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Entmilitarisiert. Die denkmalgeschützten Altbauten auf dem Areal der früheren Kaserne Krampnitz soll die Deutsche Wohnen sanieren. 

©  Andreas Klaer

Neuer Stadtteil für Potsdam: Kaserne in Krampnitz: Dichter als gedacht

Die Stadtverwaltung startet einen städtebaulichen Wettbewerb für Krampnitz. Für einen Eklat sorgte die Entscheidung über die Jurybesetzung im Bauausschuss.

Potsdam/Krampnitz - Es wird ernst: Die Vorbereitungen für die Errichtung eines neuen Stadtteils für bis zu 6500 Einwohner auf dem Areal der früheren Kaserne in Krampnitz gehen in die entscheidende Phase. Noch in diesem Monat will die Stadtverwaltung einen städtebaulichen Realisierungswettbewerb für große Teile des künftigen Stadtteils ausloben. Dabei soll die beste Lösung für die künftige Struktur des Wohngebiets gefunden werden. Über die Details informierte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann am Dienstagabend im Bauausschuss. „Das ist das wichtigste Projekt der Stadt in den nächsten Jahren“, sagte Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos).

Zu dem Wettbewerbsgebiet gehört der ehemalige Sportplatz in der Mitte des Kasernenareals, dazu kommen Flächen im Westen und Norden sowie am ehemaligen Heizhaus. In einem offenen, zweiphasigen Wettbewerb sollen Stadtplaner nun bis Mitte Februar ihre Ideen entwickeln. Nicht zum Wettbewerbsgebiet gehören die Bereiche mit noch denkmalgeschützten Kasernenbauten sowie der Eingangsbereich an der Bundesstraße 2 und der Uferpark, für die bereits 2016 ein Gutachterverfahren stattgefunden hatte.

75 Prozent Geschosswohnungen auf dem Gelände in Krampnitz geplant

Klar ist schon jetzt: Der Stadtteil wird ganz anders aussehen als das die Stadt bei der Entscheidung für die Entwicklung des Areals im Jahr 2012 beabsichtigt hat. Die lockere Bebauung mit sogenannten Angerdörfern abseits der denkmalgeschützten Kasernengebäude ist so gut wie hinfällig. Goetzmann drückte es zurückhaltend aus: „Der Bereich der Angerdörfer soll modifiziert werden.“ Er erklärte dann aber, dass das Gebiet zu 75 Prozent mit Geschosswohnungen bebaut werden soll. Hintergrund sei der enorme Wohnungsbedarf in der wachsenden Stadt. „Wir müssen das Potenzial optimal nutzen.“ Zudem müsse man umplanen, weil nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg ein elf Hektar großes Areal an der „Schönen Aussicht“ im Kramnitzer Süden weggefallen sei. Umso wichtiger sei es, nun die stadträumliche Anordnung der Bebauung gut zu prüfen.

In dem Verfahren soll auch geklärt werden, wo in Krampnitz eine dreizügige Grundschule mit Hort errichtet werden soll. Außerdem wird im Wettbewerbsgebiet ein Standort für eine Kita und einen Jugendklub gesucht. Für eine weiterführende Schule soll ein Standort mit Straßenbahnanschluss gefunden werden. Die für diese weiterführende Schule benötigten Sportflächen sollen auch für den Vereinssport nutzbar sein und könnten auch außerhalb des Wettbewerbsgebiets am Westrand von Krampnitz untergebracht werden, hieß es. Etwa zehn Prozent der 200 000 Quadratmeter Geschossflächen sind für Gewerbe vorgesehen, zum Beispiel für Nahversorger. Zwei weitere Kitas sollen außerhalb des Wettbewerbsareals ihren Platz finden.

Verkehrsanbindung für Krampnitz: Tramstrecke eine Option

Zu einer Kontroverse kam es im Bauausschuss um die Besetzung der Jury für den Wettbewerb: Über das Thema hatte die Verwaltung den Ausschuss kurzfristig in einer Tischvorlage informiert. Rubelt regte an, die drei Plätze für Stadtpolitiker in der Jury auf die drei größten Fraktionen zu verteilen. Die anderen Fraktionen könnten als nicht stimmberechtigte Beisitzer mitreden. Bei den Vertretern der kleineren Fraktionen kam die Idee erwartungsgemäß nicht gut an. Der Stadtverordnete Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis/FDP) verlangte, dass die drei Plätze unter den Interessenten ausgelost werden sollen. Diese Forderung wurde mit den Stimmen von SPD, Linke und CDU/ANW abgelehnt. Schließlich beschlossen deren Vertreter im Ausschuss, dass nur ihre eigenen Fraktionen in der Jury mitentscheiden. Kirsch verließ daraufhin den Raum. André Tomczack, der für die Wählergruppe Die Andere als sachkundiger Einwohner im Bauausschuss sitzt, sprach von einer bedauerlichen Mehrheitenpolitik.

Eine Kernfrage bei der Entwicklung des neuen Stadtteils sei die Verkehrsanbindung, so Goetzmann. Die Chancen für die Anbindung mit einer Tram vom Campus Jungfernsee seien besser geworden. Es gebe konkrete Vorgespräche mit dem Land. Ohne Fördermittel könnte der Bau der gut sechs Kilometer langen Trasse für die Stadt nämlich schwierig werden. Experten gehen bei Straßenbahnstrecken von Kosten von etwa zehn Millionen Euro pro Kilometer aus.

Neue Bauarbeiten an Straßen in Potsdams Norden?

Wie berichtet will der Potsdamer Verkehrsbetrieb im Herbst die Feinplanung beginnen. Gut ein Jahr dürfte das dauern, danach soll es verlässliche Daten zu Kosten, Umweltauswirkungen und nötigen Flächenankäufen für die Trasse geben. Der Ausschussvorsitzende Ralf Jäkel (Linke) drängte am Dienstag noch einmal darauf, die Tramplanung voranzutreiben: „Spätestens wenn die Hälfte der Wohnungen steht, muss die Tram fahren.“

Tatsächlich könnte es schwierig werden, die Tram nach Krampnitz nachträglich zu bauen. Schließlich soll die Strecke in Neu Fahrland über zwei Brücken verlaufen. Baut man sie erst, wenn bereits Tausende Bewohner aus Krampnitz täglich per Auto oder Bus in Richtung Innenstadt unterwegs sind, könnte das erhebliche Verkehrsprobleme erzeugen. In der Stadtverwaltung scheint man sich dessen bewusst zu sein: Kritisch für den Straßenverkehr sei nicht die unmittelbare Erschließung des Stadtteils über die Bundesstraße 2 und die Ketziner Straße, sondern die weiter in Richtung Innenstadt liegenden Knotenpunkte an der Pappelallee und am Reiterweg. Das heißt im Klartext: Kommen noch mehr Autos aus Krampnitz dazu, bricht der Straßenverkehr in Potsdams Norden zusammen. 

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