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Neue Wohnviertel in Potsdam: Zuwachs im Norden und Süden

Auf dem ehemaligen Plattenwerk-Gelände und am Bornstedter Feld entstehen zwei neue Wohnviertel für hunderte Menschen. Im Gestaltungsrat wurden die Projekte nun vorgestellt – und heftig kritisiert.

Von Katharina Wiechers

Potsdam wächst, nach Norden und nach Süden: Sowohl am Bornstedter Feld als auch in der Waldstadt entstehen in den nächsten Jahren neue Wohnviertel. Wie es dort jeweils einmal aussehen soll, war am gestrigen Dienstag im Gestaltungsrat zu erfahren. Dem Gremium – das der Stadtverwaltung beratend zur Seite steht – stellten die Architekten ihre Pläne vor, und ernteten nicht wenig Kritik für ihre Entwürfe. Lediglich mit einem Privathaus, das in der Berliner Vorstadt gebaut werden soll, zeigte sich der Rat zufrieden. Allerdings war es auch schon das zweite Mal, dass die privaten Bauherren mit ihrem Projekt vorstellig wurden. Beim ersten Mal waren auch sie bei den Experten durchgefallen.

Großprojekt in der Waldstadt

Ein regelrechtes Großprojekt ist es, das Investor Jan Kretzschmar von der Berliner Firma KW Development in der Waldstadt realisiert. Auf dem Gelände des einstigen Potsdamer Plattenwerkes zwischen Heinrich-Mann-Allee, Erich-Weinert-Straße, Drewitzer Straße und der Wetzlarer Bahn will er elf Wohnblöcke mit einer Gesamtbruttogeschossfläche von 20 000 Quadratmetern bauen. Das Gelände lag lange brach, nun soll dort ein Wohn- und Gewerbegebiet entstehen, außerdem zieht der Tennisclub Rot-Weiss dorthin.

Bei zwei der geplanten Wohnblöcke handelt es sich um langgezogene Zeilen, die übrigen Häuser sind kleinere, einheitliche Blöcke mit viel Grün dazwischen, wie Architekt Gregor Fuchshuber erläuterte. Die Wohnungen in dem neuen Quartier sollen nicht besonders teuer werden und fallen deshalb vergleichsweise kleinteilig aus: die Zwei-Zimmer-Wohnungen sollen weniger als 60, die Drei-Zimmer-Wohnungen rund 70 und die Vier-Zimmer-Wohnungen etwa 90 Quadratmeter groß sein.

"Luisenviertel" soll nach Potsdam klingen

Als Arbeitstitel für das Quartier haben sich die Planer „Luisenviertel“ ausgedacht, sie wollten, dass es potsdamtypisch und sympathisch klingt und besser zu vermarkten ist. „Wir wollen eben keine Waldstadt III bauen“, sagte Kretzschmar. Den fehlenden Bezug, den der Gestaltungsrat bei der Namensgebung bemängelte, räumte er allerdings ein und versprach, sich etwas anderes zu überlegen.

Doch größer war die Kritik an der Gestaltung der Wohnhäuser, die Fuchshuber anhand von Visualisierungen präsentierte. Warum er achtmal das gleiche Haus geplant habe, fragte Gestaltungsratsmitglied Helmut Riemann. Der Entwurf sei banal, langweilig und völlig belanglos. „Also ich möchte da nicht wohnen.“ Etwas versöhnlichere Töne schlug Gremiumsmitglied Axel Lohrer an. Der Landschaftsarchitekt empfahl den Planern, sich stärker auf die Außenflächen zu konzentrieren und zum Beispiel eine Art „grünen Boulevard“ in die Mitte des Viertels zu legen. „Wir würden Sie gerne noch weiter mit dem Projekt begleiten“, schloss Gestaltungsratsvorsitzende Ulla Luther. Mit anderen Worten: Verbesserungen sind erwünscht.

Neues Quartier am Bornstedter Feld

Gleiches gab Luther auch dem Architekten Reinhard Kock mit auf den Weg. Der Hamburger plant für die Hanseatische Immobilien Treuhand GmbH ein neues Quartier am Bornstedter Feld – das letzte vor dem Buga-Gelände. In insgesamt zehn vierstöckigen Gebäuden sollen dort rund 200 Wohnungen entstehenen – ein langer Riegel an der Georg-Hermann-Allee und mehrere kleinere Blöcke dahinter. Geplant seien Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen, für Autos und auch Fahrräder sind Stellplätze in der Tiefgarage geplant, so Kock.

Der Gestaltungsrat kritisierte vor allem, dass die Häuser teilweise nicht über die Straße, sondern über den Innenhof zu erreichen sein sollen. „Das ist nicht städtisch gedacht“, sagte Luther. In einer Stadt betrete man das Haus durch einen Eingang von der Straße aus, nicht über den Hof. Kock argumentierte mit technischen Notwenigkeiten, der Barrierefreiheit und Platzproblemen durch die Tiefgarage. Doch das Gremium blieb dabei: Der Eingang gehört nach vorne. Außerdem bemängelten die Experten die Fassade des langen Riegels an der Georg-Hermann-Allee. Er wünsche sich dort mehr Ruhe, eine formalere Sprache, sagte Ratsmitglied Christian Rapp. „Sie sind schon auf einem sehr guten Weg. Aber ich wünsche mir, dass wir uns nochmal wiedersehen“, so Luther.

In Gnade entlassen wurde hingegen ein Paar aus Berlin, das im Juni schon einmal seinen Entwurf für ein Einfamilienhaus in der Fritz-Rumpf-Straße vorgestellt hatte und nacharbeiten sollte. Das Haus in der Berliner Vorstadt hat nun eine Garage weniger und keinen Dachüberstand mehr, auch ist das Dach nun flach und nicht mehr schräg. Die Fenster, deren verschiedene Formate bei der vergangenen Sitzung auf Kritik gestoßen waren, sind nun weitgehend vereinheitlicht. Noch während der Sitzung entschloss sich das Paar, wie vom Gremium empfohlen auch ein letztes aus der Reihe fallendes Quer-Fenster durch zwei stehende zu ersetzen. Der Architekt nickte vor Ort ab – zur Zufriedenheit von Ulla Luther und ihren Mitstreitern.

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