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Landeshauptstadt: Neue Schnellstraßen für Radfahrer

Studie empfiehlt den Bau von drei Verbindungen in den Norden, nach Werder und nach Teltow

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Drei bis vier Meter breit sollen sie sein, möglichst kreuzungsfrei und getrennt vom restlichen Verkehr – die Rede ist von sogenannten Radschnellwegen, die Fahrrad-, E-Bike- und Pedelecfahrern gut ausgebaute Alternativen zu herkömmlichen Radwegen bieten. Den Bau von drei solcher Verbindungen – eine nach Werder, eine über Stahnsdorf und Kleinmachnow nach Teltow und eine innerstädtische nach Fahrland – empfiehlt nun eine Machbarkeitsstudie, die Potsdams Fahrradbeauftragter Torsten von Einem am Dienstagabend im Bauausschuss vorgestellt hat. Das Papier wurde in Zusammenarbeit mit den betroffenen Umlandgemeinden erarbeitet – ein Novum, schließlich hatten die Landeshauptstadt und der benachbarte Landkreis Potsdam-Mittelmark beim Thema Verkehr regelmäßig über Kreuz gelegen, erinnert sei hier nur exemplarisch an den Streit um den Bau der Havelspange über den Templiner See. Beim Radverkehr ziehen nun erstmals alle an einem Strang. Ein Überblick.

Die Route nach Werder (Havel)

Eine Radschnellverbindung nach Werder wird bereits seit Jahren diskutiert. Bis zu 1000 Berufspendler sind nach Schätzungen der Stadt täglich zwischen der Potsdamer Innenstadt und der Blütenstadt unterwegs. Drei Varianten wurden nun für die Machbarkeitsstudie untersucht. Gemeinsam haben sie nur das erste Teilstück in der Geschwister-Scholl-Straße. Da ein Ausbau nur für Radfahrer in diesem Abschnitt nicht möglich ist, sollen die Radler gegenüber dem restlichen Verkehr bevorzugt werden, etwa durch spezielle Markierungen auf der Fahrbahn oder grüne Wellen, so von Einem. Zwei Varianten folgen dann im Wesentlichen der Trasse der Magdeburger Bahn, eine südlich der Bahnlinie, eine würde nördlich davon geführt, unter anderem auf der frisch asphaltierten Lindenallee zwischen dem Neuen Palais und Golm, die dann allerdings noch weiter ausgebaut werden müsste. Chancen haben sie beide nicht: Abgesehen davon, dass niemand die drei bis vier Tunnel oder Brücken bezahlen kann, die je nach Variante nötig wären, gäbe es beim Ausbau der Lindenallee auch massive Probleme mit dem Denkmalschutz. Die Verbindung ist Bestandteil des Weltkulturerbes. Empfohlen wird daher die dritte Variante, die ab dem Bahnhof Park Sanssouci quer durch den Wildpark verläuft (siehe Grafik). Nur eine Brücke über die Havel – parallel zur Eisenbahnbrücke in Werder – müsste für diese Strecke neu gebaut werden. Potsdam hat sich wie berichtet mit den Gemeinden Schwielowsee und Werder bereits über den Bau der Brücke verständigt, die rund zwei Millionen Euro kosten soll. Da die Brücke nach derzeitigen Planungen aber erst 2019 errichtet werden soll, bleibt auch die Radschnellroute bis dahin nur ein Wunschtraum. 9,4 Kilometer lang soll die Route insgesamt sein, von den Ausbaukosten in Höhe von zehn Millionen Euro muss Potsdam 8,7 Millionen Euro selbst aufbringen.

Die Route nach Teltow

Von einem Radschnellweg, der Potsdam mit Stahnsdorf, Kleinmachnow und Teltow verbindet, verspricht man sich im Rathaus den größten Effekt. Mehrere Tausend Berufstätige pendelten täglich zwischen Potsdam und den drei Gemeinden, die Machbarkeitsstudie empfiehlt daher, diese Route so schnell wie möglich auszubauen. Untersucht wurden zwei Varianten: Die erste würde auf Potsdamer Seite vom Hauptbahnhof aus durch die Friedrich-Engels-Straße bis zum Lutherplatz und dann parallel zur S-Bahn zur Stahnsdorfer Straße führen. An deren Ende in Steinstücken würde es geradeaus parallel zum Teltowkanal weitergehen bis zur Alten Potsdamer Landstraße in Stahnsdorf (siehe Grafik). Die zweite Variante würde am Lutherplatz in Potsdam auf die Großbeerenstraße abbiegen, bis zu deren Ende ans Güterfelder Eck führen und dann dem Verlauf der seit Kurzem verkehrsberuhigten L 76 bis Stahnsdorf und zur Waldschänke folgen. Dort würde sich die Radlerpiste dann in beiden Varianten nach Kleinmachnow und Teltow auffächern. Wegen des Bahnübergangs am Bahnhof Medienstadt und der vielen Ampeln empfiehlt die Studie, die Variante eins zu verwirklichen, deren fahrradtauglicher Ausbau auf einer Länge von 8,4 Kilometern mit etwa 3,9 Millionen Euro zu Buche schlagen würde. Brücken oder Tunnel wären nicht erforderlich, Ampeln würde es zwischen den Ortsgrenzen nicht geben. Der Naturschutzstatus wäre allerdings ein Problem, immerhin führt ein großer Teil der Strecke durch den Wald. In Teltow und Kleinmachnow begrüßt man die Pläne. Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) sieht ein hohes Potenzial für eine Radschnellverbindung. In der Stadt könnten die Radfahrer die schon vorhandenen Radwege entlang der Landesstraße 76 nutzen, so Schmidt. In Kleinmachnow erwartet man Entlastungen für den Schülerverkehr, wenn die Alte Potsdamer Landstraße für Radfahrer ausgebaut wird. „Innerörtlich arbeiten wir ohnehin unseren Masterplan Fahrrad ab“, so Gemeindesprecherin Martina Bellack. Zudem arbeite man mit dem Nachbarbezirk Steglitz-Zehlendorf an besseren Radverbindungen nach Berlin.

Die Route in den Norden

Die einzige rein innerstädtische Radschnellroute soll für eine gute Verbindung vom Potsdamer Zentrum nach Krampnitz, Neu Fahrland und Fahrland sorgen. Im Zuge der Entwicklung des Krampnitzer Kasernengeländes rechnet die Stadt künftig mit täglich zwischen 1500 und 2500 Fahrradpendlern auf dieser Strecke. Auch hier wurden zwei Varianten untersucht: Verworfen wurde eine Streckenführung komplett entlang der B2 bis nach Fahrland, weil dafür an der Neu Fahrländer Insel zwei neue Brücken oder Tunnel gebaut werden müssten. Die Vorzugsvariante der Stadt biegt daher von der B2 auf die Straße Am Golfplatz ein und führt über den Fahrländer Damm zum Sacrow-Paretzer-Kanal. An dieser Stelle wäre nur ein Brückenneubau nötig. Der Ausbau der Route kostet insgesamt 6,4 Millionen Euro und wird mittelfristig empfohlen. Für alle Vorhaben hofft die Stadt auf Fördermittel vom Land.

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