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Wetterfest? Überdacht ist der neue rund 140 Meter lange Regionalbahnsteig am Bahnhof Griebnitzsee nur zum Teil. An anderer Stelle müssen es die Wartehäuschen richten. Insgesamt rund drei Millionen Euro wurden investiert.

© Bernd Settnik/dpa

Neuer Bahnsteig in Griebnitzsee eröffnet: In einem Rutsch

Gute Nachricht für Potsdamer Studenten und Wissenschaftler: Ab jetzt sind Potsdams Forschungsstandorte ohne Umsteigen erreichbar.

Von Matthias Matern

Potsdam - Freie Fahrt für Potsdams neuen Forschungsexpress – zumindest fast. Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag sind vier der wichtigsten Universitäts- und Forschungsstandorte der Stadt ohne Umsteigen mit der Regionalbahn von Berlin aus zu erreichen. Möglich macht das der neue Regionalbahnsteig am Bahnhof Griebnitzsee, der am gestrigen Freitag von Joachim Trettin, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Brandenburg, Landesinfrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) und Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner (SPD) nach rund neunmonatiger Bauzeit freigegeben wurde.

Dort sollen künftig wie berichtet Züge der Regionalbahn 21 und 22 halten, die in den Hauptverkehrszeiten zwischen 7 und 9 Uhr sowie zwischen 15 und 17 Uhr von Berlin-Friedrichstraße nach Potsdam Hauptbahnhof, Potsdam Park Sanssouci und Golm fahren – somit das Hasso-Plattner-Institut, die Filmuniversität Babelsberg, die Institute auf dem Telegrafenberg, die Standorte der Uni Potsdam und zahlreicher anderer Forschungseinrichtungen miteinander verbinden. Lediglich die Fachhochschule Potsdam im Bornstedter Feld profitiert nicht direkt.

Der zweite Bahnsteig wurde seit Jahren gefordert

Bislang sind die Züge der RB21 und RB22 auf ihrem Weg von Berlin nach Golm am Bahnhof Griebnitzsee vorbeigerauscht. Nur die S-Bahn hielt in beide Richtungen. Der Grund: Bislang stand dort für den Regionalverkehr nur ein Bahnsteig an der zweigleisigen Strecke zur Verfügung. Nicht zuletzt wegen des massiven Zuzuges in Potsdam und der wachsenden Bedeutung Griebnitzsees als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort wurde der Bau eines zweiten Bahnsteigs schon seit Jahren gefordert. Angaben des Landes zufolge ist der Bahnhof mittlerweile mit werktags rund 13000 Ein- und Ausstiegen einer der aufkommensstärksten in ganz Brandenburg. „Der Tanker Deutsche Bahn ist eben doch ein bisschen groß, sodass das alles immer ein bisschen dauert“, sagte denn auch Infrastrukturministerin Schneider bei der gestrigen Inbetriebnahme.

Auch Potsdams Bürgermeister Exner erinnerte an den langen Weg bis zur Fertigstellung des neuen Regionalbahnsteigs. „Ich habe vorhin mal nachgesehen: Bereits 2010 haben wir als Stadt gesagt, am Bahnhof Griebnitzsee muss etwas passieren.“

Entstanden ist ein 140 Meter lange Bahnsteig

Gut drei Millionen Euro wurden der Deutschen Bahn zufolge in den neuen Halt investiert. Entstanden ist wie geplant ein 140 Meter langer, teilüberdachter Bahnsteig. Dort, wo die Fahrgäste ohne Dach auskommen müssen, sind mehrere nach vorne offene Wartehäuschen aufgestellt. Ein Aufzug soll in Kürze auch den barrierefreien Zugang ermöglichen. Allerdings seien sowohl die Planung als auch die Bauarbeiten selbst mit einigen Herausforderungen verbunden gewesen, hieß es. Ein Problem etwa sei die Anlieferung von Baumaterial gewesen, weil die Baustelle zwischen zwei Gleisen gelegen habe, die durchweg in Betrieb waren. Zudem durfte wegen der Bebauung im Umfeld, unter anderem das Avendi Hotel am Griebnitzsee, nachts nicht gebaut werden.

Laut Bahn sparen Pendler aus Berlin durch die Investition nun rund zehn Minuten, weil sie in Wannsee nicht mehr in die S-Bahn umsteigen müssen. Dennoch sind nicht alle uneingeschränkt glücklich mit der jetzt gefundenen Lösung. Denn um den Fahrplan einhalten zu können, halten die Regionalbahnen auf dem Weg nach Potsdam im Wechsel entweder in Wannsee oder in Berlin-Charlottenburg, aber nicht mehr an beiden Stationen. Aus Sicht der Universität Potsdam sind aber beides wichtige Zusteigemöglichkeiten. „Zunächst freuen wir uns, dass es mit dem neuen Regionalbahnsteig nun endlich geklappt hat“, erklärte Uni-Präsident Oliver Günther gestern auf PNN-Anfrage. Mit der neuen Situation würden nun auch tagsüber alle 30 Minuten Züge zwischen den drei Campi der Universität fahren. Dies sei „ein großer Fortschritt“, so Günther. „Dass diese Taktung mit einem teilweisen Verzicht auf den Halt von stadtauswärts gehenden Zügen in Charlottenburg und Wannsee erkauft wurde, ist freilich ein unerwarteter Wermutstropfen“, kritisiert der Uni-Präsident. Gegebenenfalls werde er nochmals das Gespräch mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) suchen.

Kritik an der Begrenzung auf Hauptverkehrszeiten

Viel Spielraum sieht der Konzernbevollmächtige Trettin derzeit aber nicht. Die Zwangshalte auf der Berliner Stadtbahn und in Golm würden eben auf dem Weg nach Potsdam eine bestimmte Zeitspanne vorgeben, so Trettin. Würden Berlin-Charlottenburg und Wannsee beide auf jeder Fahrt bedient werden, müssten andere Halte wegfallen, um den Zeitplan einzuhalten. „Vielleicht ergibt sich ja mit dem Fahrplan 2018 eine Möglichkeit.“

Kritik gibt es auch an der Begrenzung auf die sogenannten Hauptverkehrszeiten, zumindest am Nachmittag. Denn aus Golm fährt der letzte direkte Zug nach Berlin laut VBB-Fahrplaninfo bereits um 16.58 Uhr ab und hält dann letztmalig in Griebnitzsee um 17.17 Uhr. Für viele Studenten – und deren Dozenten – endet der Uni-Alltag aber häufig frühestens mit der Nachmittagsvorlesung von 16 bis 18 Uhr.

Für die Studenten am Campus Golm bleibt es umständlich

Zuständig für die Bestellung der Züge ist indes das Land Brandenburg und dort fehlt es offensichtlich am nötigen Geld. „Mehr war aus Kostengründen nicht drin“, bestätigte Infrastrukturministerin Schneider gestern. Aber schließlich sei eine S-Bahn im 10-Minuten-Takt ja auch nicht schlecht.

Davon allerdings haben zumindest die Studenten und Wissenschaftler am Campus Golm nichts, wenn sie etwa zum Bahnhof Berlin-Friedrichstraße wollen. Sie müssen dann weiterhin umständlich per Bus bis zum Potsdamer Hauptbahnhof fahren oder mit dem RB 22 einen absurden Umweg über Königs Wusterhausen nehmen.

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