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Die Dresdner Architektenbüros "Atelier Schmelzer Weber", Höhne Fitschen + Partner und "Querfeldeins" erreichten mit ihrem Entwurf den ersten Platz.

© Atelier Schmelzer Weber

Neue Schule im Potsdamer Norden: Gymnasium und Stadtteiltreff in einem

Prestigeprojekt nahe dem Welterbe: Die Stadt stellt drei Siegerentwürfe für den Schulneubau an der Pappelallee vor, die Entscheidung fällt im Oktober.

Potsdam - "Offene Lernlandschaften“, Photovoltaik-Anlagen, viel Grün und ein angeschlossener Stadtteiltreff: Mit dem geplanten Gymnasium an der Pappelallee, Ecke Reiherweg, möchte die Stadt einen vorbildlichen Schulneubau realisieren. Wie das Gebäude einmal aussehen könnte, zeigten die drei Siegerentwürfe des Wettbewerbsverfahrens, die am Dienstag vorgestellt wurden: Auf dem ersten Platz landete ein Entwurf, der ein lockeres Ensemble aus fünf „Lernhäusern“ vorsieht, die sich jeweils an den Ecken berühren, während sich zum Ruinenberg hin ein parkähnlicher Übergang vollzieht.

Hier soll „eine kleine Stadtlandschaft geschaffen werden, die in einer Pavillonstruktur aufgebaut wird und somit das Raumprogramm geschickt in einzelne Häuser gliedert, die aufgrund ihrer versetzten Stellung unterschiedlich nutzbare Höfe schafft“, heißt es in der Begründung der Jury, die vor allem mit Bauexpert:innen besetzt war. Das Dresdener „Atelier Schmelzer Weber“ hatte den Entwurf gemeinsam mit den ebenfalls aus Dresden stammenden Büros „Höhne Fitschen + Partner“ und „Querfeldeins“ eingereicht. Einen etwas anderen Ansatz wählte die Berliner Architektin Kersten Kopp, die auf dem zweiten Platz landete: Ihr Entwurf zeigt ein kompaktes Hauptgebäude, das über vier Oberlichter mit entsprechenden Innenhöfen verfügt, die äußere Fassade ist mit vertikalen Holzrippen verkleidet.

Im Sommer 2024 könnten die Bauarbeiten beginnen

Welcher der Vorschläge umgesetzt wird, ist noch nicht entschieden: „Die drei Siegerentwürfe kommen nun in ein Vergabeverfahren“, sagte Bernd Richter, Werkleiter des Kommunalen Immobilien Service (KIS), der den Schulneubau in Auftrag gegeben hatte. „Wir rechnen im Oktober mit einer Entscheidung.“ Wenn alles nach Plan läuft, könne Ende nächsten Jahres eine Baugenehmigung erteilt und im Sommer 2024 mit den Bauarbeiten begonnen werden, so Richter. 2027 soll das vierzügige Gymnasium für rund 700 Schüler:innen fertig sein.

Die Architekten des Siegerteams stellten ihren Entwurf für das neue Gymnasium Bornstedt als Modell vor.
Die Architekten des Siegerteams stellten ihren Entwurf für das neue Gymnasium Bornstedt als Modell vor.

© Ottmar Winter

Die Ansprüche an die Architekt:innen waren hoch: Die neue Schule soll nicht nur eine moderne Lernumgebung bieten, sondern auch einen seit langem benötigten Stadtteiltreff integrieren. Zudem befindet sich das 2,45 Hektar große Gelände nahe dem Unesco-Welterbe, weist ein leichtes Gefälle auf und verfügt über viel Baumbestand, der erhalten werden soll. Nachhaltig soll das Ganze natürlich auch werden: Die Integration von Photovoltaik-Anlagen war eine Bedingung der Ausschreibung, zudem setzen viele Entwürfe auf Holz als Baustoff. „Es ist eines der spannendsten Planungsprojekte, die wir derzeit haben“, sagte Richter.

Außensportanlagen sollen für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein

Eine weitere Anforderung: Alle Außensportanlagen sollen für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein. „Damit entsteht auch ein Mehrwert für das Quartier“, sagte Potsdams Bildungsbeigeordnete Noosha Aubel (parteilos). Neben den Außen- und Spielanlagen sind auch eine Drei-Feld-Sporthalle für Schul- und Vereinsnutzung geplant sowie eine eigene Halle für Sportakrobatik. „Wir setzen neue Maßstäbe im Schulbau“, so Aubel. „Mit der Integration des Stadtteilzentrums sowie der Öffnung der Außensportanlagen schaffen wir einen Ort, der nicht nur Schule ist, sondern gleichzeitig Treffpunkt und Begegnung für Kinder und Jugendliche sowie Bürgerinnen und Bürger.“

Dieser Bau mit Holzfassade ist einer der drei Siegerentwürfe.
Dieser Bau mit Holzfassade ist einer der drei Siegerentwürfe.

© Kerstin Koop Architekten, Berlin mit capattistaubach, urbane Landschaften, Berlin

Das Projekt hat Prestige, und zwar nicht nur für die Stadt: Insgesamt 107 Architekturbüros hatten sich für den Wettbewerb gemeldet, zwölf wurden am Ende ausgelost. Insgesamt 118.000 Euro Preisgeld wurden auf die drei Siegerentwürfe verteilt, der vierte Platz erhielt einen mit 13.000 Euro dotierten Achtungspreis, alle restlichen Entwürfe bekamen eine Aufwandsentschädigung von insgesamt 38.000 Euro.

Formal existiert das Gymnasium bereits

Für den Schulneubau rechnet der KIS mit Kosten von 46 Millionen Euro - eine stolze Summe, wie Potsdams Kämmerer Burkhart Exner (SPD) einräumte: „In Zeiten knapper werdender Finanzspielräume und steigender Baupreise sind 46 Millionen Euro für einen Schulstandort mit Sportangeboten und Stadtteiltreff kein kleines Budget.“ Es handele sich aber um gut angelegtes Geld, da in die Bildungsinfrastruktur der Stadt investiert werde, so Exner.

Das „Gymnasium Bornstedt“, das künftig in den neuen Standort einziehen soll, existiert formal bereits: Zum Schuljahr 2022/2023 wird es den Betrieb im Gebäude des jetzigen Oberstufenzentrums I in der Jägerallee aufnehmen. Mit dem Neubau komme man der Verantwortung gegenüber den Eltern nach, sagte Aubel: „Es gibt in Potsdam eine starke Nachfrage nach Gymnasiumplätzen, und bislang gibt es kein Gymnasium im Potsdamer Norden“, so die Beigeordnete. 

Wie berichtet hatte es eine lange Kontroverse um das neue Gymnasium gegeben, unter anderem weil die rot-grün-rote Rathauskooperation eigentlich nur noch Gesamtschulen in Potsdam errichten wollte. „Das neue Gymnasium ist gewollt und gebraucht“, stellte Aubel klar.

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