stellen hohe Anpflanzungen, doch nun ist die Zahl der freien Lücken weiter gesunken. Von den Anrainern war am Mittwoch niemand für eine offizielle Stellungnahme zu erreichen. Nach PNN-Informationen hat es aber Ärger mit Badegästen gegeben. So sollen diese trotz mehrfacher Aufforderung Müll am Ufer liegen gelassen haben, in einem Fall wurde sogar ein Grill stehen gelassen – obwohl Grillen in dem Gebiet ohnehin nicht erlaubt ist.

Bei der Stadt geht man davon aus, dass Hecken an jener Stelle nicht erlaubt sind. Stadtsprecher Stefan Schulz verwies darauf, dass der Uferstreifen im Landschaftsschutzgebiet liege. Innerhalb eines solchen seien geschlossene Einfriedungen nicht zulässig. „Gegebenenfalls muss die Bauaufsicht das überprüfen.“ Die Grundstücke am Ufer sind fast alle privat und gehören zu den jeweiligen Hanggrundstücken. Durchkreuzt werden sie allerdings von dem ehemaligen Postenweg der DDR-Grenzer, den bis vor einigen Jahren zahlreiche Menschen als Spazier- und Radweg um den See nutzten. Doch 2009 kam es zum Streit zwischen Anwohnern und Stadt: Die Stadt wollte den seit 1999 gültigen Bebauungsplan für einen Uferweg durchsetzen – er soll sich grob an dem einstigen Postenweg orientieren, an manchen Stellen aber auch abweichen. Doch 21 Anwohner wehren sich gegen dieses Vorhaben, teils sind sie zwar nicht gegen einen Uferweg an sich, stören sich aber an dem Verlauf oder wollen Abgrenzungen zu ihren Grundstücken durchsetzen. Vier der Anwohner sperren seit fünf Jahren den Weg mit Hecken oder Gestrüpp, an manchen Stellen ist deshalb kein Durchkommen möglich.

Da es zu keiner Einigung kam, beantragte die Stadt im vergangenen Jahr die Enteignung der 21 Anrainer. Seitdem fanden vor der beim Brandenburger Innenministerium angesiedelten Enteignungsbehörde Verhandlungen statt, Entscheidungen gibt es bislang aber noch nicht. Einige Anrainer sind zwar offenbar zu einer Enteignung bereit, fordern aber höhere Zahlungen von der Stadt. Sie wollen Gutachten liefern, die einen höheren Wert ihrer Grundstücke belegen – bislang liegen diese laut Schulz aber noch nicht vor. Gleichzeitig prüft die Stadt, ob sie auf einzelne Forderungen der Anwohner doch noch eingehen kann – dabei geht es um den genauen Verlauf des Weges oder eben um Hecken. Die Stadt argumentiert stets mit dem Bebauungsplan von 1999: Nur wenn die Forderungen der Anrainer mit diesem vereinbar seien, dürfe die Stadt dem zustimmen.

In zwei Fällen könnte sich das Problem aber bald auf andere Art lösen. Denn zwei Eigentümer stellen ihre See-Anwesen derzeit zum Verkauf, bei einem handelt es sich sogar um einen der „Sperrer“ am Westufer. Er verkauft seine 370 Quadratmeter große Villa für 3,5 Millionen Euro. Im Internet wird das „Hanggrundstück mit unverbaubarem Blick auf den Groß Glienicker See und eigenem Seezugang“ angepriesen. Auch am Südufer steht ein Einfamilienhaus zum Verkauf. Sollte es zum Besitzerwechsel kommen, werde die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen und die Flächen, die zum Bebauungsplan gehören, erwerben, sagte Stadtsprecher Schulz.

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