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In Potsdam werden viele Wohnungen gebaut - doch meist sind sie teuer. Foto: Sebastian Gabsch

© Sebastian Gabsch PNN

Neuer Mietspiegel für Potsdam: Es geht langsam aufwärts

Die Mieten in Potsdam steigen langsamer. Das geht aus dem neuen Mietspiegel für die Landeshauptstadt hervor, der am Donnerstag vorgestellt wurde. Neubauten treiben das Mietniveau nach oben.

Potsdam - In vielen Situationen kommt es ja  auf die Perspektive an. Geht es um Wohnungsmieten in Potsdam ist das auch so. Wer schon eine Wohnung hat, kann sich in der Regel über ein relativ niedriges Mietniveau und moderate Steigerungen freuen. Wer gerade auf Wohnungssuche ist, wird überwiegend auf hochpreisige Angebote stoßen. Genau nachlesen kann man diese Lage im Potsdamer Mietspiegel, dessen neueste Version am Donnerstag im Rathaus vorgestellt wurde.

Übergreifende Botschaft: Die Mieten in Potsdam steigen langsamer als in früheren  Jahren. Im Durchschnitt aller erhobenen Daten lag die Kaltmiete pro Quadratmeter bei 6,99 Euro. Das waren 20 Cent mehr als im Mietspiegel 2018. Es ging also weiter aufwärts. Schaut man auf die relative Veränderung, zeigt sich, dass das Wachstum immer langsamer wird. Im Vergleich zu 2018 kletterte die Durchschnittsmiete um 2,95 Prozent. Zwischen 2016 und 2018 waren es noch 3,82 Prozent, im Zeitraum davor fast sieben Prozent. Die allgemeine Inflationsrate lag zwischen 2018 und 2020 bei 3,3 Prozent. Potsdams Mieten steigen also langsamer als die allgemeine Preisentwicklung.

Rechtssicherheit für Mieter und Vermieter

Potsdam hat einen sogenannten qualifizierten Mietspiegel, der im Streitfall für Rechtssicherheit sorgt, erklärten die Macher von der Stadtverwaltung, den Vertretern von Mieterverbänden, Vermietern und Eigentümerverbänden. Im Mietspiegel kann die ortsübliche Vergleichsmiete je nach Wohnungsgröße, Baujahr und Sanierungsgrad in Tabellen eingesehen werden - er gilt als rechtssichere Grundlage in Streitfällen. Erfasst wurden Daten zu 28 786 Wohnungen, die seit 2016 entweder neu vermietet wurden oder für die die Miete erhöht wurde. Das waren 38,7 Prozent des gesamten mietspiegelrelevanten Wohnungsbestands in Potsdam. Mieten für Sozialwohnungen, Wohnheime, Wohnungen in Ein- und Zweifamilien- sowie Reihenhäusern und möblierte Wohnungen fließen nicht in die Berechnung ein

Günstige Vergleichsmieten gelten insbesondere für die rund 3500 unsanierten und teilausgestatteten Altbauwohnungen Potsdams sowie die vollausgestatteten und vollsanierten Plattenbauwohnungen aus der Bauzeit zwischen 1971 und 1990. So kostete ein Quadratmeter in einer unsanierten Altbauwohnung mit einer Größe von 60 bis 90 Quadratmetern im Durchschnitt nur 3,80 Euro. Die gleiche Größe im vollsanierten Plattenbau schlägt mit 5,50 Euro zu Buche.

Mehr als 11 Euro pro Quadratmeter im Neubau

Deutlich höher sind Mieten in den 4300 seit 2009 errichteten Neubauwohnungen, so die Verfasser. Dort seien die Mietsteigerungen mit 5,8 Prozent überproportional ausgefallen. Bei kleinen Wohnungen bis 40 Quadratmetern lag die durchschnittliche Kaltmiete pro Quadratmeter bei 11,01 Euro. Wohnungen von 60 bis 90 Quadratmetern kosteten pro Quadratmeter 10,51 Euro Kaltmiete. Ebenfalls hohe Werte gelten für die rund 18 000 vollsanierten Altbauwohnungen. Für eine bis 1948 errichtete, vollsanierte Altbauwohnung mit weniger als 40 Quadratmetern wurde im Durchschnitt eine Kaltmiete von 9,85 Euro je Quadratmeter verlangt.

Grundsätzlich ist es nicht überraschend, dass der Mietspiegel eine steigende Tendenz ausweist. Einerseits sorgt das anhaltende Wachstum der Stadt für stabile Nachfrage, zudem gibt es kaum Leerstand, andererseits werden Daten auch nur erfasst, wenn sich etwas an den Verträgen ändert - in der Regel steigt dabei die Miete. Das kann man auch in der Tabelle erkennen. Sie gliedert sich nach den verschiedenen Merkmalen von Größe, Alter und Ausstattung in insgesamt 68 unterschiedliche Felder. Davon weisen 46 Felder eine Erhöhung gegenüber dem Jahr 2018 aus. 

Allerdings können die Werte im Mietspiegel auch sinken. Der aktuelle weist sinkende Werte in elf Kategorien aus. Das heißt aber nicht, dass deshalb Wohnungen billiger geworden sind. Der Effekt kann eintreten, wenn in einem Segment für relativ viele Wohnungen die Miete angepasst wird, die vorher lange unverändert war. In diesem Fall führen sogar Mieterhöhungen zu einem vergleichsweise niedrigen Wert im Mietspiegel. 

Die beteiligten Akteure zeigten sich mit dem Mietspiegel zufrieden - schließlich haben alle etwas davon. Angesichts der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Folgen aus der Covid-19-Pandemie sei Transparenz für alle Beteiligten in diesem Jahr von besonderer Bedeutung, so Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD). Bodo Jablonowski, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ erkannte "eine Stabilisierung des Potsdamer Wohnungsmarktes". Die Mieten in Mietspiegelfeldern, die quantitativ sehr stark von den Wohnungsgenossenschaften und der kommunalen ProPotsdam beeinflusst werden, seien stabil. "Das belegt unter anderem die sozial orientierte Entgelt- und Mietenkalkulation dieser Unternehmen für bezahlbaren Wohnraum in Potsdam.“

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