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Neuer Stadtteil in Potsdam: Lob und Kritik für Krampnitz-Pläne

Krampnitz soll als moderner Stadtteil entwickelt werden, ausgelegt auf wenig Autoverkehr. Kritiker befürchten, die Potsdamer könnten da nicht mitspielen - und die Kapazitäten des neuen Stadtteils überlasten.

Potsdam/Krampnitz - Nach der Präsentation neuer Planungsdetails für das Stadtviertel Krampnitz halten sich Lob und Kritik die Waage. CDU-Fraktionschef Matthias Finken sagte den PNN am Mittwoch, er sei immer noch skeptisch, ob die Verkehrspläne für Krampnitz so funktionieren könnten – speziell der halbe Parkplatz, der bis jetzt im Schnitt pro Wohnung vorgesehen ist. Zwar sei es einen Versuch wert, dieses Modell zu probieren. Im Falle eines Scheiterns müsse aber die Option erhalten bleiben, doch wieder mehr Parkflächen anzubieten. Auch die Linke hat bereits eine Anhebung des Stellplatzschlüssels auf 0,75 pro Wohnung gefordert.

Wie berichtet soll in dem Viertel möglichst keine parkenden Autos zu sehen, stattdessen sind vermietbare und ringförmig angeordnete Gemeinschaftsgaragen vorgesehen. Am Dienstagabend hatte unter anderem der Verkehrsplaner Michael Ortgiese von der Fachhochschule Potsdam diese Planungen erläutert. In einigen Jahren würden wohl deutlich mehr innovative Mobilitätskonzepte als heute zur Verfügung stehen, so sein Ansatz. Dies reiche von Carsharing über Mitfahrzentralen bis hin zu Elektromobilität. Das alles müsse in Krampnitz angeboten werden. Zugleich soll vor Ort so viel Infrastruktur entstehen, dass es für die Anwohner kurze Wege gibt – sei es zur Kita, zum Supermarkt, zu Freizeitangeboten oder wohnungsnahen Arbeitsplätzen. Der Chef des kommunalen Entwicklungsträgers für Krampnitz, Bert Nicke, sagte, für solche Angebote werde man in Vorfinanzierung gehen müssen – anders als etwa im Bornstedter Feld.

Werden die Kapazitäten für den Autoverkehr in Krampnitz zu klein berechnet?

Ab 2021 sollen nach Krampnitz sukzessive bis zu zehntausend Menschen ziehen. Für diese soll 2025 eine neue zweigleisige Straßenbahntrasse zur Verfügung stehen, die vom Campus Jungfernsee bis nach Fahrland zur Regenbogenschule an der Ketziner Straße führen soll – über Neu Fahrland, den Heinrich-Heine-Weg, die Straße Am Wiesenrand und die Wohngebiete Eisbergstücke und Am Upstall. Damit wolle die Stadt eine echte Alternative zum Auto schaffen, hieß es. Insgesamt geht es um 7,4 Kilometer neue Gleise sowie acht neue Straßenbahnen, die noch angeschafft werden müssen. In der Zeit bis zum Start der Tram sollen Busse als Alternative dienen. Es war allerdings allgemein von einer sehr ambitionierten Zeitplanung für den Neubau die Rede – weil unter anderem noch Umweltprüfungen anstehen. Ursprünglich sollte die Tram erst 2030 fahren.

Doch schon jetzt sorgt der zusätzlich entstehende Verkehr für Sorgen. Auch Stadtverkehrsplaner Norman Niehoff räumt ein, selbst im besten Fall sei von 4700 zusätzlichen Fahrten pro Tag auszugehen, wenn Krampnitz einmal voll bezogen ist. Neu Fahrlands Ortsvorsteherin Carmen Klockow (Bürgerbündnis) forderte daher eine Umgehungsstraße für ihren Ortsteil. Schon jetzt sei der Verkehr auf der Bundesstraße 2 „unerträglich“ – und drohe noch extremer zu werden, warnte sie. Niehoff hielt dagegen, eine Umgehungsstraße für Potsdam sei im Stadtentwicklungskonzept Verkehr, das vor allem die Vermeidung von Autoverkehr im Blick hat, nicht vorgesehen. „Da gibt es klare Beschlüsse dagegen.“ Auch Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) machte klar, dass es mit möglichst vielen Alternativen zum Auto möglich sei, einen neuen Stadtteil auch ohne massive Zunahme des Autoverkehrs zu entwickeln.

Energie und Mobilität „geradezu visionär und zukunftsorientiert“

Lobende Worte kamen von der Linke-Oberbürgermeisterkandidatin Martina Trauth (parteilos), die sich damit von der autofreundlicheren Position der Potsdamer Linke-Fraktion absetzte. Sie teilte im sozialen Netzwerk Facebook mit, die vorgestellten Konzepte zu Energie und Mobilität muteten „geradezu visionär und zukunftsorientiert“ an. Es werde ein klimaneutraler Stadtteil entstehen. Man müsse aber auch auf die Entwicklung der sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Infrastruktur achten, so Trauth: „Krampnitz wird dann ein lebendiger Stadtteil werden, wenn das Bauen mit dem Sozialen zeitgleich zusammen gedacht und geplant wird.“ Im Krampnitz-Forum hatte Dezernent Rubelt auch angekündigt, dass Anwohner und Bürger bei der Planung beteiligt werden.

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