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Potsdams Immobilienmarkt ist laut eines Experten nicht so überhitzt und aufgeblasen wie beispielsweise in Frankfurt am Main. 

© Ottmar Winter PNN

Neuer Marktbericht: Potsdams Immobilienpreise steigen trotz aller Krisen weiter

Gebrauchte Eigenheime kosten fast doppelt so viel wie vor fünf Jahren. Auch in diesem Jahr wird sich die Preisspirale wohl nur leicht abschwächen.

Potsdam - Alles wird teurer: So lässt sich der Marktbericht der Hypovereinsbank zur Entwicklung des Potsdamer Immobilienmarkts kurz zusammenfassen. Egal ob Häuser, Eigentumswohnungen, Bauland oder Mietwohnungen: Überall geht es aufwärts. „Wir erwarten für dieses Jahr in Potsdam eine gedämpfte Preissteigerung“, sagt Rene Babinsky, Regionalbereichsleiter Privatkunden Ost der Hypovereinsbank. Ähnlich wie in Berlin führe dies zu einem gestiegenen Nachfragedruck im Potsdamer Umland. „Der begehrteste und teuerste Standort ist Kleinmachnow“, heißt es im Bericht.

Ähnliches melden die Landesbausparkassen (LBS) in ihrer Studie „Markt für Wohnimmobilien 2022“: „Unser aktueller Kaufpreisspiegel für Wohneigentum zeigt einen deutlichen Aufwärtstrend bei den Preisen in den meisten brandenburgischen Städten“, sagt Jens Riemer vom Vorstand der LBS Ost. „So sind beispielsweise die Angebotspreise von gebrauchten Eigenheimen in den letzten fünf Jahren in Kleinmachnow von 485.000 auf 920.000 Euro, in Potsdam von damals 415.000 Euro auf die jetzt ermittelten 800.000 Euro gestiegen.“ In Potsdam gab es bei gebrauchten Eigenheimen also fast eine Verdoppelung der Preise seit 2017.

Rene Babinsky, Regionalbereichsleiter Privatkunden Ost der Hypovereinsbank.
Rene Babinsky, Regionalbereichsleiter Privatkunden Ost der Hypovereinsbank.

© Enno Kapitza, promo

Kaum Grundstücke für Eigenheime in der Innenstadt

Ähnlich sieht es beim Bauland aus: Da in Potsdam immer seltener Bauflächen für Eigenheime ausgewiesen werden, sind diese ein rares Gut: „Für den Bau von Eigenheimen gibt es so gut wie keine Grundstücke mehr in der Innenstadt“, sagt Gernot Kaaden von der Hypovereinsbank, Immobilienfinanzierungsspezialist für Potsdam. „In eher abseitigen guten Lagen ist Bauland kaum noch unter 650 Euro pro Quadratmeter zu bekommen. Im besonders gefragten und zentral gelegenen Umfeld nähert sich der Preis der Marke von 1000 Euro pro Quadratmeter“, so Kaaden.

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Am beliebtesten seien die zentralen Villengebiete nahe dem Wasser, also die Berliner Vorstadt und das nördliche Babelsberg – hier würden zum Teil „Liebhaberpreise“ von bis zu 1600 Euro pro Quadratmeter gezahlt, die nichts mehr mit den normalen Richtwerten zu tun hätten, so Kaaden. Zur Preissteigerung hätten auch die explodierenden Baukosten beigetragen.

Da Eigenheime nur noch schwer zu bekommen sind, verlagere sich das Interesse der Immobilienkund:innen in Potsdam immer mehr auf Eigentumswohnungen: „Das ist ein echter Renner“, sagt Kaaden. Freilich nur für die, die das nötige Kleingeld dafür haben: „In der Nauener Vorstadt findet man keine Eigentumswohnung mehr unter 3500 Euro pro Quadratmeter“, so Kaaden. Auch bei Mietwohnungen würden mittlerweile Spitzenwerte von 17 Euro pro Quadratmeter erreicht, die Leerstandsquote liegt bei knapp einem Prozent.

Attraktive Lage bei gleichzeitig knappem Angebot

Diese Entwicklung erstaunt, immerhin ist durch Inflation, Ukraine-Krieg, gestörte Lieferketten und gestiegene Energiepreise die allgemeine Kaufkraft geschwächt.

All diese Krisenfaktoren würden auch in die aktuelle Situation hereinspielen, so Babinsky, deswegen sei die prognostizierte Preissteigerung auch „gedämpft“. Potsdam habe als Standort jedoch eine so attraktive Lage bei gleichzeitig knappem Angebot, dass sogar trotz kürzlich gestiegener Kreditzinsen immer höhere Preise aufgerufen werden können. „Der Immobilienmarkt in Potsdam ist sehr stabil“, sagt Babinsky. Anders gesagt: Es gibt trotz aller Krisen immer noch genügend Menschen, die sich solche Preise leisten können.

Gerade aufgrund der Inflation ist Wohneigentum bei Gutverdiener:innen so gefragt: „Die Immobilie ist nach wie vor ein attraktives Instrument zur Altersvorsorge, auch um in Inflationszeiten Liquidität zu binden“, sagt Babinsky. Dass die Nachfrage nach Wohneigentum so hoch ist, habe aus seiner Sicht auch etwas mit der Pandemie zu tun: „Durch Homeoffice entstand bei vielen Menschen der Wunsch nach mehr Wohnraum“, sagt Babinsky.

Ein Ende der Preisspirale ist laut Hypovereinsbank also nicht in Sicht, auch wenn die Zinssteigerung und die vermutlich weiter steigenden Bauzinsen das Tempo im Jahresverlauf etwas abschwächen werden. Einen Trost aber gibt es immerhin: „Bei der Nachfrage nach Wohneigentum in Potsdam handelt es sich um echte Nachfrage, nicht um spekulative“, sagt Gernot Kaaden. Der Immobilienmarkt sei nicht so überhitzt und aufgeblasen wie beispielsweise in Frankfurt am Main oder München. „Da ist in diesem Jahr in einigen Bereichen ziemlich viel Luft entwichen“, beschreibt Kaaden die Lage.  

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