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Landeshauptstadt: Neue Vorwürfe gegen Autohändler Betrugsprozess am Landgericht gestartet

Babelsberg - Betrogene Kunden, geprellte Zulieferer: Der Prozess gegen einen früheren Babelsberger Autohändler am Landgericht hat mit weiteren schweren Vorwürfen gegen den 56-Jährigen begonnen. Er muss sich wie berichtet wegen gewerbsmäßigen Betrugs verantworten.

Babelsberg - Betrogene Kunden, geprellte Zulieferer: Der Prozess gegen einen früheren Babelsberger Autohändler am Landgericht hat mit weiteren schweren Vorwürfen gegen den 56-Jährigen begonnen. Er muss sich wie berichtet wegen gewerbsmäßigen Betrugs verantworten. So soll er 740 000 Euro erschlichen haben, indem er zu Unrecht Überführungs- und andere Schäden an seinen Verkaufsmodellen abgerechnet und damit die Versicherung betrogen hat – und zwar zwischen 2002 und 2008 in 575 Fällen.

Am Dienstag kamen bei der Verlesung der Anklage weitere Vorwürfe an den Tag, die den 56-jährigen Nuthetaler ins Zwielicht rückten. Unter anderem habe sich der frühere Seat-Händler laut Staatsanwaltschaft von Seat zwei Neuwagen liefern lassen. Statt die 50 000 Euro für beide Fahrzeuge zu bezahlen, habe der Autohändler gefälschte Kontoauszüge und Buchungsbelege an das Fahrzeugunternehmen gefaxt, um an die Fahrzeugbriefe zu kommen. Später habe er die Autos weiterverkauft, so die Staatsanwaltschaft.

Auch Kunden soll der Händler über den Tisch gezogen haben. Die Staatsanwaltschaft schilderte einen Fall aus dem Jahr 2009, in dem ein Mann rund 11 000 Euro in bar für einen Seat zahlte – das Auto aber nie erhielt. Nach PNN-Informationen existieren gegen den Angeklagten weitere Vorwürfe dieser Art, bei der Staatsanwaltschaft sind noch etliche Ermittlungsverfahren anhängig. Im aktuellen Prozess wird dem Händler auch vorgeworfen, dass er einen bis 2011 geleasten Mitsubishi bis heute nicht zurückgegeben hat.

Rund 45 Minuten dauerte am Dienstag allein das Verlesen der Vorwürfe. Bei seinen dubiosen Geschäften soll der Unternehmer auch vor Bedrohung nicht zurückgeschreckt haben. Einem Belastungszeugen habe er 2008 eine SMS gesendet, so die Staatsanwaltschaft: „Du führst einen Krieg, den du nicht gewinnen kannst. Denk an deine Kinder und die Zukunft.“

Der Fall beschäftigt die Justiz seit mehreren Jahren. Ende 2006 durchsuchten Ermittler unter anderem das inzwischen geschlossene Seat-Autohaus in der Großbeerenstraße. Damals hieß es bereits, der Händler werde verdächtigt, in mehreren Hundert Fällen Bagatellunfälle vorgetäuscht zu haben und die Behebung der teils fiktiven Schäden abgerechnet zu haben. Das Verfahren ging auf eine Anzeige einer Versicherung zurück.

Einen typischen Fall schilderte der Staatsanwalt am Dienstag: So habe der angeklagte Autohändler 13 zum Verkauf bestimmte Skodas zerkratzen und mit Säure verunstalten lassen, dies als Anschlag fingiert und zunächst die Versicherungssumme kassiert. Im Nachgang habe er mit der zuständigen Versicherung vereinbart, beim Verkauf dieser Wagen jeweils extra einen Bonus von 500 Euro wegen des verminderten Wertes zu erhalten. Sieben der Autos sollen dann – fingiert – an eigene Mitarbeiter gegangen sein. Der mutmaßliche Gewinn: 3500 Euro. Vor Gericht sitzt noch ein 55 Jahre alter Mitangeklagter, der in 113 Fällen Beihilfe zum Betrug geleistet haben soll.

Der Hauptangeklagte, ein 56 Jahre alter Geschäftsmann – die blond gefärbten Haare in kurzem Vokuhila-Schnitt –, kam in elegantem Sakko und weißem Hemd und wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Ebenso hielt es der Mitangeklagte. Der Anwalt des Händlers versuchte, das Verfahren insgesamt zum Platzen zu bringen – bei der Wahl der nun zuständigen Strafkammer sei eine Manipulation nicht auszuschließen, so sein Vorwurf.

Die Staatsanwaltschaft hielt dem entgegen, das Verfahren sei ordnungsgemäß abgelaufen. Nach mehrstündiger Beratung lehnte auch das Gericht die Rüge ab. Für das Verfahren sind bis Mitte Februar 20 Verhandlungstage angesetzt, am Donnerstag geht es weiter. HK

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