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Landeshauptstadt: Neue Villa für Döpfner

Mangerstraße 31 ging an Springervorstandschef. Sylvia Brabetz kämpfte vergebens um ihr Elternhaus

Berliner Vorstadt - Für fast das Doppelte des geschätzten Verkehrswerts wechselte gestern eine Villa am Heiligen See den Besitzer. Für 2,5 Millionen kann Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, die um 1900 gebaute Immobilie Mangerstraße 31 nun sein Eigen nennen. Unweit davon ist die fünfköpfige Familie Döpfner selbst zu Hause. Die Zwangsversteigerung zum Zwecke der Aufhebung der Gemeinschaft entbehrte nicht einer gewissen Dramatik: Miteigentümerin Sylvia Brabetz war persönlich anwesend und kämpfte um ihr Elternhaus. Ihr Großvater hatte 1950 das Haus erworben und seinen beiden Kindern vererbt. Die Tochter allerdings verlor ihren Anteil aufgrund einer Firmenpleite mit einer Möbeltischlerei und einem Möbelkaufhaus, der Sohn entschloss sich im Alter aus gesundheitlichen Gründen zum Verkauf. Die Enkeltochter behielt bis jetzt ein Sechstel, die restlichen Teile gelangten vor einigen Jahren in die Hände von Döpfner und seinem Geschäftspartner, dem Berliner Anwalt Thomas Kexel. Das Haus vermittelt heute einen eher unscheinbaren Eindruck, zwei Etagen, Kellergeschoss und Dachboden, Garage und Carport. Das Beste ist zweifellos die Lage: 1344 Quadratmeter am Ufer des Heiligen Sees, eine höhere Promidichte gibt es wohl nirgends in Potsdam. Als weder Jauch noch Joop hier übern Gartenzaun grüßten, schwamm Sylvia Brabetz von Mai bis Oktober im See und lief im Winter Schlittschuh, wie alle, die hier wohnten. Viele von denen sind nun nicht mehr da, und viele Neugierige kamen zum Besichtigungstermin Mitte Mai, um so ein Haus mal von innen zu sehen. Innenaufnahmen im Internet zeigen eine liebevoll restaurierte Wohnung mit Stuckdecken, Holzböden und –täfelung und weiteren schmucken Details, die restlichen drei seien vermutlich stark sanierungsbedürftig, sagen Brabetz und Döpfners Anwalt Manfred Dengel übereinstimmend. Brabetz, die zwar aus „emotionalen Gründen“ bereits vor wenigen Jahren aus ihrer Wohnung im Haus auszog, hätte ihr altes Elternhaus gestern gern zurückgekauft. Nun wird Döpfner aus den vier Wohnungen zwei oder drei machen, vermutet Dengel. Auch die Außenfassade sei zu restaurieren, in Kooperation mit dem Denkmalamt sollen diesbezüglich historische Unterlagen gesichtet werden. Brabetz, Inhaberin einer Wirtschaftskanzlei für Existenzgründer, fühlt sich allerdings „zwangsenteignet“ und ärgert sich über ihre Machtlosigkeit. Dass kaum noch „normale“ Menschen in der Berliner Vorstadt leben, empfindet auch der letzte noch im Haus verbliebene Mieter, Maik Loose, als traurig. Er hatte noch eine größere Summe in die Renovierung seiner Wohnung gesteckt und wird nun vermutlich ausziehen müssen – Dengel wollte zum Verfahren diesbezüglich nichts sagen. „Man wird billig weggekauft“, war Brabetz’ Kommentar nach dem Ende der Versteigerung, bei der sie jedoch bis in durchaus realistische Höhen mitgeboten hatte. Das „Schmerzensgeld“, wie sie ihren Anteil am Verkauf nennt, werde ihr jedoch die Kindheitserinnerungen und den verlorenen Blick hinüber zum Marmorpalais nie ersetzen können.

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