zum Hauptinhalt
Sozial verträglich. Für 165 Wohnungen an der Georg-Hermann-Allee hat die Pro Potsdam gestern Richtfest gefeiert. Drei Viertel von ihnen werden für 5,50 Euro je Quadratmeter vermietet. Visualisierung: Müller Reimann Architekten/Pro Potsdam,

© Andreas Klaer

Neue Wohnungen für Potsdam: Richtfest und Abschied im Bornstedter Feld

Die kommunale Bauholding Pro Potsdam will im Bornstedter Feld 165 Wohnungen bis 2019 fertigstellen. Rund zwei Monate vor Ende der Bauarbeiten werden die Wohnungen vermarktet.

Von Valerie Barsig

Potsdam - Man weiß ja nie: Vielleicht ist es das letzte Mal gewesen, dass Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius dem Kranführer das Kommando gab, den Richtkranz in die Höhe zu ziehen. Vielleicht darf er aber auch in Zukunft nochmal ran, obwohl er in diesem Jahr in Rente geht und seinen Posten als Chef der kommunalen Bauholding an die Geschäftsführer Bert Nicke und Jörn-Michael Westphal abgibt. „Ich hoffe, die beiden laden mich dann trotzdem nochmal zu solchen Veranstaltungen ein“, scherzte er. Er betrachte den Anlass als den letztmaligen zu Richtfest- „und sonstigen Ansprachen“ bei der Pro Potsdam.

Für 165 Wohnungen an der Georg-Hermann-Allee im Bornstedter Feld feierte Müller-Zinsius am gestrigen Montag mit Bauarbeitern und Gästen Richtfest. 32 Millionen Euro wurden in den Komplex mit zwölf Häusern investiert, rund 19 Millionen Euro kommen dabei vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung und der Investitionsbank des Landes Brandenburg. Weitere rund sechseinhalb Millionen Euro steuerte die Kreditanstalt für Wiederaufbau bei, der Eigenanteil der Pro Potsdam lag ebenfalls bei rund sechseinhalb Millionen Euro, wie Müller-Zinsius sagte.

„Das Bornstedter Feld trägt wesentlich dazu bei, dass wir der Nachfrage nach Wohnungen nachkommen“

„Das Bornstedter Feld trägt wesentlich dazu bei, dass wir der Nachfrage nach Wohnungen nachkommen“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei der Veranstaltung. „Aber der Platz ist knapp.“ Deshalb müsse man sich in Potsdam bei der stetig wachsenden Nachfrage nach Wohnungen weiteren Bauvorhaben widmen. „Stichwort Krampnitz“, sagte Jakobs. Bis 2027 will die kommunale Bauholding Pro Potsdam laut Vereinbarung mit der Stadt Wohnungen für 10 000 Menschen errichten. Mit dem Richtfest am gestrigen Montag an der Georg-Hermann-Allee ist die 1000er Marke locker geknackt.

Neben den 165 Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen mit 45 bis 105 Quadratmetern entstehen auch zwei Gewerbeeinheiten. Dort laufen laut der Pro-Potsdam-Sprecherin Jessica Beulshausen bereits erste Gespräche mit potenziellen Mietern. Wer diese sein könnten, wurde noch nicht verraten. Geht es nach Architekt Thomas Müller vom Berliner Büro Müller Reimann Architekten, die den Komplex geplant haben, soll dort eine Kneipe oder ein Café Platz finden. Laut Müller strahle die Anlage „eine Noblesse aus, die Potsdam angemessen ist“. Durch die versetzten Häuser mit Bäumen dazwischen füge sich die Anlage zu einem eleganten Ensemble zusammen.

Durch Aufzüge sind die Wohnungen außerdem barrierefrei erreichbar, eine Tiefgarage befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite. Jede Wohnung verfügt über eine Loggia. Rund drei Viertel der Wohnungen haben eine Mietpreisbindung. Die Nettokaltmiete beträgt 5,50 Euro pro Quadratmeter für Besitzer eines Wohnberechtigungsscheins (WBS). Der Rest kostet sieben Euro pro Quadratmeter mit WBS+40.

