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Neuer IT-Standort für Potsdam: RAW-Halle: Innovation unterm Zickzackdach

Investor und Architekt zeigen erstmals Entwürfe für den Umbau der RAW-Halle zum IT-Standort. Und verraten, dass Tech-Riese bereits sein Interesse am Einzug in die neue Halle angemeldet hat.

Potsdam - Das Gebäude wird das Stadtbild verändern. Wer mit der Bahn in Potsdam ankommt, wird die asymmetrischen Zacken kaum verpassen können. Am gestrigen Mittwoch hat der Investor Trockland gemeinsam mit dem Architekten erstmals seine Pläne für die ehemalige RAW-Halle, nicht weit vom Hauptbahnhof, der Presse vorgestellt. Wie berichtet hat Trockland den seit Langem leerstehenden Gebäudekomplex Ende vergangenen Jahres gekauft. Er will daraus für knapp 100 Millionen Euro bis 2021 einen Innovationsstandort mit 1000 Arbeitsplätzen machen.

Schon jetzt, so betonte Mirco Nauheimer als Vertreter von Trockland, sei das Interesse der Unternehmen groß. „Wir haben Anfragen aus der Führungsebene von IT-Unternehmen, die weltweit führend sind“, sagte er. Namen will er nicht nennen, aber eine Firma erwäge den Umzug einer großen Abteilung aus Paris nach Potsdam. Auch Platz für Start-ups soll das Gebäude bieten. „Der entscheidende Faktor für die Firmen, sich für den Standort Potsdam zu interessieren, ist die Erweiterung des Hasso-Plattner-Instituts“, betonte Nauheimer.

Der Entwurf sieht vor, die Backsteinhalle mit dem Glasdach fast vollständig zu erhalten. Ergänzt werden soll sie durch zwei Neubauten. „Sie rahmen die Halle ein, berühren sie dabei aber nicht, sondern umarmen sie“, erklärte Jürgen Mayer vom Berliner Architekturbüro J.Mayer.H. Sein Büro hat weltweit schon futuristische Gebäude entworfen und gebaut. Am bekanntesten ist sicher der „Metropol Parasol“ im spanischen Sevilla, dessen pilzartige Holzwaben einen ganzen Platz überspannen. Für seinen Potsdamer Entwurf habe er „in der Dachlandschaft das Zickzack aufgegriffen“, so Mayer. Das Zickzack des RAW-Dachs, aber auch der Giebel im Holländischen Viertel, für ihn typisch für die Stadt.

Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) lobte nicht nur den Entwurf, der den besonderen Charme des RAWs mit moderner Architektur in Einklang bringe. Er betonte auch die Bedeutung des neuen Standorts für die Digitalwirtschaft und für den Media Tech Hub in Potsdam. Das sei nur möglich, „weil wir über zehn Jahre konsequent an einer gewerblichen Nutzungsoption des Areals festgehalten haben“. Stefan Frerichs, Leiter der Wirtschaftsförderung, sagte, er sei fasziniert und elektrisiert durch die Pläne. „Dieser Standort wird Potsdam auf die Deutschland-, ja sogar die Weltkarte der IT-Branche katapultieren.“

Jedes der drei Gebäude im Ensemble mit rund 24 500 Quadratmetern vermietbarer Fläche soll unterschiedlich genutzt werden. In der Halle soll ein „Creative Village“ entstehen: Eine Art Marktplatz, wo neben Büros auch Cafés oder Restaurants, ein Bio-Supermarkt und ein Fitnessstudio entstehen könnten. Eine Freitreppe in der Halle soll auch für Veranstaltungen offenstehen. Zwar soll in der Halle ein zweites Geschoss gebaut werden, allerdings nicht durchgängig, sodass die Raumwirkung der hohen Deckenkonstruktion erhalten bleibt. Auch sonst sollen möglichst viele Elemente der Halle bestehen bleiben, um „den Charakter und die Zeitschichten erlebbar zu machen“, so Mayer. So könnten Teile der Graffitis, die während der Jahre des Leerstands entstanden sind, erhalten bleiben. Auch die noch bestehenden Schienen könnten genutzt werden, zum Beispiel durch rollbare Pflanzenkübel. Nur ein kleiner Hallenteil muss abgerissen werden, erklärte Nauheimer am Dienstagabend im Bauausschuss. Der Grund dafür sei ein Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der sich darunter befinde.

Im größeren der beiden Neubauten entlang der Friedrich-Engels-Straße, die je nach Dachhöhe vier- bis sechsgeschossig geplant sind, sollen klassische Büros Platz finden. Ein „Innovation Lab“ schwebt den Planern vor, ein Gebäude auf neuestem technologischem Stand, wo auch Firmen, die mit Virtual Reality arbeiten, die geeigneten Bedingungen finden. Im letzten Teil schließlich, dem kleinsten Gebäude, sollen kleine Appartements entstehen, zur vorübergehenden Nutzung etwa durch Forscher.

Zwischen den drei Gebäuden ist ein zentraler Platz geplant, für Parkplätze soll es eine Tiefgarage geben. „Wir wollen, dass hier ein Campus-Gefühl entsteht“, betonte Nauheimer. Um auch die Luft auf dem Gelände besser zu machen, plant er Mooswände gegen den Feinstaub und eine derzeit entwickelte Technik der CO2-Filterung durch Algensäulen, die über den Lüftungsschächten der Tiefgarage aufgestellt werden könnten.

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