Das nächste Quartier, das laut Bauholding im Bornstedter Feld fertiggestellt wird, ist das Baufeld „Am Schragen“

2019 soll der Komplex fertig sein, die Grundsteinlegung erfolgte im August vergangenen Jahres. Rund zwei Monate vor Ende der Bauarbeiten werden die Wohnungen vermarktet. Laut Angaben von Sprecherin Beulshausen soll das im Sommer nächsten Jahres der Fall sein. Man rechne mit einer großen Nachfrage. Das habe sich bereits im vergangenen Jahr bei Wohnungen gegenüber der jetzigen Baustelle gezeigt. „Wir hatten bei fast allen Projekten zwei Monate nach Verwaltungsübernahme bereits eine Vollvermietung.“

Müller-Zinsius erinnerte gestern auch an das erste Bauvorhaben mit gefördertem Wohnungsbau der Pro Potsdam, für das vor rund 19 Jahren der Grundstein gelegt worden war. Damals habe er angesichts hoher Leerstandsraten der Idee des geförderten Neubaus skeptisch gegenübergestanden, erinnerte er sich: „Zehn Jahre später haben wir nach öffentlich gefördertem Wohnraum gerufen.“ Auch Oberbürgermeister Jakobs lobte die Rolle der Pro Potsdam beim sozialen Wohnungsbau in der Stadt. „Damals war das alles andere als selbstverständlich“, sagte er. Die Pro Potsdam habe eine Initialzündung gegeben.

Im Rahmen des Neubauprogramms mit der Landeshauptstadt hat die Pro Potsdam inzwischen im Bornstedter Feld mehr als 500 Wohnungen fertiggestellt, rund 400 befinden sich derzeit im Bau, 300 sind noch in Planung. Das nächste Quartier, das laut Angaben der Bauholding im Bornstedter Feld fertiggestellt wird, ist das Baufeld „Am Schragen“. Dort sollen bis zum nächsten Jahr rund 600 Wohnungen entstehen. Das nächste Richtfest der Pro Potsdam ist ebenfalls bereits geplant: Es findet voraussichtlich im Mai an der Gertrud-Feiertag-Straße statt – dort entstehen 39 Wohnungen.

Auch Elfie Heesch vom Landesinfrastrukturministerium lobte die Anstrengungen der Pro Potsdam. Im Jahr 2017 habe das Ministerium rund 84 Millionen Euro Fördermittel überwiesen, davon sei ein Großteil nach Potsdam gegangen. Im Bornstedter Feld entsteht laut neuesten Prognosen ein Stadtteil für 14 500 Bewohner. Laut Entwicklungsträger leben bereits 6800 Menschen in dem Stadtteil, der 1993 festgelegt wurde.

+++

Hintergrund: Bis zum Jahr 2021 rund 14 500 Einwohner im Bornstedter Feld leben

Laut Prognosen einer von der kommunalen Bauholding Pro Potsdam in Auftrag gegebenen und Ende Januar von Pro-Potsdam-Geschäftsführer Bert Nicke vorgestellten Studie werden bis zum Jahr 2021 rund 14 500 Einwohner im Bornstedter Feld leben. Das sind deutlich mehr als erwartet: Ursprünglich war die Pro Potsdam von 12 500 Menschen ausgegangen. Das erhöht auch den Druck, soziale Infrastruktur zu bauen, denn vor allem Menschen im Alter zwischen 30 und 44 ziehen in das Bornstedter Feld – und damit auch viele Kinder im Alter von bis zu neun Jahren. Laut der 20 000 Euro teuren Studie des Berliner Unternehmens slapa & die raumplaner fehlen damit bis zum Jahr 2021 insgesamt 292 Kindergarten- und 171 Krippenplätze. Auch mehr Spielplätze werden benötigt. Wo die so dringend benötigten Plätze entstehen könnten, ist derzeit noch offen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false